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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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bleiben beabsichtige. Die alte Dame fügte hinzu: »Du kannst natürlich für immer hierbleiben, wenn es nach mir geht. Es ist mir eine große Freude, dich um mich zu haben, mein Schatz. Aber ich weiß, dass deine Mutter und dein Vater dich vermissen, und ich frage mich nur, wann du wieder einmal nach Hause fahren willst.« Weil Sara nicht antwortete, fragte Alice sanft: »Worauf wartest du eigentlich, Kind?«
    Worauf wartest du eigentlich? Während sie jetzt durch den Garten von Vernon Court ging, stellte Sara sich genau diese Frage. Und sie kannte die Antwort leider viel zu gut. Dieser Winter war schwierig für sie gewesen mit all seinen Erinnerungen an den vorausgegangenen. Sosehr sie sich auch um Vergessen bemühte, stets brachten die Wochen und Monate irgendeinen Jahrestag mit sich: der Tag, an dem Anton und sie zum ersten Mal miteinander Kaffee getrunken hatten; der Tag, an dem sie sich auf der Putney Bridge zum ersten Mal geküsst hatten; an dem er ihr den Strauß aus Zaubernuss und Weidenkätzchen mit seinem kühlen, würzigen Duft geschenkt hatte.
    Sie wartete auf Anton, auf einen Brief von ihm, in dem er ihr schrieb, dass seine letzten Zeilen ein furchtbares Missverständnis gewesen seien; in dem er sie wissen ließ, dass er sie noch immer begehrte, sie noch immer liebte. Sie wartete auf den Augenblick, in dem sie aus dem Fenster ihres Zimmers in Raheen blickte und ihn, groß und gut aussehend in seinem alten schwarzen Mantel, den er so gern trug, die Auffahrt heraufkommen sah.

    Caroline Vernon ging stets vor dem Frühstück mit den Hunden spazieren. Es schien ihr der richtige Tagesbeginn zu sein, und es regte ihren Appetit an. Sie nahm immer denselben Weg, einmal rund um den Garten von Vernon Court, bei jedem Wetter.
    An diesem Morgen regnete es in Strömen. Caroline zog im Eingangsportal ihre schlammbespritzten Gummistiefel aus, ließ ihren Regenmantel abtropfen und hängte ihn an einen Haken. Die Hunde, die mit hängenden Zungen hechelnd neben ihr standen, schüttelten ihr feuchtes Fell aus. Caroline führte sie in einen Raum im rückwärtigen Teil des Hauses und fütterte sie, ehe sie selbst ins Esszimmer ging.
    Gil saß am Tisch und las Zeitung. Caroline gab ihm einen Kuss zur Begrüßung und nahm sich Schinken und Eier.
    Â»Es sieht aus, als würde es heute den ganzen Tag regnen«, sagte sie. »Ist der Tee noch heiß, Gil?«
    Er legte eine Hand an die Teekanne. »Lauwarm, würde ich sagen. Soll ich Mrs. Regan rufen?«
    Â»Nein, nein«, erwiderte Caroline. »Ich gehe selbst, dann geht es schneller.«
    Mit der Teekanne in der Hand lief sie in die Küche, und als sie fünf Minuten später wiederkam, brachte sie eine Kanne frisch aufgebrühten Tee mit. »Welche Pläne hast du für heute, Gil?«
    Â»Ich will an meinem Aufsatz arbeiten. Und ein Autoreifen hat keine Luft mehr, den muss ich wechseln.«
    Â»Der Herd qualmt wieder«, sagte Caroline, während sie Butter auf ihren Toast strich. »Du musst Jimmy Coulter anrufen und ihn bitten, den Kamin zu kehren.«
    Â»Ich werde versuchen, ihn aus dem Pub loszueisen.«
    Â»Gehst du Miss Finborough besuchen?«
    Gil blätterte die Zeitung um. »Ich weiß nicht, daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Â»Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich bin nicht ganz sicher. Montag… dann war da die Reifenpanne…«
    Â»Ich finde, du solltest heute nach Raheen gehen, Gil.«
    Â»Falls es zu regnen aufhört, kann ich auf meinem Weg an die Küste ja mal vorbeifahren.«
    Caroline sah ihren Sohn schweigend an. Im Gegensatz zu dem, was manche behaupteten, hatte sie es dem Schicksal nie verübelt, dass es ihr den älteren Marcus genommen hatte statt Gil. Sie hatte beide Söhne stets gleich stark geliebt: Ihre Bewunderung für Marcus’ Mut und seine Sportlichkeit hatte nie die Zärtlichkeit übertroffen, die sie für ihren jüngeren Sohn empfand. Gil war weit klüger als Marcus, der in der Schule eine fröhliche, charmante Niete gewesen war.
    Doch ihre Liebe hinderte sie nicht daran, Gil mit klarem Blick zu sehen, und seine Fehler blieben von ihr nicht unbemerkt. Auch im Alter von einunddreißig Jahren konnte Gil immer noch dickköpfig und pingelig sein, eine Angewohnheit, die er schon in seiner Kindheit entwickelt hatte. Über den Tisch hinweg sah Caroline,

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