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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beschnitten, und was dahinter geschah, sahen nur Himmel und Sonne.
    »Bleib stehen!« rief Gallezzo und begann zu laufen. Das Blut klopfte in seinen Schläfen, und wie immer, wenn er an bestimmte Dinge dachte, ärgerte er sich über die eng geschnittenen Hosen. »Nur einen Moment …«
    Das Mädchen drehte sich nicht um, aber es schüttelte den Kopf und verschwand hinter der Hecke. So ein kleines, geiles Aas, dachte Gallezzo und stampfte über das Gras. Sie wußte genau, daß sie nicht allein war! Und sie hat mir ihren Hintern hingestreckt wie eine Einladungskarte. Ich nehme die Partie an, mein schwarzes Kätzchen! Du sollst satt werden bis zum Platzen.
    Er riß die Mütze von seinem Kopf und knöpfte beim Laufen sein Hemd auf. Als er die Hecke erreichte, hörte er sie auf der anderen Seite kichern. Das steigerte ihn in einen Erwartungsrausch hinein, der alle Vernunft umnebelte. Er schleuderte sich fast um die Hecke herum, sah das Mädchen vor sich stehen, mit aufgerissener Bluse, mit bloßen, strotzenden Brüsten, aber er sah auch ihre schwarzen, kalten, tierhaften Augen – und erkannte sie wieder …
    Der Stoß des Messers traf ihn genau in diesem Erkennen. Die lange Klinge fuhr in seinen Hals, unterhalb des Kehlkopfes, zerschnitt jeden Laut, tötete jede Reaktion, vernichtete seinen Willen. Er blieb einen Augenblick stehen, als Anna das Messer wieder aus seiner Kehle riß, knickte dann in den Knien ein und fiel nach hinten auf den Rasenstreifen zwischen Hecke und Rosenbeetweg. Ein Blutstrom überflutete ihn, der ganze Körper begann zu zucken, aber er starb nicht sofort. Mit weit aufgerissenen Augen sah er Anna, wie sie sich über ihn beugte und ihn anblickte, als sei er ein halb zertretenes Rieseninsekt.
    »Wie war es bei Luigi?« sagte sie ganz ruhig. »Wir haben ihn gewaschen und die Wunden gezählt. Neunzehn Stiche! Neunzehn! Ich habe noch achtzehn gut! Aber ich glaube, du kannst sie nicht mehr mitzählen.« Sie kniete sich neben Gallezzo hin und knöpfte die Bluse zu. »Du stirbst langsam. Aber Luigi ist noch langsamer gestorben. Neunzehn Stiche! Du kannst dich nicht beklagen!«
    Sie umfaßte den Messergriff mit beiden Händen und stieß dann mit aller Kraft zu, legte ihr ganzes Gewicht in den Stoß. Die Schneide zerteilte Gallezzos Herz. Er starb, ohne das heiße Brennen in seiner Brust noch wahrnehmen zu können.
    Im Haus stellte sich Anna unter die Dusche und ließ das Wasser erst heiß, dann eiskalt über sich prasseln. Sie zog sich um, legte die Hausmädchenkleidung an und ging noch einmal in den Salon, um vor dem Gemälde der Madonna niederzuknien und sich zu bekreuzigen. Dann setzte sie ihre Arbeit fort und räumte Lorettas Schlafzimmer weiter auf.
    An diesem Tag erlebte Dr. Volkmar, was es heißt, wenn in Sorianos Haus Alarm ausgelöst wird.
    Nur einmal ertönte eine helle Sirene – aber dann wurde aus dem Haus eine Festung. Von seinem Dachgarten aus sah Volkmar verblüfft, wie Männer mit entsicherten Maschinenpistolen herumliefen und den weiten Park durchkämmten, jenseits der Mauer erschienen Bewaffnete mit Spürhunden an langen Leinen und sperrten das ganze Gelände ab.
    Volkmar rannte zurück in seine Wohnung und versuchte, über das Haustelefon Worthlow zu erreichen. Aber niemand meldete sich. Als er aber seine Wohnung verlassen wollte, war die Ausgangstür verriegelt. Er rüttelte daran, trat gegen das dicke, geschnitzte Holz und lief dann zurück auf den Dachgarten.
    Über eine Stunde blieb Dr. Volkmar eingeschlossen, bis Dr. Soriano selbst erschien und sich in der Halle in einen der tiefen Sessel fallen ließ.
    »Sie werden sich wundern«, sagte er.
    »Allerdings!«
    »Ich muß Sie zunächst als Hausherr um Verzeihung bitten, daß Sie von dem Lärm belästigt und eingeschlossen wurden. Es war nur eine Sicherheitsmaßnahme.« Soriano blickte auf seine schönen schmalen Hände. »Gallezzo ist ermordet worden.«
    »Ermordet?« Volkmar sah Soriano entgeistert an. »Hier im Haus?«
    »Im Rosengarten. Hinter der Hecke. Mit zwei ungeheuren Stichen: Einer in den Hals, einer direkt ins Herz. Sie werden ihn sich gleich ansehen können und mir sagen, wie ein Mörder beschaffen sein muß, um mit einer solchen Kraft einen Bullen wie Gallezzo erstechen zu können. Es gibt im Haus, unter dem Personal, unter meinen Leuten, die hier stationiert sind, keinen Mann, der das fertiggebracht hätte. Keinen! Sie ahnen, was das bedeutet?«
    »Jemand von draußen? Unmöglich! Bei diesen Sicherungen …«
    »Es muß

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