Das Haus in den Dünen
Sturm und pochte dann hektisch an die Tür.
Trevisan gab Tina ein Zeichen, und sie öffnete. Eine Frau mit kurzen blonden Haaren, etwa im Alter von Martina Brunken, stürmte in die Wohnung. Verwirrt blickte sie sich um, ehe sie sich neben Martina setzte und sie in die Arme nahm. »Was ist denn passiert?«
»Wer sind Sie?«, fragte Trevisan.
Der Arzt holte sein Blutdruckmessgerät aus seinem Koffer. Martina Brunken war aschfahl.
»Das könnte ich Sie ebenso fragen«, antwortete die Blonde bissig.
Trevisan holte seinen Dienstausweis hervor. Sie warf einen flüchtigen Blick darauf. »Ich bin Inga Holt, ich wohne nebenan. Martina und ich sind befreundet. Sagen Sie, was passiert ist. War es ein Unfall?«
Trevisan schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, wir rufen besser einen Krankenwagen«, mischte sich der Arzt ein.
»Ich kümmere mich darum.« Tina zog ihr Handy hervor und ging in den Flur.
»Was ist passiert?«, fragte die Blonde erneut.
Trevisan warf dem Arzt einen Blick zu, doch der schüttelte den Kopf.
»Können wir uns irgendwo unterhalten?«, antwortete Trevisan.
Die Blonde wollte sich erheben, aber Martina Brunken klammerte sich an sie wie an einen Rettungsring.
»Der Krankenwagen kommt«, verkündete Tina, als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte.
*
»Das darf doch nicht wahr sein!« Monika Sander knallte das Phantombild, das Hanselmann von der Spurensicherung zusammen mit dem Betreiber der Disco erstellt hatte, auf den Schreibtisch. »Jetzt, wo wir so weit gekommen sind!«
»Wir brauchen jetzt das gesamte Team«, entgegnete Alex. »Die beiden Morde hängen zusammen, das ist sicher.«
»Ich habe mir die Hacken abgelaufen, hunderte von Vernehmungen gemacht, mir die Nächte an kalten und gottverlassenen Orten um die Ohren geschlagen und jetzt, wo ich kurz vor der Lösung des Falles stehe, soll ich ihn abgeben?! Und dann auch noch an Schneider, der drei Monate lang nichts unternommen hat. Das sehe ich nicht ein. Ich bin jetzt so weit gekommen, ich lass mir die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Außerdem dachte ich, Beck leitet die Sonderkommission.«
»Beck sagt viel, wenn der Tag lang ist«, entgegnete Alex. »Wahrscheinlich ist es ihm zu heiß, schließlich haben sich schon andere die Zähne an dem Fall ausgebissen. Vielleicht übernimmt er ihn, wenn er erfährt, wie weit du gekommen bist.«
»Till hat die Staatsanwaltschaft noch einmal kontaktiert«, erklärte Monika. »Ich glaube, dass wir mit der konkreten Beschreibung einen Beschluss erwirken können. Dann muss uns das Finanzamt die Daten übermitteln. So viele Opelfahrer in dem Alter und mit der Behinderung wird es im Kreis Friesland nicht geben.«
»Und wenn der Wagen auf einen Verwandten zugelassen ist?«
»Das glaube ich nicht, weil es nur für den Behinderten selbst die Steuerbefreiung gibt. Außerdem haben wir vor, das Bild zu veröffentlichen. Es gibt bestimmt einige, die ihn kennen. Schließlich stammt er aus der Gegend.«
Alex nickte. Monika hatte recht. Den Feuerteufel mit all diesen Hinweisen ausfindig zu machen, war nun sicher keine Kunst mehr. Und er verstand Monikas Widerwillen, den Fall an Schneider abzugeben. Er fragte sich, ob Beck nicht wusste, welche Spannungen er damit auslöste, oder ob es ihm gleichgültig war.
»Wo ist Trevisan überhaupt?«, fragte Monika.
»Der überbringt gerade der Frau des Ermordeten die Todesnachricht. Tina ist bei ihm.«
Monika Sander schaute auf die Uhr. »Wenn ich mich beeile, dann kriegen wir das Bild noch heute an die Zeitung.«
»Willst du nicht warten, was Beck oder Schneider dazu sagen?«
Monika schüttelte den Kopf. »Noch ist es mein Fall.«
*
»Soll ich Ihnen einen Kaffee kochen? Sie sehen nicht besonders gut aus«, sagte Inga Holt.
Trevisan war mit ihr in ihre Wohnung gegangen, während sich Tina bei den Brunkens etwas umschaute. Martina Brunken war mit dem Krankenwagen in das Reinhard-Nieter-Krankenhaus gefahren worden. Der Arzt hatte sie begleitet.
»Ich habe gerade mal zwei Stunden geschlafen«, antwortete Trevisan. Er hatte ihr von dem Mord an Willo Brunken berichtet.
»Ich kann es noch überhaupt nicht fassen«, sagte Inga Holt, nachdem sie den Kaffee aufgesetzt hatte. Die kleine Küche war gemütlich eingerichtet. Überall in der Wohnung standen kleine Figürchen aus Gips. Sogar der Küchenschrank war über und über damit verziert.
»Sie leben hier alleine?«, fragte Trevisan.
»Sieht das hier so aus, als ob bei mir noch ein Mann Platz hätte?«, fragte sie
Weitere Kostenlose Bücher