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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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war tief in Gedanken. Der Kollege war längst gegangen, als Trevisan sich erhob und hinaus ins Treppenhaus ging. Tills Büro war leer, aber seine Jacke hing über dem Stuhl. Er war bestimmt wieder oben in der Datenstation. Trevisan lief den Flur entlang und traf Monika Sander und Anne Jensen.
    »Wo kommt ihr her?«, fragte Trevisan.
    »Wir waren noch einmal in Brunkens Firma. Dort haben wir uns mit einem gewissen Jens Freiwaldt unterhalten. Er hat da gerade erst angefangen und wurde in den ersten Tagen zum Anlernen zusammen mit Willo Brunken losgeschickt. Aber er hat nicht bemerkt, dass ihnen jemand gefolgt wäre. Willo ist brav seine Touren gefahren. Es gab weder Anrufe unterwegs, noch hat sich Willo Brunken mit jemandem getroffen. Freiwaldt meinte, Willo Brunken war ein absoluter Familienmensch. Einmal ist er mit ihm ein Bier trinken gegangen, aber dazu musste Freiwaldt ihn regelrecht überreden.«
    »Ein richtiger Saubermann also«, antwortete Trevisan.
    »Ein idealer Ehemann«, bestätigte Monika kühl.
    »Habt ihr heute noch etwas vor?«
    Monika schüttelte den Kopf. »Wir sind mit unseren Überprüfungen durch. Bislang alles negativ. Ich komme mir fast vor wie bei der Suche nach dem Feuerteufel. Nicht der geringste Ansatzpunkt.«
    »Bist du noch böse wegen der Sache mit der Soko?«, fragte Trevisan.
    Monika Sander schüttelte den Kopf. »Es war nur wegen Schneider.«
    »Manchmal muss man eben Prioritäten setzen«, entschuldigte sich Trevisan. »Schließlich geht es hier jetzt um eiskalten Mord. Ist Till oben?«
    »Ich denke schon, er wollte wieder die Maschinen quälen.«
    Trevisan setzte seinen Weg fort und traf Till tatsächlich in der Datenstation, wo er an zwei Bildschirmen gleichzeitig surfte. Das Brummen der Lüfter überdeckte Trevisans Begrüßung, Till hob erst nach dem zweiten, lauteren »Moin« den Kopf. »Moin, Martin. Ich tappe immer noch auf der Stelle.« Er reichte Trevisan einen Computerausdruck mit einem Foto.
    Trevisan betrachtete das Bild. »Brunken?«
    »Das ist die Klasse 9b der Osterburgschule in Emden, die Abschlussklasse von 1981«, erklärte Till. »Der kleine Junge am rechten Bildrand in der zweiten Reihe ist Willo Brunken. Die Namen stehen unter dem Bild. Ich habe die 9a und die 9c ebenfalls überprüft, aber auf den Namen Kropp bin ich leider nicht gestoßen. Auch bei Brunkens Fußballverein war Kropp kein Mitglied. Bislang gibt es keine offensichtliche Verbindung.«
    Trevisan gab das Foto zurück. »Kleinschmidt hat mir gerade erzählt, dass die Knöpfe vom Tatort wohl aus den Sechzigern stammen. Ob das irgendeine Bedeutung hat?«
    Till zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
    Trevisan nickte. »Wie lange willst du noch hier arbeiten?«
    »Eigentlich ist Polizist mein Traumberuf, ich denke schon, dass ich es noch ein paar Jahre mache.«
    Trevisan grinste. »Und heute?«
    Till seufzte. »Ich denke, in ein bis zwei Stunden habe ich Willo Brunkens Lebenslauf so weit fertig. Von Kropp habe ich im Internet nichts gefunden, und die Ämter haben heute geschlossen. Da komme ich erst am Montag weiter.«
    »Vielleicht kann ich noch etwas dazu beitragen«, antwortete Trevisan und schaute auf seine Armbanduhr. »Ich denke, ich sollte noch einmal mit Kropps Stiefschwester sprechen.«
    Aber Kropps Stiefschwester war nicht zu Hause. Trevisan versuchte es mehrmals und gab gegen drei Uhr auf. Montag ist auch noch ein Tag, dachte er, als er seinen Wagen über die Peterstraße in Richtung Banter Weg lenkte.
    Am Abend schaute er die Sportschau, bis schließlich Angela um sieben anrief. Sie war bereits auf der Rückfahrt, der Zug würde kurz nach zehn auf dem Bahnhof in Wilhelmshaven sein. Sie bat ihn, sie abzuholen. Sie erzählte, dass sie eine schöne Zweizimmerwohnung in der Nähe des Englischen Gartens gefunden habe und der neue Verlag für die ersten sechs Monate die Miete übernehmen würde. So musste sie ihre Wohnung in Westerwerde nicht aufgeben.
    Trevisan hörte ihr geduldig zu, obwohl er ihr am liebsten »Bleib! Bleib hier bei mir!« zugerufen hätte. Er wusste, dass dieses Thema nach ihrem letzten langen Gespräch endgültig vom Tisch war. Ihm blieb nur übrig, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Angela wollte Karriere machen und niemand durfte ihr dabei im Weg stehen, noch nicht einmal er.
    *
    Der Sonntag hatte warm und sonnig begonnen, doch gegen Mittag trieben dunkle Wolken aufs Festland zu. Sturm kam auf, Regen prasselte nieder und verwandelte die Straßen in kleine

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