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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Schreibzimmer in den Keller folgen durfte. Unzählige Ordner füllten die einfachen Metallregale an den Wänden. Es roch nach Staub und Moder. Till seufzte, als er dem Aktenberg gegenüberstand.
    »Ich suche Akten aus dem Jahr 1981«, sagte er. »Spiekeroog im Mai des Jahres.«
    »Tja, dann wollen wir mal«, entgegnete die Angestellte. »Ich suche hier drüben und Sie nehmen sich die Regale auf der anderen Seite vor.«
    Schweigend machten sie sich an die Arbeit. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis sie auf mehrere Ordner mit der Aufschrift »1981« stießen.
    »Sind die Akten nicht nach Orten getrennt?«, fragte Till, nachdem er einen Blick in den ersten Ordner geworfen hatte.
    Die Angestellte blickte ihm über die Schulter. »Ich fürchte, nicht.«
    Till atmete tief ein. Sieben Ordner stapelten sich vor ihm auf dem kleinen Tisch in der Ecke. »Das kann ja Stunden dauern.«
    »Sie können die Ordner auch mit hinaufnehmen. Dort ist die Luft besser. Und da können Sie auch Kopien anfertigen, falls es notwendig wird.«
    Till machte sich in einem kleinen Zimmer im Erdgeschoss über die Aufzeichnungen her. Es dauerte genau zwei Stunden und vierzig Minuten, bis er alle erfassten Vorgänge im Mai 1981 auf Spiekeroog ausfindig gemacht und Kopien von den Deckblättern mit den wichtigen Details angefertigt hatte. Am Ende lag ein ganzer Packen Papier vor ihm, aber die Namen Kropp, Brunken, Grevesand und Lohmann waren nicht darin aufgetaucht, obwohl er auf insgesamt fünfzig Vorfälle gestoßen war.
    Er schaute auf die Uhr und wusste, er musste sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig zur Beerdigung des Kollegen Klein in Wilhelmshaven eintreffen wollte.
    *
    Die Fähre war am Samstag mit einigen Minuten Verzögerung aus dem Bensersieler Hafen gestartet. Die Nordsee lag still im glänzenden Sonnenlicht. Die Fähre quoll fast über vor Wochenendausflüglern. Es störte sie nicht, im Gegenteil, es gab ihr die nötige Sicherheit. In der Masse konnte sie untertauchen.
    Die Überfahrt dauerte beinahe eine Stunde. Segler und Motorboote kreuzten ihren Kurs. Einmal, kurz vor dem Einlaufen in den Hafen von Langeoog, wurden sie von einem Zollboot begleitet. Doch es lief Langeoog nicht an und drehte vor der Hafeneinfahrt bei, nahm Kurs nach Osten und brauste mit aufheulendem Motor in einem Schwall von Gischt und Wellen davon.
    Nachdem die Frisia-Fähre angelegt hatte und die Ströme der Menschen auf den Landungssteg zuhielten, blieb sie noch eine Weile auf ihrem Platz sitzen. Sie legte den Kopf zurück und genoss die Sonnenstrahlen, die das Oberdeck der Fähre erwärmten.
    Nicht die Ankunft war das Problem. Erst wenn sie getan hatte, was getan werden musste, dann würde es schwierig.
    Wenn die Leiche zu früh entdeckt wurde, riegelten sie bestimmt den Hafen ab. Niemand würde dann noch die Insel verlassen können. Es sei denn, er hatte ein eigenes Boot und es nicht im Hafen festgemacht. Aber einen Bootsführerschein besaß sie nicht. Außerdem traute sie sich eine Flucht in einem Motorboot nicht zu. Eine Jolle über einen See rudern, war eine Sache, aber ein Boot in rauer See auf Kurs zu halten, während Fähren oder Motoryachten den Weg kreuzten, war etwas ganz anderes. Nein, die Fähre war die einzige Möglichkeit, rechtzeitig zu entkommen – bevor überhaupt bemerkt worden war, dass sie zugeschlagen hatte.
    Inzwischen hatte sich das Deck geleert. Sie erhob sich und verließ das Schiff. Eine kleine rote Lok stand gegenüber der Landungsbrücke. Die Türen der grünen Waggons waren geöffnet. Sie stieg in den vorletzten Waggon, mitten ins Stimmengewitter der Touristen.
    Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde. Vom kleinen Inselbahnhof war es nur noch ein zehnminütiger Fußmarsch bis in den Ortskern der kleinen Stadt.
    Als sie den Lebensmittelmarkt in der Fußgängerzone betrat, musste sie nicht lange suchen. Sie erkannte ihn sofort. Er war alt geworden, doch das spitzbübische Grinsen war dasselbe wie damals, vor langer, langer Zeit. Er unterhielt sich mit einer Verkäuferin, die Bananen am Obststand einsortierte.
    Sie kaufte eine Flasche Wasser und nahm einige Süßigkeiten mit. Schokolade für die Nerven. Er war in ihr Visier geraten und sie würde ihn von nun an nicht mehr aus den Augen verlieren.
    Fast ein wenig provokativ schlenderte sie auf dem Weg zur Kasse an ihm vorüber. Er bemerkte sie nicht, er beachtete sie überhaupt nicht, er würdigte sie keines Blickes.
    Aber er verströmte bereits den typischen Geruch eines

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