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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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aufwachten.
Warum sollte es hier anders sein? Athelstan musterte das Gemach
aufmerksam: dicke Granitmauem, ein steinernes Gewölbe, kalte
Steinplatten unter der Binsenstreu.
    »Nein,
Bruder.« Colebrooke schien seine Gedanken gelesen zu haben.
»Es gibt keinen Geheimgang. Nur zwei Wege führen in
diese Kammer - durch das Fenster oder durch die Tür. Das
untere Stockwerk ist bewacht; wir sind an den Wächtern
vorbeigekommen. Und der Zugang zum oberen Stockwerk ist durch
eingestürztes Gemäuer verschüttet.«
    »Hat man
irgendwo Blutspuren gefunden?« fragte Athelstan. Er sah,
daß der Lieutenant einen spöttischen Seitenblick auf die
blutige Leiche warf. »Nein«, fuhr er ärgerlich
fort, »ich meine, anderswo. Am Fenster. Bei der Tür. Als
der Mörder seine Tat vollbracht hatte, muß sein Messer
oder sein Schwert doch voller Blut gewesen sein.«
    Colebrooke
schüttelte den Kopf. »Überzeugt Euch selbst,
Bruder. Ich habe nichts gefunden.«
    Athelstan warf
Cranston einen mutlosen Blick zu; dieser saß inzwischen wie
ein nasser Sack auf seinem Schemel und hatte die Augen halb
geschlossen nach dem vielen Wein und den heftigen Anstrengungen in
der Morgenkälte. Der Ordensbruder sah sich gründlich um.
Bettzeug und Leichnam waren von getrocknetem Blutgetränkt,
aber weder am Fenster noch in den Binsen oder in der Nähe der
Tür fand er eine Spur davon. »Ist sonst etwas
verändert worden?«
    Colebrooke
schüttelte den Kopf. Cranston regte sich plötzlich.
»Warum ist Sir Ralph hierhergezogen?« fragte er
unvermittelt. »Das ist doch nicht sein gewohntes
Gemach.«
    »Er glaubte, er
wäre hier sicher. Die nördliche Bastion ist eine der
unzugänglichsten in der ganzen Festung. Eigentlich wohnte der
Konstabler in den Königlichen Gemächern im White
Tower.«
    »Und hier war er
auch sicher«, schloß Athelstan, »bis der
Wassergraben zufror.«
    »Ja«,
sagte Colebrooke. »Daran hat niemand gedacht, weder ich noch
sonst jemand.«
    »Hätte man
einen Attentäter nicht sehen müssen?« fragte
Cranston.
    »Das bezweifle
ich, Sir John. Nachts ist der Tower in Dunkelheit gehüllt. Auf
der Nordbastion standen keine Wachen, und die auf der Mauer
dürften die meiste Zeit damit verbracht haben, sich zu
wärmen.«
    Cranstons Augen wurden
schmal. »Dann wollen wir jetzt, bevor wir mit den anderen
sprechen, die Abfolge der Ereignisse klären.«
    »Sir Ralph
aß in der Großen Halle zu Abend und trank viel.
Geoffrey Parchmeiner und die beiden Wachen eskortierten ihn
hierher. Letztere durchsuchten die Kammer, den Korridor und den
Raum darunter. Alles war in Ordnung.«
    »Und
dann?«
    »Sir Ralph
schloß die Tür hinter sich ab. Das haben die Wachen
draußen gehört. Sie begleiteten Geoffrey aus dem Gang,
verschlossen die Tür am anderen Ende und begannen ihre Wache.
Sie waren die ganze Nacht auf ihrem Posten und haben nichts
Außergewöhnliches bemerkt. Ich bei meinen üblichen
nächtlichen Rundgängen genausowenig.«
    Athelstan hob die
Hand. »Diese Schlüsselgeschichte
…?«
    »Sir Ralph hatte
einen Schlüssel zu seiner Kammer. Den zweiten hatten die
Wachen an einem Schlüsselbund unten.«
    »Und für
die Tür am Ende des Ganges?«
    »Auch hier
hatten Sir Ralph und die Wachen je einen Schlüssel. Ihr werdet
sie gleich sehen, wenn Ihr hinuntergeht; sie hängen an Haken
an der Wand.«
    »Weiter,
Lieutenant - was geschah dann?«
    »Gleich nach dem
Morgengebet kam Geoffrey Parchmeiner…«
    Der Lieutenant sah
Athelstan verschlagen an. »Ihr habt ihn kennengelernt? Den
geliebten zukünftigen Schwiegersohn? Nun, er kam, um Sir Ralph
zu wecken.«
    »Wieso
Geoffrey?«
    »Sir Ralph hat
ihm vertraut.«
    »Brachte er
etwas zu essen oder zu trinken mit?«
    »Nein. Er
wollte, aber wegen des kalten Wetters wollte Sir Ralph, daß
Geoffrey ihm die Aufwartung machen und ihn wecken sollte. Dann
wollten sie den Tag planen und mit den anderen in der Großen
Halle frühstücken.«
    »Weiter«,
befahl Cranston und stampfte mit den Füßen, um sie zu
wärmen.
    »Nun, die Wachen
führten Geoffrey die Stiege herauf, ließen ihn auf den
Korridor und schlossen hinter ihm wieder ab. Sie hörten, wie
er den Gang entlangging, an die Kammertür klopfte und rief,
aber Sir Ralph rührte sich nicht. Nach einer Weile kam
Geoffrey zurück und erklärte, Sir Ralph sei nicht
wachzukriegen.« Colebrooke brach ab, kratzte sich am Kopf und
schloß die Augen, um sich zu konzentrieren. »Geoffrey
nahm den Schlüssel zu Sir Ralphs Kammer vom Haken, besann sich
dann aber und holte

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