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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihnen damit nur sagen, Enrico, daß wir an Leichen nie Mangel haben werden wie ihr in Deutschland.«
    »Das ist ungemein beruhigend«, sagte Volkmar heiser. »Ich bleibe dabei: Ich operiere nicht!«
    »Und Sie treten ab sofort in den Hungerstreik?«
    »Ja!«
    »Sie sind ein glücklicher Mensch. Sie haben sich mit zweiundvierzig Jahren noch viel von Ihrer Jungenhaftigkeit erhalten.«
    »Ihr Sarkasmus nutzt Ihnen gar nichts!« schrie Volkmar und stieß sich von der Säule ab. »Nichts! Sie investieren Millionen in mich – es ist verlorenes Geld! Ab sofort werde ich mich generell weigern. Ich bin gespannt, wie Sie mich zwingen wollen!«
    Er wandte sich ab und lief den Säulengang hinunter zum Gästehaus.
    Dr. Soriano sah ihm nach und schüttelte den Kopf. Worthlow kam und bediente Don Eugenio mit dem dampfenden, ungemein starken Kaffee.
    »Laden Sie alle aus, Worthlow«, sagte Soriano nachdenklich. »Sagen Sie alle Partys ab! Bis Ende September.«
    »Sehr wohl, Sir.« Worthlow reichte eine warm angefeuchtete Serviette hin, damit sich Soriano den Honig aus den Mundwinkeln wischen konnte. »Auch die Geburtstagsparty für Miß Loretta?«
    »Auch die!«
    »Es wird zu einer großen Diskussion kommen, Sir.«
    »Verweisen Sie meine Tochter an Dr. Volkmar. Er tritt ab sofort in den Hungerstreik.«
    Soriano lehnte sich zurück. Das Sonnenlicht durchdrang das orangenfarbene Gewebe des Schutzdaches und überzog alle Gegenstände unter ihm mit einem mildroten Schimmer. Man kann ihn wirklich nicht zwingen, dachte Soriano. Nicht mit Maßnahmen gegen seinen Körper, denn jeder Nerv in ihm ist wertvoll. Das weiß er ganz genau, und insofern hat er mir gegenüber die bessere Position. Er kann mich tanzen lassen, wochenlang, monatelang, und es gibt keinen anderen Weg als den der Güte, um ihn an den OP-Tisch zu bringen. Ihn, wie bei Melata, zu überlisten, gelingt nur einmal, und selbst wenn er sich bereit findet, zu operieren und für die Klinik zu arbeiten, kann er alle Pläne zunichte machen, indem ihm jede Operation mißlingt. Zwei, drei Todesfälle – das spricht sich in den Kreisen, auf die es uns ankommt, sofort herum. Dann stehen wir vor leeren Betten, und die ›Gesellschaft‹ wird Rechenschaft von mir fordern. So einfach ist das. Theoretisch. Wer Leben und Sterben mit seiner Hand beherrscht, ist immer der Stärkere. Wer weiß das besser als ich?! Und hier, am OP-Tisch, ist Dr. Volkmar unbestritten der Stärkere.
    »Was meinen Sie, Worthlow?« fragte Soriano. »Bekäme es Enrico fertig, fehlerhaft zu operieren, um mir zu schaden?«
    »Nein, Sir. Nie!« Worthlow sagte es fast mit Empörung. »Dr. Volkmar ist Arzt!«
    »Was heißt das schon? Es gibt genug korrupte Ärzte. Warum soll es nicht Ärzte geben, die ihren Patienten als Waffe benutzen?«
    »Das trauen Sie Dr. Volkmar zu, Sir?«
    »Nein! Aber wenn man bedenkt, was er tun könnte …«
    »Wenn Dr. Volkmar einen Kranken vor sich hat, so ist das ein Mensch, der Hilfe braucht – weiter nichts. Ein Mensch, der gerettet werden will. Alles andere tritt zurück.«
    »Das ist meine große Hoffnung, Worthlow.« Soriano schloß die Augen. Er wirkte plötzlich älter als Fünfzig. Das vom Sonnensegel gefilterte Licht warf Schatten in die Rillen seiner Haut. »Er wird dem Elend einer Krankheit nicht weglaufen, wenn wir ihm dieses Elend richtig präsentieren. Aber keiner, Worthlow, keiner kann ihn zwingen, Herzen zu transplantieren, wenn er behauptet, das sei medizinisch unvertretbar. Mit seinem Ethos kann er uns fertigmachen.«
    »Sir, das haben Sie sicherlich vorher gewußt«, sagte Worthlow steif. Stellungnahmen erwartete man von ihm nicht. Er war als Butler auch so etwas wie die Klagemauer seines Herrn. Gegen sie konnte man anbrüllen, sie nahm alles auf, schluckte es und antwortete nie. Aber sie verschaffte Befreiung, indem sie zuhörte. »Aber mit Miß Lorettas Geburtstagsparty …«
    »Absagen, Worthlow. Es bleibt dabei. Mir bleibt nur der Angriff mit kleinen Nadelstichen.«
    Dr. Soriano erhob sich und ging ins Haus. Worthlow räumte den Tisch ab und überließ es den untergeordneten Dienern, das Geschirr wegzurollen. Er selbst ging gemessenen Schrittes zum Gästehaus II, überzeugte sich in der großen Zentralhalle, daß die Abhörgeräte abgestellt waren, und trat hinaus auf den Dachgarten. Dr. Volkmar lag unter der Markise in einer Gartenschaukel und las die deutsche Zeitung, die Soriano jeden Morgen vom Flughafen Palermo herüberbringen ließ. Sie war zwar immer einen Tag

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