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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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mit zu mir«, sagte Ruby schnell entschlossen. »Ich mache dir ein Sandwich oder so etwas.«
    Â»Ein Sandwich… ja. Gute alte Ruby.« Philip torkelte zur Straße und winkte ein Taxi heran.
    Im Taxi kippte er immer wieder zur Seite, und die Augen fielen ihm zu. Sie glaubte nicht, dass sie ihn wieder wach bekommen würde, falls er richtig einschlafen sollte. Deshalb versuchte sie, ihn mit Reden wach zu halten.
    Â»Wie geht es denn allen so?«
    Â»Wem?« Er öffnete ein Auge. »Meinst du die Familie? Warum gehst du nicht selbst mal hin? Genau, warum besuchst du meine heiß geliebte Familie eigentlich gar nicht mehr?«
    Â»Du weißt, warum. Ich bin zurzeit persona non grata . Wegen Sara und Anton.«
    Philips Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde wütend. »Woher nimmt mein Vater bloß die Frechheit, Sara zu sagen – wenn man bedenkt, was er selbst tut!«
    Ruby hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach. Als sie es ihm sagte, erwiderte Philip: »Er hat ein Verhältnis mit einer Frau, die halb so alt ist wie er. Widerlich.«
    Er hatte ziemlich laut gesprochen, und Ruby sah, wie der Fahrer aufmerksam wurde. Sie versetzte Philip einen leichten Rippenstoß, und er schwieg wieder. Doch seine Worte hatten sie schockiert, sie ergaben keinen Sinn. Daher fragte sie flüsternd nach: » Wer hat ein Verhältnis?«
    Â»Mein Vater natürlich.« Er wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster.
    Auf dem Rest der Fahrt fiel kaum noch ein Wort. Richard Finborough hatte ein Verhältnis. Ruby wusste nicht, ob sie Philip glauben sollte. Er war sehr betrunken, und die Leute redeten das dümmste Zeug, wenn sie zu viel Alkohol getrunken hatten. Unwillkürlich musste sie an ihren eigenen Vater denken. Wenn ihr vor ein paar Jahren jemand erzählt hätte, dass ihr Vater noch eine zweite Ehefrau samt Kindern in Salisbury hatte, hätte sie ihm dann geglaubt? Natürlich nicht.
    Das Taxi hielt in der Fulham Road. Mit absolut sicherem Griff zog Philip einen Zehn-Shilling-Schein aus dem Bündel Banknoten in seiner Brieftasche und reichte ihn dem Fahrer. Ruby bugsierte Philip die Stufen hinauf, ins Haus hinein und dann langsam die drei Treppen hoch.
    In ihrem Zimmer machte sie ihm ein Brot und eine Tasse sehr starken schwarzen Kaffee. Als er den Kaffee fast ausgetrunken hatte, sagte sie: »Du behauptest also, dein Vater hätte ein Verhältnis –«
    Â»Er hat eins. Mit einem Flittchen vom Piccadilly Circus. Sie arbeitet in einem Hutladen .« Verachtung lag in seiner Stimme.
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Ich bin ihm gefolgt und habe ihn gesehen. Und ich habe im Geschäft nebenan gefragt. Die haben mir gesagt, sie heißt Davenport.«
    Â»Ich verstehe nur nicht, woher du wissen willst, dass sie gleich ein Verhältnis haben –«
    Â»Aber Ruby, das ist doch klar!« Philip war wütend. »Ich habe darüber nachgedacht. Vermutlich ist es nicht das erste Mal. Vielleicht streiten sie deshalb dauernd.«
    Sie setzte sich neben ihn aufs Bett. »Philip, das kannst du nicht wissen«, sagte sie.
    Â»Doch. Ich habe gehört, wie sie sich deshalb angeschrien haben.«
    Â»Dann war es vielleicht nur ein Fehltritt  –«
    Â»Wenn es ein Fehltritt war, wäre er wohl kaum wieder zu ihr gegangen, nachdem Mama es herausgefunden hat, oder?«
    Â»Isabel weiß davon?«
    Â»Ja.«
    Was er sagte, klang logisch. Sie drückte seine Hand.
    Â»Er ist so ein verdammter Heuchler! Und warum zur Hölle lässt Mama sich das bieten? Warum jagt sie ihn nicht einfach zum Teufel?«
    Darauf fiel ihr keine Antwort ein. »Ach, du Armer«, sagte sie.
    Â»Du bist wirklich lieb, Ruby.« Wenn er sie mit diesem Blick ansah, schmolz Ruby immer dahin.
    Er klopfte gegen seine Taschen und runzelte die Stirn. »Hast du Zigaretten?«
    Â»Nein. Aber ich schaue mal, ob ich bei einem meiner Zimmernachbarn welche bekommen kann.«
    Ruby schnorrte zwei Zigaretten bei dem jüdischen Übersetzer, der in einem der anderen Zimmer auf dem dritten Stock wohnte. Aber als sie zurückkam, lag Philip bereits lang ausgestreckt auf ihrem Bett und schlief tief und fest. Vorsichtig löste sie seine Schnürsenkel, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn zu.
    Sie räumte Teller und Tassen weg und las eine Weile, doch es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Das Bild der Finboroughs, wie sie es aus ihrer

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