Das Haus im Moor
auf dem Bett liegen sehen, und sie hatten schon einige Zeit in dem Zimmer miteinander verbracht.«
»Ich glaube es nicht. Hörst du, Millie? Ich glaube es nicht. Ich suche Peter jetzt … jetzt! Ich werde ihn herbringen …«
Millie strich mit zitternden Händen ihre Schürze glatt und sagte: »Ich glaube, es wäre besser, wenn er zu Hause bliebe, Conny, bis Harry nach der Schule vorbeikommt. Das wird so gegen Abend sein. Und noch etwas: Ich habe ihm gesagt, daß Peter wahrscheinlich noch gar nicht aus dem Urlaub zurück ist. Aber er wollte trotzdem zu euch.«
Auf dem Weg zur Tür fragte Connie steif: »Hat sie tatsächlich gesagt, daß er es war?«
»Ja, Connie. Es tut mir Leid. Oh, es tut mir furchtbar Leid, Mädchen. Es hätte sonst wer sein können, jeder andere, nur nicht Peter. Er ist so ein guter Junge. Er hat keine Schuld, ich weiß, daß sie es war. Sie würde eine Schaufensterpuppe umlegen, wenn die Hosen trägt. Sie ist meine Tochter, und ich sage es trotzdem: Sie ist kein guter Mensch. Aber Harry sieht es trotz allem nicht. Er ist besessen von ihr: Sie kann ihn genauso um den Finger wickeln wie beinahe jeden anderen Mann auch. Du weißt, Connie, daß ich das seit ihrem dreizehnten Lebensjahr mit mir herumschleppe, und ich habe nicht einen Tag Ruhe gehabt. Er hat ihr immer so viel durchgehen lassen. Wenn da jemand anders gewesen wäre, wer weiß, vielleicht wäre alles anders geworden. Aber du weißt das alles schon. Du weißt es.«
»Ich glaube es immer noch nicht, Millie.« Constances Stimme klang jetzt ruhig, aber sie sprach mit weniger Überzeugung. Sie erinnerte sich daran, in welchem Zustand Peter gestern in Shekinah angekommen war. Sie hatte angenommen, er hätte sich mit Jim gestritten. Und sie erinnerte sich auch an den Abend an seinem Geburtstag, als sie die Fotos mit nackten Frauen auf seinem Bett hatte liegen sehen.
An der Tür fragte sie mit schmalen Lippen: »Glaubst du, daß Harry direkt nach der Schule vorbeikommt?«
»Ja, das wird er, Connie.«
»Würdest du dann mit ihm kommen, Millie? Vielleicht muß ich … vielleicht muß ich einige Dinge sagen, die er nicht glauben wird, wenn du sie nicht bestätigst.«
Sie sahen sich lange und fest in die Augen, und nach einer Weile antwortete Millie traurig: »Ich verstehe. Und ich gebe dir keine Schuld.«
»Was? Was hast du gesagt?« brüllte Peter und raufte sich die Haare. »Du machst wohl Witze!«
»Peter … ich … ich mache keine Witze, und … und du weißt das. Gestern warst du sehr aufgeregt. Ich wußte, daß irgend etwas …«
»Jetzt hör mal zu!« Er schrie mittlerweile noch lauter. »Das hatte überhaupt nichts damit zu tun, überhaupt gar nichts! Guter Gott! Ich könnte dir sagen, was gestern mit mir nicht in Ordnung war, aber … aber das werde ich nicht tun! Ich werde es nicht tun!«
»Sag es mir.«
»Nein. Außerdem tut das nichts zur Sache. Du stehst da und sagst mir ins Gesicht, daß du glaubst, daß ich … mit ihr! Ada! Du weißt genau, daß ich sie nicht ausstehen kann. Du weißt, daß ich …«
»Hör zu. Peter, hör mir zu.«
Peter hatte sich abgewandt, und Constance flehte ihn abermals an: »Hör mir bitte zu!«
»Nein! Ich werde dir nicht zuhören! Du glaubst es! Du glaubst es wirklich!«
»Das tue ich nicht, Peter. Aber … aber du mußt etwas zu dem Abend in ihrem Zimmer sagen.«
»Welcher Abend?«
»Als du in ihrem Zimmer warst, um Musik zu hören, und Onkel Harry hereinkam und …«
»Oh, Mam! Willst du etwa sagen … willst du etwa sagen, daß er das alles behauptet?«
»Nicht … nicht nur das. Ada sagt …«
»Ada ist eine Lügnerin! An dem Abend riß sie an meiner Krawatte, und dabei fielen wir auf das Bett. Das war alles! Das war’s! Wir waren noch nicht mal zehn Minuten in ihrem Zimmer, wie hätten wir …«
»Er glaubt, daß du weitergemacht …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wiederhole nur, was Tante Millie gesagt hat. Sie denkt, daß … daß es noch andere Gelegenheiten gegeben hat …«
»Sie sind alle Lügner. Ich bin seit fast einem Jahr nicht mehr mit ihr allein gewesen, und da war sie schon so aufdringlich, daß ich mir geschworen hatte, es nie wieder dazu kommen zu lassen. Und … und an diesem Abend … das weißt du sehr gut, sie haben mich gezwungen, mit ihr aufs Zimmer zu gehen … Hör zu!« Er reckte seinen Hals. »Ich gehe jetzt sofort zu ihnen und werde die Wahrheit aus ihr herausschütteln.«
»Das ist sinnlos. Sie ist gar nicht zu Hause. Tante Millie und Onkel
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