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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wollen. An diesem Abend war die Disco gut gefüllt. Es war so gegen eins, als es losging. Der Kerl war hoffnungslos betrunken. Er stolperte herum, pöbelte andere Gäste an und schrie komisches Zeug. Hörte sich an wie Bibelsprüche.«
    »Wissen Sie noch, was er gerufen hat?«, fragte Till.
    »Irgendwas wie Tötet alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber nicht die Mädchen, die unberührt sind oder so ähnlich, aber das war nicht sein einziger Spruch. Wir haben ihn rausgeworfen und die Polizei angerufen, weil er draußen weiterkrakeelte. Aber bevor die kamen, ist er verschwunden. Ich glaube sogar, mit einem Wagen.«
    »Hat der Mann gehinkt?«
    »Ja, er lief komisch. Ich glaube, er zog den rechten Fuß nach. Aber ich weiß nicht, ob er überhaupt noch normal laufen konnte.«
    »War er das erste Mal hier?«
    »Ich habe ihn vorher noch nie gesehen. Und er ist bislang auch nicht mehr wiedergekommen. Auf solche Gäste kann ich verzichten …«
    »Wenn wir einen Polizeizeichner vorbeischicken, meinen Sie, das hätte Sinn?«
    »Ich sehe sein Gesicht noch vor mir.«
    »Sie sagten etwas von einem Wagen?«, fragte Monika.
    »Ein schwarzer Opel Corsa«, antwortete Rohlfs. »FRI-Kennzeichen, den Rest konnte ich nicht erkennen, da die Nummernschildbeleuchtung nicht ging.«
    Monika nickte. »Kann ich mal kurz mit meiner Dienststelle telefonieren?«, fragte sie.
    Rohlfs zeigte ihr das Telefon. Monika verschwand hinter der Theke.
    »Glauben Sie, dass der Mann hier aus der Gegend stammt?«, fragte Till den Discobesitzer, als er wieder zurückkam.
    »Ich glaube schon«, sagte Rohlfs nachdenklich. »Er sprach zumindest unseren Dialekt. Aber gesehen habe ich ihn noch nie. Er war ungefähr so alt wie ich, aber er kam mir vor wie ein Früchtchen vom Land, verstehen Sie? Ich glaube nicht, dass er viel in Discotheken herumhängt.«
    Monika kam zurück. »Wo kann man Sie heute Mittag erreichen?«
    »Ich bin heute den ganzen Tag hier. Wir erneuern unsere Soundanlage.«
    »Heute Mittag kommt ein Kollege vorbei, um ein Phantombild anzufertigen.«
    »Nur zu, ich bin hier«, antwortete Rohlfs.
    Als Monika und Till kurze Zeit später auf der Rückfahrt waren, ballte Monika die Faust und stieß einen lauten Jubelschrei aus. »Jetzt haben wir ihn!«
    Till nickte. »Ja, ich glaube, das Feuerzeug war ein Geschenk des Himmels.«

 
     
26
    Einer hochschwangeren Frau die Nachricht vom Tode ihres Mannes zu überbringen, war keine einfache Sache. Trevisan rief vorsorglich zuerst einen Arzt in der Nachbarschaft an und klingelte ihn aus dem Bett. Der Arzt war zunächst sehr ungehalten, aber dann stellte sich heraus, dass Martina Brunken bei ihm in Behandlung war, und er stimmte zu, Trevisan zu begleiten.
    Trevisan holte ihn gegen halb acht an seiner Wohnung ab. Nach gerade mal zwei Stunden Schlaf war er müde und hatte Kopfweh. Doch als Tina den Wagen in die Danziger Straße lenkte, machten die Kopfschmerzen einer tiefen Beklommenheit Platz.
    Das Mehrfamilienhaus mit der hellen Fassade wirkte wie eine uneinnehmbare Festung. Tina parkte. Trevisan öffnete dem jungen Arzt die Fondtür.
    »Das wird keine angenehme Sache«, bemerkte der. »Ich glaube, die beiden waren sehr ineinander verliebt.«
    Sie klingelten mehrmals, ehe sich über die Sprechanlage eine verschlafene Stimme meldete. Trevisan nannte seinen Namen und sagte der Frau, dass er dringend mit ihr sprechen müsse. Den Grund verschwieg er. Der Türöffner summte. Martina Brunken wohnte im zweiten Stock. Sie wartete an der offenen Wohnungstür, mit großen und verängstigten Augen. »Ist … ist etwas … ist etwas passiert? – Herr Doktor, was machen Sie denn hier?«
    »Können wir in der Wohnung mit Ihnen sprechen?«, fragte Tina.
    Martina Brunken wankte durch den Flur ins Wohnzimmer. Als sie sich wieder umwandte, kullerten dicke Tränen über ihre Wangen.
    »Setzen Sie sich bitte!«, forderte Trevisan.
    Die Wohnung war stilvoll eingerichtet. Eine rote Ledercouch beherrschte das Wohnzimmer. An der Wand hing ein Druck mit moderner Malerei. Trevisan fühlte sich an die Abteilungen der Möbelzentren für »junges Wohnen« erinnert.
    »Frau Brunken, es tut mir leid«, sagte Tina sanft. »Ihr Mann wurde in der vergangenen Nacht ermordet.«
    Für Sekunden herrschte eine lastende Stille, dass selbst das Fallen einer Stecknadel einem Donnerhall gleichgekommen wäre. Dann brachen die Dämme. Ihr Schrei war ohrenbetäubend. Sie krampfte sich zusammen. Der Arzt kniete sich neben sie. Jemand klingelte

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