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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lange an, beteten an der Leiche und begruben sie unter einer Pyramide von Felssteinen.
    »Gib mir die Hälfte!« sagte Anna später, als sie wieder im Haus am Tisch saßen. Das Geld lag zwischen ihnen. »Mir steht die Hälfte zu. Er war auch mein Bruder.«
    Ernesto nickte. Er zählte die Scheine ab … einen nach links, einen nach rechts. Auch optisch eine reelle Teilung. »Fünfhunderttausend!« sagte er, als die Häufchen fertig waren. »Bitte.«
    »Danke, Ernesto.« Anna nahm die Scheine, stopfte sie in eine lederne Umhängetasche und verschloß sie.
    »Und nun?« fragte Ernesto.
    »Ich gehe nach Sizilien!« sagte Anna. »Nach Palermo. Ich finde ihn! Ich vergesse ihn nie!«
    »Enrico?«
    »Auch. Aber den anderen, den Gelackten.«
    »Dazu reichen fünfhunderttausend nicht.«
    »Dafür wird es immer reichen, und wenn ich als Hure gehe!« Sie ging zum Ofen und setzte die Pfanne aufs Feuer. Sie hatten noch drei Eier und etwas Speck. Ein gutes Frühstück. Und Wein dazu. Wie schön kann die Welt sein …
    Am Abend kam Ernesto von Sorgono zurück, wo er bei Stracia die Waren abholte, die Luigi gekauft hatte. Er hatte aber nichts von Luigis schrecklichem Sterben erzählt, sondern behauptet, Luigi habe so gesoffen, daß er die Waren nicht mehr abholen konnte. Als er mit dem alten Jeep wieder das Haus erreichte und nach seiner Schwester rief, war Anna nicht mehr da.
    Er hatte das befürchtet, setzte sich auf die Treppe und starrte in den fleckigen Abendhimmel.
    Gott mit dir, Anna, dachte er. Madonna, beschütze sie! Nun bin ich ganz allein, der Letzte meiner Familie. Madonna, beschütze auch mich.
    Palermo bei Nacht, auch und gerade wenn man es aus der Luft sieht, ist ein Erlebnis.
    Der Pilot drückte den Jet tief hinunter. Sie flogen so tief über der Stadt, als fehlte nicht viel, und sie streiften die Türme der von Scheinwerfern angestrahlten Cattedrale oder die berühmte Kirche San Giovanni degli Eremiti.
    Zwar war es verboten, so dicht über die Dächer zu fliegen, aber auf dem Flugplatz wußte man ja, wem die Maschine gehörte. Warum sollte man Schwierigkeiten machen, wenn es um Dr. Soriano ging? Verlorene Zeit, amici …
    Auf dem Rollfeld wurden sie bereits von einer großen amerikanischen Limousine erwartet. Ein Chauffeur in dunkelroter Livree zog devot seine Mütze und riß die Türen auf. Dr. Volkmar und Gallezzo stiegen ein, die drei anderen Herren gingen zu Fuß zum Airport-Gebäude, wo auf dem Parkplatz ein normaler Wagen, ein Lancia, stand.
    Die Fahrt ging um Palermo herum, auf einer Umgehungsstraße zur Küste. »Wir haben auch eine Autobahn bis Catania«, erklärte Gallezzo, »aber Autobahnen kennen Sie ja von Deutschland her. Die Küstenstraße ist schöner. Auch bei Nacht.«
    Sie fuhren am Golf von Palermo entlang, sahen die Schiffe auf dem Meer, die Villen in den Palmengärten und die Lichterketten der Hafenanlagen. Perlenschnüre aus Licht.
    Dann wurde es plötzlich einsam, eine schmale Straße bog ab zum Capo Zafferano, gegen den fahlen Nachthimmel hoben sich die wuchtigen Ruinen von Solunto ab, in der Ferne griff der Lichtfinger eines Leuchtturmes in das Meer. Eine lange, hohe, weiße Mauer begrenzte rechts die Straße.
    »Der Park!« sagte Gallezzo stolz. »Dr. Soriano hat den schönsten Park auf ganz Sizilien. Über hundert Regner bewässern die Blumenbeete und Bäume. Er hat sogar einen künstlichen See angelegt, nur kann man auf ihm nicht mit dem Boot fahren. Er hat Krokodile ausgesetzt.« Gallezzo lächelte freundlich. »Dr. Soriano ist ein großer Tierfreund. Am liebsten würde er sich einen eigenen Zoo anlegen. Genug Affen habe ich schon, sagt er manchmal und meint uns damit. Ein fröhlicher Herr, Don Eugenio …«
    Der Wagen bog in eine breite Auffahrt, rollte durch ein doppelflügeliges, wundervoll geschmiedetes Gittertor und glitt lautlos vor ein Haus, das eher einem maurischen Palast glich als einer normalen Villa. Vor dem breiten gläsernen Eingang brannten hohe Kandelaber, zwei Diener in schneeweißer Livree warteten auf den Gast. Irgendwoher, von seitlich, hinter einem der kubischen Bauten, die ineinander verschachtelt waren, Innenhöfe bildeten, Terrassen, verbindende Treppen und Dachgärten, ertönte dumpfes, schläfriges Gebrüll. Dr. Volkmar stieg aus dem Wagen und machte ein verdutztes Gesicht.
    »Das sind vier Löwen, Dottore«, erklärte Gallezzo. »Ich sagte ja: Don Eugenio ist ein Tiernarr. Wir haben hier einen sogenannten Löwenhof, wo die Tiere frei herumlaufen können. Über

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