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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nacht sind sie natürlich im Käfig. Was man so Käfig nennt. Don Eugenio hat ihnen ein Haus gebaut, das – verzeihen Sie, Dottore – vielleicht schöner als Ihres ist.«
    »Sicherlich. Davon bin ich überzeugt, zumal ich gar keins besitze. Geld spielt hier wohl keine Rolle.«
    »Kaum.« Gallezzo lächelte breit. »Natürlich muß es verdient werden, aber es macht Freude, für Dr. Soriano zu arbeiten.«
    »Daß man so etwas erlaubt!« sagte Volkmar. Das Löwengebrüll erstarb. Wo bei normalen Sterblichen Wachhunde bellten, rumorten hier Raubtiere. »Frei herumlaufende Löwen, Krokodile im Garten …«
    »Wer könnte Don Eugenio etwas verbieten?« Gallezzo ging voraus. Sie betraten eine riesige, offenbar klimatisierte Halle, ganz im orientalischen Stil mit zierlichen ziselierten Säulen und Trennwänden mit kunstvollen Schnitzereien nach marokkanischen Motiven. Auf dem weißen Marmorboden lagen Teppiche von traumhafter Schönheit. Aus goldenen Lampen floß weiches, wohltuendes, geradezu erotisierendes Licht. Ein Diener mit goldenen Schulterstücken, wie sie sonst nur ein General trägt, kam Dr. Volkmar würdevoll entgegen. Gallezzo lachte leise.
    »Der Butler, Dottore. Ein echter! Aus England. Mr. Reginald Worthlow. Das einzige, was ihn maßlos stört, ist seine Uniform. Don Eugenio brauchte ein halbes Jahr, um ihm die steife britische Butlertracht abzugewöhnen. Aber er geht immer noch so, als trage er sein gestreiftes Dinnerjacket.«
    Mr. Worthlow verbeugte sich distinguiert, bedachte Gallezzo mit einem herabwürdigenden Blick und sprach Dr. Volkmar auf deutsch an.
    »Ich darf Ihnen Ihre Suite zeigen, Herr Doktor«, sagte er. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    »Sie sprechen Deutsch, Mr. Worthlow?« fragte Volkmar erfreut.
    »Ich spreche sieben Sprachen, Sir. In welcher möchten Sie angesprochen werden?«
    »Was ist Ihnen lieber, Worthlow?«
    »Die Gäste haben Wünsche, nicht ich.« Mr. Worthlow lächelte verhalten. »Die Umgangssprache im Haus ist Italienisch, aber natürlich passen wir uns jedem Gast an.«
    »Dann einigen wir uns, Worthlow«, sagte Volkmar herzlich. »Mit Ihnen spreche ich englisch und sonst italienisch.«
    »Zu gütig, Sir.« Worthlow ging voraus, sie stiegen über breite Marmortreppen und gingen durch prunkvolle, säulengestützte Flure an Innenhöfen vorbei, bis sie eine große Diele mit Sesselgruppen und einer Bar erreichten. Mr. Worthlow blieb stehen und wies auf eine Reihe wiederum mit reichem Schnitzwerk versehener Türen.
    »Ihre Suite, Sir. Dies ist die Zentralhalle. Die Tür ganz links führt zur Bibliothek, daneben ist eine Art Arbeitskabinett, es folgt ein Salon mit Stereoanlage und Fernseher. Die Tür ganz rechts gehört zum Schlafzimmer, gleich dahinter ist das Bad. Sie haben auch einen eigenen kleinen Swimming-pool mit angrenzender Dachterrasse. Von dort blicken Sie direkt auf das Meer.«
    »Enorm! Und alles für einen einzigen Gast?«
    »Wir haben in unserem Komplex vier solcher Gästehäuser, Sir. Allerdings ist dieses das schönste.«
    »Und die Löwen?«
    »Sind auf der anderen Seite. Die Gäste sollen durch das Gebrüll nicht gestört werden.« Worthlow ging herum, öffnete alle Türen und schaltete in den Räumen das Licht ein. Eine solche Pracht hatte Dr. Volkmar noch nicht einmal im Film gesehen. »In jedem Zimmer finden Sie eine Telefonanlage, mit der Sie einen Diener oder mich rufen können, Sir.«
    »Das wird auch nötig sein, Worthlow!« Dr. Volkmar lachte unsicher. »Allein verlaufe ich mich hier und lande vielleicht doch noch bei den Löwen.«
    »Noch nicht, Sir«, sagte Worthlow würdevoll. Volkmars Kopf zuckte herum, aber Worthlows Augen blickten unpersönlich und kühl, wie es einem britischen Butler zukommt.
    »Das Telefon ist nur ein Hausanschluß, Sir«, fügte Worthlow hinzu.
    »Das dachte ich mir.«
    »Wenn Sie über das Amt telefonieren wollen, stelle ich die Verbindung gerne her.«
    »Nach Rückfrage bei Don Eugenio?«
    »Wir haben eine gewisse Hausordnung, Sir. Sie haben kein Gepäck?«
    »Ich werde morgen eingekleidet, Worthlow.«
    Dr. Volkmar ging in sein Schlafzimmer. Das war ein Tanzsaal mit einem ungewöhnlich breiten Doppelbett, auf dem eine Decke aus weißem Nerz lag. Spiegel zwischen den maurischen Wandverkleidungen warfen sein Bild von allen Seiten zurück. Hinter einer Glastür leuchtete schwach, von einem Unterwasserscheinwerfer erhellt, der Swimming-pool. Palmen und Blütenbüsche wogten auf der Dachterrasse im Meereswind. Weiße, bequeme

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