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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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leidenschaftlich und auch voller Bitterkeit. Auf irgendeine Weise war er verletzt worden, und der Schmerz hatte sich in seine Seele gegraben. Constance setzte sich in den großen Sessel. Aber er hatte Recht. Jedes Wort war wahr. Das gab ihm allerdings nicht das Recht, es auszusprechen. Er war schließlich ein Fremder. Seltsam, wie er gesprochen hatte. Die Unruhe kehrte zurück. Es schien tatsächlich so, als sei dort unten etwas nicht in Ordnung.
    Als Constance später in der Dämmerung auf der Terrasse saß und sich wünschte, es wäre schon Morgen und Peter käme, sich sogar wünschte, daß Jim herkommen würde – in der vergangenen Woche war er zweimal dagewesen –, kam plötzlich Vincent O’Connor um die Ecke. Er trug ein Päckchen. Constance fing unwillkürlich an zu zittern. Sie zwang sich, ruhig sitzenzubleiben. Er überreichte ihr das Päckchen und sagte: »Ich möchte Ihnen ein Friedensangebot machen.« Er lächelte. Es war das erste Mal, daß sie ihn lächeln sah, und es verwandelte sein Gesicht. Auch seine Stimme klang freundlich. Das war nicht der Mann, der sie in der Werkstatt angegriffen hatte.
    Constance wußte schon, was in der Schachtel war, bevor sie sie öffnete. Aber sie packte sie aus und blickte auf das gequälte Schaf. Jetzt kam es ihr schön vor, es sah sehr, sehr menschlich aus. Sie sagte ruhig: »Das … das ist sehr nett von Ihnen, aber ich kann es nicht annehmen. Nicht weil …« Sie lächelte jetzt ebenfalls. »Ich bin nicht mehr verärgert, aber dieses Stück ist viel zu schön, als daß Sie es mir einfach schenken dürfen. Wenn es eins Ihrer kleinen Pferde oder einer der Löwen wäre, hätte ich gern akzeptiert.«
    »Die sind Müll, kommerzielles Zeug. Ich würde Ihnen das nicht anbieten. Wenn Sie nicht mehr ärgerlich sind, nehmen Sie’s. Wenn doch, dann geben Sie’s zurück.«
    »Nun, dann habe ich wohl keine Wahl. Ich … ich bin Ihnen sehr dankbar. Auf dem Kaminsims wird es wunderschön aussehen.«
    Constance stand auf und ging auf das Haus zu. Als sie bemerkte, daß Vincent ihr nicht folgte, drehte sie sich um und sagte: »Möchten Sie nicht für einen Augenblick hereinkommen?«
    Er beobachtete sie, als sie die Schnitzerei auf den Sims stellte. Constance trat zurück, betrachtete sie und sagte: »Es scheint so, als ob sie genau dafür gemacht worden ist.« Und Vin antwortete leise: »Das wurde sie auch, vor vielen Jahren.«
    »Wirklich?« Sie drehte sich um.
    Sein Kinn zuckte. »Ja. Es ist komisch, wie sich die Dinge entwickeln, aber dieses Stück wurde für genau diesen Kaminsims angefertigt.«
    Er trat vor die Schnitzerei und betrachtete sie. Das Gefühl der Unruhe stellte sich bei Constance wieder ein.
    »Ich wollte gerade Kaffee machen. Möchten Sie eine Tasse?« Das hätte sie auch zu einem Besucher in ihrer Wohnung in der Stadt gesagt, und es kam ihr genauso natürlich vor, es in diesem Haus zu tun, aber als Vin sich umdrehte und sie überrascht ansah, hatte sie das Gefühl, einen unanständigen Vorschlag gemacht zu haben. »Nein, nein, danke«, sagte er schnell und fügte hinzu: »Wann kommt Ihr Sohn zurück?«
    »Morgen. Ich freue mich sehr auf ihn, denn ich vermisse ihn.«
    »Sie sollten nicht allein hierbleiben. Nicht, daß Ihnen hier jemand etwas tun würde, aber es ist nicht gut für Sie, allein zu sein. Es … es ist für niemanden gut, allein zu sein.«
    »Nun« – Constance zwang sich zu lächeln – »morgen ist es damit vorbei.« Angestrengt fuhr sie fort: »Mein Mann wollte eigentlich auch hier sein, aber er arbeitet an einem neuen Buch. Es ist schon komisch …« – sie lachte – »aber er kann auf dem Land nicht schreiben. Er muß dazu mitten in der Stadt sein. Man sollte meinen, Schriftsteller bräuchten Ruhe, nicht wahr?«
    Vin nickte, gab aber keine Antwort.
    Sie folgte ihm auf die Terrasse und blickte wie er über die Hügel, die im Zwielicht rötlich schienen.
    »Wenn man hier keinen Frieden findet, findet man ihn nirgendwo.«
    »Wie bitte?«
    Er wandte sich um. »Ich sagte, wenn man hier keinen Frieden findet, findet man ihn nirgendwo.«
    Er sprach, als ob er alles über ihr Leben wüßte, alles über ihr Innerstes. Constance fühlte sich sehr unbehaglich.
    »Gute Nacht.« Er entfernte sich, und sie rief ihm nach: »Gute Nacht!« Dann kehrte sie sofort ins Haus zurück, verschloß die Tür und ging zu Bett.

8
    Die Tatsache, daß Constance die Schnitzerei auf den Kaminsims gestellt hatte, blieb nicht ohne Folgen.
    Davie und Joseph brachten eine

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