Das Haus des Windes
groß wie ein Berg, über den ich nicht mehr rübergucken konnte. Ich rief ihm zu: Bist du noch da? Gib Laut! Wie die meisten fetten Indianer hatte er trotzdem einen schmalen Arsch. Und, Mann, hatte der Muskeln in den Hinterbacken. Der hat mich hin und her geschwungen wie ein Zirkuskünstler. Ich habe so viel Spaß an ihm gehabt, das waren gute Zeiten.
Awee, sagte Mooshum mit Wehmut in der Stimme.
Aber leider waren sie irgendwann vorbei, sagte Grandma Ignatia. Einmal ritten wir wie die Teufel, als er plötzlich den Geist aufgab. Manchmal wurde er natürlich müde, so schwer, wie er war, also schuckelte ich einfach weiter auf ihm herum. Sein Fahnenmast stand noch und war hart wie Stahl. Aber ich dachte, er müsste eingeschlafen sein, so still, wie er da lag. Gib Laut!, rief ich. Aber das tat er nicht. Na so was, dass der das alles einfach verschläft! Bestimmt hat er schöne Träume, denke ich noch. Also hör ich nicht auf, bis es zu Ende ist – das waren viele Male bis zum Ende, eyyy. Schließlich steige ich doch von ihm runter. Mensch, ist der ausdauernd, denke ich. Ich krabble um ihn rum zum anderen Ende. Da fällt mir auf, der atmet nicht mehr. Ich patsche ihm ins Gesicht, aber nichts. Tot ist er, mein süßer fetter Ehemann. Ein ganzes Jahr hab ich um ihn getrauert.
Awee, sagte Mooshum. Ein schöner Tod. Und ein würdiger Liebhaber für dich, Ignatia, denn er hat dich selbst von der anderen Seite aus noch befriedigt. So würde ich auch gern sterben, aber wer gibt mir die Chance dazu?
Steht er dir denn noch?, fragte Ignatia.
Nicht von allein, sagte Mooshum.
Eyyy, sagte Ignatia. Nach hundert Jahren heftigem Verschleiß wäre das auch ein Wunder. Du solltest mehr beten, kicherte sie.
Mooshums schmale Schultern bebten. Beten! Um einen Ständer! Der ist gut. Vielleicht sollte ich zum heiligen Josef beten. Der war Zimmermann und hat mit Holz gearbeitet.
Die alten Nonnen haben nie einen Schutzheiligen des Manaa erwähnt!
Oder ich bete zum heiligen Judas, sagte Mooshum, der für die hoffnungslosen Fälle zuständig ist.
Und ich, ich bete zum heiligen Antonius, der die verlorenen Gegenstände wiederfindet. So alt, wie du bist, findest du in der Hose, die Clemence dir heute angezogen hat, deinen eigenen Stecken nicht mehr.
Ja, die Hose. Das ist gute Qualität.
Ein anderer Ehemann von mir, sagte Ignatia, der mit dem winzigen Zapfen, der hatte auch mal so eine Hose wie du. Großartige Qualität. Er rammelte wie ein Kaninchen. Immer schnell rein-raus-rein-raus, aber das dann stundenlang. Ich lehnte mich einfach zurück, dachte mir Sachen aus und hing meinen eigenen Gedanken nach. Es war sehr erholsam. Gefühlt habe ich nichts. Aber dann, eines Tages! Howah!, rief ich. Was ist passiert? Ist er dir gewachsen?
Ja, ich hab ihn gegossen, sagte er mitten im Rein-raus-rein-raus. Und gedüngt.
Yai!, schrie ich noch lauter. Womit denn gedüngt?
Das war ein Scherz, Frau. Ich hab ihn mit Lehm aus dem Flussbett größer gemacht. Oh nein!
Plötzlich fühlte ich wieder gar nichts mehr.
Er ist mir abgefallen, sagte er.
Was, der ganze Wiinag?
Nein, nur der Lehm. Er war sehr niedergeschlagen.
Ach, Liebste, sagte er, ich wollte, dass du schreist wie eine Lüchsin! Ich würde alles tun, um dich glücklich zu machen. Ich sagte zu ihm: Ist schon gut, ich zeig dir eine andere Methode.
Also zeigte ich ihm so dies und das, und er wurde so gut darin, dass ich Geräusche machte, die er noch nie gehört hatte. Aber einmal, da hatten wir eine Laterne am Fußende über das Bett gehängt. Er machte mir wieder das Kaninchen, und die Laternefiel vom Haken und ihm direkt auf den Arsch. Ich hörte, wie er seinen Freunden davon erzählte. Die haben vielleicht gelacht, und dann sagt er: Dabei hab ich noch Glück gehabt. Wenn ich getan hätte, was meine alte Lady mir beigebracht hat, hätte mich die Laterne am Kopf erwischt.
Yai! Mooshum triefte der Tee aus dem Mund. Ich gab ihm eine Serviette, denn Clemence hatte mich auch gebeten, das Essen aus seinen Haaren fernzuhalten, die er gegen ihren Willen wieder so trug, wie er es am liebsten mochte, in losen, fettigen Strähnen zu beiden Seiten seines Gesichts.
Schade, dass wir einander nicht ausprobiert haben, als wir jung waren, sagte Ignatia. Jetzt bist du viel zu verschrumpelt für mich, aber wenn ich mich recht erinnere, warst du damals verdammt gutaussehend.
Oh, das war ich, sagte Mooshum.
Ich tupfte die Teetropfen von seinem Hals, bevor sie den gestärkten weißen Hemdkragen
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