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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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mit dem, was ist. Ich war wahrscheinlich nicht intelligent und interessiert genug für ihn, und wahrscheinlich bin ich auch Gil geistig nicht ebenbürtig, aber er belehrt mich gern, und ich höre gern zu. Er hat Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und ein Buch über Frösche geschrieben – vielleicht sind es auch Kröten.« Sie sah Ruby an. »Ich möchte seine Gehilfin sein.«
    Ruby lachte amüsiert. »Mir ist bis heute nicht klar, was Gehilfinnen eigentlich tun.«
    Â»Mir auch nicht.« Sara nahm sich noch ein Stück Kuchen. »Aber das werde ich ja erfahren, und ich werde meine Sache gut machen.«
    Â»Und wo bleibt das Bett?«
    Â»Ach, das klappt bestimmt prima. Und da muss ja nicht dauernd etwas stattfinden, oder?« Sara musterte Ruby neugierig. »Hast du schon…?«
    Â»Nein, noch nicht.«
    Sara schnitt ihren Kuchen in der Mitte durch. »Caroline hat drei tolle Hunde, und sie hat mir versprochen, dass ich sie ausführen darf. Und das Haus ist der absolute Traum, Ruby, du kannst es dir nicht vorstellen. Es ist nicht imposant und großartig wie Raheen, eher verwunschen, mit schmalen Wendeltreppen und gewundenen Gängen, die in kleine Geheimzimmer und versteckte Winkel führen. Ein richtiges Dornröschenschloss – so kam es mir vor, als ich Vernon Court das erste Mal sah. Ich weiß jetzt, dass ich dort sehr glücklich sein werde. Wunschlos glücklich.« Ein Ton eiserner Entschlossenheit schwang in ihrer Stimme mit.
    Einige Tage später erhielt Ruby von den Finboroughs eine Einladung zur Feier von Saras Verlobung mit Gil Vernon. Ihre Ächtung, die Ereignisse, die zu ihrer Verbannung aus dem Leben der Finboroughs geführt hatten, wurden mit keinem Wort erwähnt. Ruby war glücklich. Sie war in Gnaden wieder aufgenommen worden am glänzenden Hof, im illustren Kreis der Auserwählten.
    Mit dem vertrauten und heftig entbehrten Gefühl dazuzugehören, betrat sie am Samstagabend das Haus der Finboroughs. Alles war wie immer – das Stimmengewirr und Gelächter aus dem Salon, das geschäftige Eilen der Dienstboten in den Korridoren, das Klappern von Geschirr und Silber, während sie die Tafel deckten, das flackernde Kerzenlicht – Isabel bestand auf Kerzenlicht bei festlichen Anlässen. Beim Sherry wurde sie mit Gil und Caroline Vernon bekannt gemacht. Caroline tat sie, wie sie erheitert zur Kenntnis nahm, sehr schnell als unbedeutend ab, während Gil ihr einen Vortrag über das untypische Verhalten des jahreszeitlichen Wetters hielt. Etwas später stand sie allein, zog sich ein wenig zurück und ergab sich ganz diesem Gefühl, von Glanz und pulsierender Lebendigkeit umhüllt zu sein, das sie als Kind so glücklich gemacht hatte. Sie bemerkte, dass Sara sich während ihres Aufenthalts in Irland verändert hatte, ohne die Veränderung gleich definieren zu können; sie bemerkte, dass Isabel schön und angespannt aussah und dass Richards Jovialität vielleicht eine Spur gezwungen war.
    Immer aber suchte ihr Blick, wie magnetisch angezogen, Philip. Es kostete sie eine bewusste Anstrengung, ihn nicht anzusehen, nicht mit Blicken zu verschlingen, um sich jede Linie seiner Züge einzuprägen und zu versuchen, seine Mimik, seine Gesten zu interpretieren. Wenn sie sich mit Philip in einem Raum befand, musste jede ihrer Bewegungen, jedes ihrer Worte überlegt sein, sie musste unablässig eine Rolle spielen, konnte niemals natürlich oder instinktiv handeln.
    Nach einer Weile trat sie zu ihm. »Wie findest du ihn, Philip?«, fragte sie leise.
    Â»Saras Angebeteten? Ziemlicher Stockfisch.«
    Â»Gil hat mich gerade über die Bedeutung des Golfstroms aufgeklärt.«
    Â»Hast du aber ein Glück. Warum zum Teufel will Sara diesen Burschen heiraten?«
    Â»Sie sagt, sie liebt ihn.«
    Philip prustete geringschätzig.
    Â»Tja, wo die Liebe eben hinfällt«, meinte Ruby.
    Â»Er ist stinklangweilig«, stellte Philip kurz und bündig fest. »Ich vermute, sie heiratet ihn wegen des Hauses, wegen des Besitzes.«
    Â»So etwas würde Sara nie tun, das weißt du genau.« Ruby beobachtete Sara, so sprühend neben ihrem stoischen Verlobten. »Ich glaube –«
    Â»Was?«
    Â»Ich glaube, sie findet ihn romantisch. Sie sind sich ja unter sehr romantischen Umständen begegnet, als sie von ihrem

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