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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß sie Beethoven nicht ausgespart haben. Der Mann war doch ein Choleriker und konnte herzerfrischend Scheiße sagen …«
    »Papa!« Loretta schien es warm in der Morgensonne zu werden. Sie öffnete ihr durchsichtiges Kleid und streifte es über die Schulter ab. Der goldene Bikini glitzerte auf ihrem braunen, biegsamen Körper.
    »Sie hält mich für ordinär!« sagte Soriano. »Dabei bin ich Präsident der Kulturgemeinde Palermo und Mäzen der Opernfestspiele. Das Leben schleift ab, Dottore. Am schlimmsten hat's ein Rechtsanwalt. Überall Unrecht, überall Kriminalität – man ist versucht zu sagen: Es gibt keinen Menschen, der nicht Dreck am Stecken hat. Selbst Loretta hat ihre Tücken: Sie hat in der Klosterküche Obst geklaut.«
    »Ich hatte Hunger!«
    »Es war Fastenzeit!«
    »Es war Richter«, sagte Dr. Volkmar. Soriano sah ihn entgeistert an.
    »Wie bitte?«
    »Swjatoslaw Richter. Der Pianist. Ihre Tochter fragte danach.«
    »Ach! Da sind Sie noch?« Er blickte Mr. Worthlow an. Der Butler sah auf seine Taschenuhr, die an einer Silberkette hing.
    »Noch zehn Minuten, Sir.«
    Soriano erhob sich. Er aß noch ein Käsestückchen und tauchte dann die Finger in eine Schale mit Wasser und Zitronenscheiben. Worthlow reichte ihm eine große Serviette zum Abtrocknen.
    »Kommen Sie mit, Dr. Volkmar?« fragte er dann. »Die Löwen und die Krokodile werden gefüttert. Haben Sie das schon mal gesehen? Ein grandioses Schauspiel.«
    »Ich möchte Signorina Loretta nicht allein lassen.« Dr. Volkmar wußte, wie dämlich dieser Satz klang, aber er befand sich im Stadium absoluter Verworrenheit. Es ist zum Kotzen, dachte er. Mit zweiundvierzig Jahren, und noch dazu als Arzt, sitzt man da wie ein halbreifer Knabe, der zum erstenmal einen halb nackten Frauenkörper sieht und davon träumt, ihn mal anfassen zu dürfen. Er dachte, wie hilfesuchend, an Dr. Angela Blüthgen, aber sie half ihm nicht. Bei ihr war alles so unkompliziert gewesen. Man wußte den Ablauf der Dinge bis zum nächsten Morgen. Und bei seinen anderen Erlebnissen war es ähnlich gewesen: Zärtlichkeit und Hingabe, Versprechungen, an die keiner glaubte und die auch schnell vergessen wurden.
    Mit Loretta war schon jetzt alles anders. Ihre braungrünen Mandelaugen blickten Volkmar an, als könne sie seine Gedanken lesen. Der Wind, der warm und nach Salz riechend vom Meer herüberwehte, spielte mit ihrem Haar.
    »Ich komme mit«, sagte sie mit ihrer samtenen Stimme.
    Sie stand auf, legte das Schleierkleid lose um ihre Schultern. Volkmar sprang auf, sie legte ihre Hand auf seinen Arm, und es war ihm, als drückten ihre Finger ganz leicht in seine Haut. Es konnte ein Irrtum sein, aber Volkmar war in dieser Stunde bereit, vieles zu glauben, was er sonst als pubertären Blödsinn abgetan hätte. Lorettas Gegenwart paralysierte ihn. Ja, das ist der richtige Ausdruck, dachte er. Das ist medizinisch korrekt: Mein Hirn ist aufgeweicht, gelähmt! Ich denke nichts mehr – ich sehe nur noch. Ich sehe nur sie. Was um sie herum atmet, spricht, geht, ist unwichtig, ist gar nicht vorhanden. Das ist tatsächlich der Zustand totaler Umnachtung. Und das erschreckendste: Man weiß es und tut nichts dagegen!
    Dr. Soriano ging voraus. Mr. Worthlow blieb zurück und überwachte das Abdecken des Frühstückstisches. »Zuerst die Krokodile«, sagte Soriano. »Die meisten Menschen halten sie für abscheuliche Tiere.«
    »Ich gehöre auch dazu«, sagte Loretta. Dr. Volkmar zuckte zusammen, als Loretta ihren Arm unter den seinen schob. Sie gingen eng beieinander, berührten sich mit den Schultern, er sah, wenn er zur Seite blickte, die Wölbung ihrer Brüste in dem goldenen Bikini, die abfallende Linie ihres Leibes, das dreieckige Stückchen Goldstoff und die langen Beine, die den Plattenboden kaum zu berühren schienen. Sie schwebt, dachte Volkmar. So verrückt bin ich schon, daß ich das für möglich halte! Aber man hörte sie tatsächlich nicht. Kein Klicken der hochhackigen, goldbestickten Schuhe. Sie muß knapp über 110 Pfund wiegen, dachte er. Als Arzt hat man dafür ein Auge. Wie können 110 Pfund so lautlos sein?
    Er sah den herrlichen Park kaum, aber als sie an dem großen Teich standen und sich von ihrer Insel die hornigen Riesenechsen klatschend ins Wasser wälzten und zu ihnen geschwommen kamen, riß sich Volkmar endlich von Lorettas Bewunderung los.
    Zwei Männer in Gummischürzen schoben einen großen Karren mit zerteiltem Fleisch heran. Das Blut tropfte ihnen über die

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