Das Haus im Moor
schon eine Wohnung gefunden?«
»Nein, aber ich habe auch noch nicht gesucht. Das muß ich jetzt bald tun. Ich glaube nicht, daß ich hier länger als bis Oktober bleiben kann.«
»Glaubst du, daß du die Wohnung bis dahin verkauft hast?«
»Das weiß ich nicht. Wir müssen jedenfalls bald irgend etwas in der Stadt finden. Im Winter könntest du wahrscheinlich gar nicht herkommen, selbst wenn ich mich dazu entschließen würde, hierzubleiben.«
»Hör zu.« Da war wieder dieser merkwürdige Gesichtsausdruck, und seine Stimme klang jetzt drängend. »Ich hab’s dir schon mal gesagt: Auf mich mußt du keine Rücksicht nehmen. Ich werde so oder so im Studentenheim wohnen. Mach dir um mich keine Sorgen. Tu, was dir paßt, nur dir allein.«
Seine Wangenknochen traten vor Anspannung hervor. Constance fragte wieder: »Peter, sag mir doch, was los ist. Es ist sinnlos zu behaupten, daß zwischen dir und deinem Vater nichts vorgefallen ist. Ich glaub’s dir sowieso nicht.«
»Du solltest dich endlich scheiden lassen, er ist deiner nicht würdig.«
»Peter! Hör auf, so zu sprechen. Ich hasse es, wenn du so redest.«
»Gut, aber du wirst in der Zukunft noch einiges mehr zu hören bekommen. Ich weiß nicht, wie du das ertragen kannst. Du bist eigentlich gar nicht verheiratet, aber allein lebst du auch nicht.«
Constance starrte ihren Sohn an. Er war nur drei Wochen weg gewesen, aber in dieser kurzen Zeit schien er endgültig erwachsen geworden zu sein. Vielleicht hatte sein Aufenthalt im Ausland dazu beigetragen. Was immer auch geschehen war, sie war davon überzeugt, daß Jim seinen Anteil daran hatte.
Nachdem Peter gegessen hatte, sprach Constance wieder von der neuen Wohnung in der Stadt. »Ich glaube, ich werde morgen mit der Suche beginnen. Wir könnten uns mehrere Sachen ansehen. Was hältst du davon?«
»Ich fahre mit dir, aber nachmittags habe ich zu tun.« Er blickte auf seinen Teller hinunter. »Ich habe eine Verabredung. Es geht um eine Arbeit, die ich erledigen muß, bevor ich zur Uni gehe.«
»So spät? Davon hast du mir gar nichts erzählt.«
»Bis heute Morgen wußte ich auch noch nichts davon. Zu Hause lag ein Brief für mich.«
Sie wußte, daß er log.
»Ich bin mit dem Typen vom Hancock Museum verabredet.«
»Ist das denn geöffnet?«
»Oh, ja, ja.« Er lächelte sie an. »Man hört nicht auf zu lernen, nur weil man Ferien hat, weißt du?«
»Du hast Recht.«
»Ach, das habe ich ganz vergessen – ich habe Kathy O’Connor getroffen.«
»Wirklich?«
»Ja, ich habe ihr einen Kaffee ausgegeben.«
»Sag bloß. Das war sehr großzügig von dir.«
Sie lachten beide.
»Wo hast du sie denn getroffen?«
»Ich stand an einer Ampel in der Nähe einer Bushaltestelle, und da habe ich sie warten gesehen. Ich fragte sie, ob ich sie irgendwo absetzen könnte. Sie war auf dem Weg zurück zum Kindergarten, hatte zwei Stunden frei oder so. Nachdem ich einen Kaffee spendiert hatte, habe ich sie hingebracht, und das war’s.«
»Du sollst nicht so mit deinem Geld um dich werfen.«
Nach einer Weile sagte er: »Sie ist ziemlich nett.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Und sie ist sehr hübsch.«
Er schien diese Feststellung zu überprüfen. »Ich glaube, das ist sie, irgendwie. Und weißt du was?« Er sah Constance an, als sie ihm Kaffee nachgoß. »Es ist nett, mit ihr zusammen zu sein. Wir haben die ganze Zeit gelacht. Die O’Connors sind alle so, nicht wahr? Sie bringen einen immer zum Lachen. Wie geht’s ihnen eigentlich?«
»Oh, sehr gut. Es hat sich nichts verändert, seit du gefahren bist.«
Peter sah sich wieder im Raum um und sagte: »Weißt du was? Ich kann gar nicht fassen, was du mit diesem Haus angestellt hast.« Dann schlenderte er zum Kaminsims und fragte: »Wo hast du das denn aufgegabelt?« Er betrachtete die Schnitzerei, und sie trat zu ihm und sagte: »Ich habe es nirgendwo aufgegabelt. Mrs …. Vincent O’-Connor hat es mir gegeben.«
»Warum?«
»Oh, das weiß ich nicht. Einfach, um den Kaminsims ein bißchen zu schmücken, nehme ich an.«
»Hat er es für dich gekauft?«
»Nein, nein.« Sie sah ihn an. »Er hat es geschnitzt. Seine Werkstatt ist voll mit solchen Sachen. Das ist sein Beruf.«
»Im Ernst?« Peter nahm die Schnitzerei und betrachtete sie von allen Seiten. »Ich verstehe nicht viel davon, aber ich würde sagen, das ist eine gute Arbeit. Er hat das ganze Gefühl eingefangen.«
Constance starrte ihn an. Er war von der Intimität der Figur nicht so
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