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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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er.
    »Wie soll es schon jemandem gehen, dessen Mann ermordet wurde«, antwortete Inga Holt.
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn passieren. Martina Brunken lag auf dem roten Sofa. Sie hatte sich in eine Decke gekuschelt und trank heißen Tee. Ihre Augen waren gerötet, die Augenränder geschwollen. Sie hatte wohl die ganze Nacht hindurch geweint.
    »Ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen«, erklärte Trevisan. »Aber nur, wenn Sie dazu in der Lage sind.«
    »Fragen Sie«, antwortete sie mit brüchiger Stimme und zeigte auf den Sessel.
    Er nahm Platz. »Als Ihr Mann am Donnerstag zu seiner Arbeit gefahren ist, war da etwas ungewöhnlich? Hat er sich sonderbar verhalten, gab es Zwischenfälle, die Sie sich nicht erklären können, oder Anrufe oder ähnliches?«
    »Nein«, antwortete sie. »Es war wie immer, er hat seine Tasche gepackt, dann hat er mich geküsst und ist zur Arbeit gefahren.«
    Trevisan nickte. »Wie lange kennen Sie sich schon?«
    »Seit sechs Jahren. Er kam früher immer in den Laden, in dem ich arbeitete. Er hat dort eingekauft. Vor vier Jahren sind wir uns nähergekommen, sind zusammengezogen und haben dann geheiratet. Er war so ein guter Mann, er hat alles für mich getan.«
    »Sagt Ihnen der Name Hans Kropp etwas?«, fragte Trevisan.
    Marina Brunken überlegte. »Hab ich noch nie gehört. Vielleicht ein Fußballspieler? Willo spielte nämlich Fußball beim SV Wilhelmshaven. Früher, als er noch jünger war, sogar in der ersten Mannschaft. Aber in letzter Zeit spielte er nur noch, um sich fit zu halten.« Tränen kullerten über ihre Wangen. Das Taschentuch war bereits durchnässt. »Warum hat man ihn umgebracht?«, fragte sie kopfschüttelnd. Ihr Gesicht wurde kalkweiß. Sie schlug die Decke zurück. »Entschuldigen Sie mich, ich muss auf die Toilette.« Sie stürmte aus dem Raum. Inga Holt folgte ihr.
    Trevisan erhob sich und schlenderte zu dem kleinen Wandschrank. Dort stand ein Sammelsurium von Fotos. Hochzeitsbilder von Martina und Willo Brunken, Bilder von Urlaubsreisen und Bilder aus der Kindheit der beiden Ehepartner. Ein Mädchen mit einer Schultüte vor der Schule, an den Augen erkannte er, dass es wohl Martina Brunken sein musste. Drei Jugendliche in kurzen Hosen, vor einer kleinen Kirche mit einem kleinen, spitzen Glockentürmchen auf dem Dach, ein kleines Baby in einem Kinderwagen aus den frühen Sechzigern.
    Inga Holt kam aus dem Badezimmer zurück. »Vielleicht sollten Sie später noch einmal kommen. Sie ist noch nicht in der Lage, über die Dinge zu reden.«
    *
    In der Dienststelle suchte Trevisan nach Till Schreier und fand ihn im Computerraum der Datenstation. Till starrte auf einen Monitor und bemerkte nicht, dass Trevisan sich hinter seinem Rücken auf einem Stuhl niederließ.
    »Hast du schon etwas Brauchbares gefunden?«, sagte Trevisan nach einer Weile.
    Till fuhr zusammen und wandte sich um. »Ich habe dich überhaupt nicht gehört. – Ich habe schon mindestens sechs Telefonate geführt und den Weg von Willo Brunken bis zu seiner Geburt zurückverfolgt.«
    »Und, gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen ihm und Hans Kropp?«
    »Bislang nichts, außer den Berufen«, entgegnete Till. »Brunken ist in Emden geboren und dort aufgewachsen. Er kam erst mit neunzehn Jahren nach Wilhelmshaven. Er hat wie Kropp Kfz-Mechaniker gelernt und bei einer VAG-Werkstatt in Mariensiel gearbeitet. Der Inhaber hatte keine Erben und hat den Betrieb aufgegeben. Brunken ist dann nahtlos bei der FÖHA als Fahrer eingestiegen. Sie wurden im Übrigen nicht zusammen ausgebildet, falls du da einen Zusammenhang siehst.«
    »Sonst noch etwas?«
    Till klickte auf eine Datei und das formatfüllende Bild einer Fußballmannschaft erschien. »Er hat bei der SV in der Oberligamannschaft gespielt. War Linker Verteidiger. Ansonsten kennt ihn das Internet nicht. In unseren Polizeicomputern hat er keinen Eintrag. Ich glaube, außer Falschparken und vielleicht dem einen oder anderen Geschwindigkeitsverstoß hat er noch nicht mit uns zu tun gehabt. Ganz anders als Kropp, der ganze Dateien füllt.«
    Trevisan runzelte nachdenklich die Stirn. »Mach bitte weiter. Vielleicht findest du noch einen gemeinsamen Nenner. Ich hoffe es zumindest, denn wenn nicht, dann sehe ich schwarz.«
    »Weshalb?«
    »Wenn die beiden nur sterben mussten, weil sie Lastwagenfahrer waren, dann kann es jeden beliebigen Fahrer treffen. Das wäre nicht auszudenken, denn der Mörder kann ziellos

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