Das Haus in den Dünen
lächelnd.
Trevisan schüttelte den Kopf. »Ich glaube, mich würden die ganzen Figuren hier nur stören.«
»Ich sammle die, seit ich denken kann.«
Der Kaffee war fertig. Sie schenkte zwei Tassen ein. »Zucker, Milch?«
Trevisan schüttelte den Kopf. »Wie lange kennen Sie die Brunkens schon?«
Inga Holt setzte sich. »Wir leben seit vier Jahren Tür an Tür. Martina und ich haben uns auf Anhieb verstanden. Und Willo ist ein feiner Kerl. Wenn ich mal mit einem Mann zusammenleben sollte, dann müsste er viel von Willo haben.«
»Sie waren oft zusammen?«
»Wir sind die besten Freundinnen, Martina und ich. Und Willo war ganz froh, dass es mich gab. Er wusste, wenn er zu seiner Arbeit ging, dass Martina nichts passieren konnte. Er war sehr aufgeregt. Haben Sie eigentlich das Kinderzimmer gesehen, das er eingerichtet hat?«
Trevisan schüttelte den Kopf.
»Er hat das mit erstaunlich viel Feingefühl getan. Er hatte einfach einen Blick für Details. Fast wie eine Frau.«
Trevisan nahm einen Schluck Kaffee. »Wie meinen Sie das?«, fragte er, nachdem er die Tasse abgestellt hatte.
»Nur weil ich alleine bin, heißt das nicht, dass ich die Männer nicht kenne. Ich war zwei Jahre mit einem Mann zusammen, bevor ich ihn hinausgeworfen habe. Taugte nicht viel. Seine Kumpels und die Sauferei waren ihm wichtiger als ich. Willo war ganz anders. Er wusste, worauf es ankam. Manchmal hatte ich das Gefühl, er müsse etwas gutmachen.«
Trevisan zog die Stirn kraus. »Etwas gutmachen?«
»Na ja, war eben so ein Gefühl. Er hat Martina umsorgt, hat ihr jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Das war mir manchmal fast ein bisschen unheimlich.«
»Können Sie sich vorstellen, dass Willo Brunken Feinde hatte?«, fragte Trevisan trocken.
Inga Holt schüttelte vehement den Kopf. »Bestimmt nicht. Willo war einfach eine Seele von Mensch. Wenn ein Kollege dringend frei brauchte, dann ist er eingesprungen, sogar am Wochenende. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass es jemanden gibt, der Willo nicht mochte. Es muss Zufall gewesen sein. Vielleicht sollte er ausgeraubt werden und der Täter wurde gestört.«
Trevisan nickte. »Das könnte so gewesen sein, trotzdem muss ich mir ein Bild von Willo Brunken machen. Uns fehlen zurzeit sämtliche Ansatzpunkte.« Er hatte ihr von dem Mord an Hans Kropp und den Zusammenhängen nichts erzählt.
»Ich möchte, dass Sie das Schwein kriegen, das Willo umgebracht hat. Und ich bedauere, dass es bei uns keine Todesstrafe mehr gibt. So einer gehört erschossen. Martinas Kind wird ohne Vater aufwachsen müssen. Und der Kerl, der es getan hat, darf weiterleben. Das ist nicht mehr gutzumachen. Denken Sie das nicht auch manchmal bei Ihrem Beruf?«
Trevisan antwortete darauf nicht. »Hatte er in den letzten Tagen Besuch?«
Inga Holt schüttelte den Kopf. »Außer seinem neuen Arbeitskollegen keinen.«
»Hatte er Freunde?«
»Roland«, antwortete Inga Holt. »Aber der war schon eine ganze Weile nicht mehr hier. Roland ist Seemann und manchmal ein ganzes Jahr unterwegs. Ansonsten waren Willo und Martina am glücklichsten, wenn sie zusammen waren. Mein Gott, ich will gar nicht daran denken, wie sich Martina jetzt fühlt.«
Es klingelte an der Tür. Inga Holt öffnete. Tina kam herein. Trevisan leerte seine Kaffeetasse und legte eine Visitenkarte auf den Tisch. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, bitte rufen Sie mich an.«
Als er mit Tina das Haus verließ, war es bereits Mittag. »Hast du etwas in der Wohnung entdeckt, dass uns weiterhelfen könnte?«
»Also wenn du mich fragst, führten die beiden eine perfekte Ehe. Sie waren sehr ordentlich. Die Ordner sind voller Verträge. Versicherungen, Sparbriefe, Rechnungen, alles an seinem Platz und nach Buchstaben geordnet. Und das Kinderzimmer solltest du dir ansehen. Die Frau hat Geschmack.«
»Willo Brunken hat das Kinderzimmer ausgestattet«, widersprach Trevisan.
Tina betrachtete ihn verwundert. »Alle Achtung. Es ist perfekt.«
*
Alex hatte sämtliche polizeilichen Computersysteme nach Willo Brunken befragt. »Der ist sauber«, berichtete er, als Trevisan den Kopf in sein Büro steckte, um sich zu erkundigen.
»Haben sich Kleinschmidt oder Doktor Mühlbauer schon bei dir gemeldet?«, fragte Trevisan.
Alex erhob sich. »Kleinschmidt ist noch im Labor und die Obduktion wird heute Mittag durchgeführt.« Er druckste herum. »Du solltest mal mit Monika reden. Sie ist ganz schön angefressen. Im Haus geht schon rum, das es eine Soko für die
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