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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bratpfanne sein. Volkmar lief deshalb auch meistens nur in Badehose und einem dünnen Frotteehemd herum, schwamm im Pool oder stellte sich unter die kalte Dusche und trank – entgegen aller ärztlichen Erkenntnis – eimerweise eiskaltes Mineralwasser, ab und zu mit etwas Wein vermischt.
    In den Schränken seines Ankleidezimmers hingen die modernsten Maßanzüge der besten Schneider aus Palermo, weiße Smokingjacken und Seidenjacketts, und auch bei den Schuhen hatten die Herrenausstatter darauf geachtet, daß dank feinster Farbunterschiede die Fußbekleidung stets mit der Oberbekleidung harmonierte. Wenn Volkmar sich am Abend in einen der Anzüge warf, wobei ihn Worthlow bei der Wahl der Hemden und Krawatten wortlos beriet, war er wirklich einer der elegantesten Männer, die er je gesehen hatte. Auch Loretta fand das. Sie sagte: »Man könnte immer nur dasitzen und dich ansehen …« Und er antwortete: »Das alles gehört mir doch gar nicht!«
    Dr. Soriano saß schon unter dem Sonnensegel. Als Volkmar durch den Säulengang auf die Terrasse kam, erhob er sich sofort. Volkmar winkte ab, als Worthlow mit dem Kaffee an den Tisch trat, und lehnte sich gegen eine der Marmorsäulen.
    »Ich esse nichts und ich trinke nichts!« sagte er laut.
    Dr. Soriano hob leicht die Augenbrauen und nickte Worthlow zu. Der Butler trug die Kanne zurück zu dem Anrichtetisch und verzog sich ins Haus.
    »Ein Streik?« fragte Soriano milde.
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
    »Oder eine Trotzreaktion? Mein lieber Dottore, wir sind doch keine dickköpfigen Jungen mehr! Was mißfällt Ihnen?«
    »Alles!«
    »Rätselhaft. Alles in diesem Hause dreht sich doch nur noch um Sie!«
    »Glauben Sie, daß es eine Lebensaufgabe ist, zu faulenzen, zu schwimmen, abends auf Partys herumzustehen und der Zeit nachzublicken, wie sie verrinnt?«
    »Es gibt eine große Gruppe von Menschen, die nichts anderes tut, als das Nichtstun zu kultivieren.« Dr. Soriano winkte ab, als Volkmar etwas sagen wollte. »Ich verstehe Sie recht gut, Dottore. Auch ich gehöre nicht zu den Männern, die ihren Lebensinhalt auf ein charmantes Lächeln und mehr oder weniger geistvolle Konversation reduziert haben. Ich arbeite in meiner Anwaltspraxis und auf meinen anderen – Interessengebieten wie ein Pferd. Ich wäre unglücklich, einen Tag ohne Arbeit verbringen zu müssen.«
    »Aber von mir verlangen Sie es!«
    »Verlangen? Aber Enrico … Sie wollen nicht! Alles steht Ihnen zur Verfügung. OPs, Laboratorien, Ärzteteams, Versuchstiere, Leichen.« Soriano machte mit einer weiten Armbewegung klar, daß es keinerlei Grenzen für ihn gab. »Sie können Ihre Forschungen weiterführen, bis Ihnen der Schädel raucht. Aber Sie wollen ja nicht.«
    »Nicht unter diesen Bedingungen!«
    »Sind sie nicht ideal? Kann eine Universitätsklinik Ihnen das bieten, was ich kann?!«
    »Materiell gesehen – nein!«
    »Ich habe immer geglaubt, jeder Forscher sei glücklich, materiell unabhängig zu sein, um seine Forschungen unbelastet von wirtschaftlichen Querelen durchführen zu können. Habe ich mich da geirrt?«
    »Don Eugenio, warum spielen wir hier eine Commedia dell' arte? Sind wir Harlekine mit Masken vorm Gesicht? Ich bin offiziell tot, an Sardiniens Küste gefunden, identifiziert durch meinen Zahnarzt, in München begraben. Es gibt für mich kein Zurück mehr ins freie Leben. Ich bin Ihr Geschöpf. Ein Dr. Ettore Monteleone, den man beneidet, weil er mit der schönen Loretta tanzen darf.«
    »Vergessen wir einmal meine Tochter!« sagte Dr. Soriano. »Sie lebt außerhalb unserer Probleme.«
    »Das glauben Sie …«
    »Wäre es anders, würde ich Loretta sofort aus Palermo entfernen.«
    »Soll das eine Warnung sein?«
    »Nur eine Feststellung, Dottore. Also bitte! Eine Bewältigung der Zukunft ohne Loretta …«
    »Ich lebe hier als Ihr Gefangener!«
    »Als mein liebster Gast!«
    »Sie wollen mich zwingen, Herzen zu transplantieren, aber nicht, um der medizinischen Wissenschaft, und damit der ganzen Menschheit, einen Nutzen zu bringen – denn es wird ja alles im Anonymen stattfinden –, sondern um aus dem Verpflanzen von Herzen ein heimliches Geschäft zu machen.
    Millionen in die Kasse der Ehrenwerten Gesellschaft! Durch einen Handel mit Herzen! Das ist doch Ihr Ziel, Don Eugenio!«
    »Ist es nicht legitim, aus jeder Möglichkeit ein Geschäft zu machen? Nur vergröbern Sie jetzt alles, Dottore. Wenn Ihnen die vollkommene Herzverpflanzung gelingt – und ich zweifle nicht im geringsten

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