Das Haus in den Wolken
Isabel.
Philip saà ganz still. Dann sprang er so plötzlich auf, dass sein Stuhl beinahe umstürzte, und lief zur Tür.
»So etwas Ungehobeltes«, brummte Richard, und Philip blieb an der Tür stehen.
Ruby sah die Wut in seinen Augen, als er sich nach seinem Vater umdrehte. »Ich bin ungehobelt?«, fragte er. »Vielleicht erzähle ich euch meine Neuigkeiten doch. Ja, warum eigentlich nicht? Ich heirate. Deswegen bin ich hergekommen. Weil ich euch das mitteilen wollte.«
Nein, dachte Ruby. Nein, das darfst du nicht.
»Du heiratest?« Isabel war einen Moment perplex. »Philip, das kommt wirklich sehr plötzlich. Wen willst du heiraten? Deine Freundin Stephanie â«
Philip schüttelte den Kopf. »Nein, nicht Stefï¬e. Ich heirate Elaine Davenport.«
Die Gesichter der Gäste verrieten Verwunderung und Neugier. Das kann nur ein Scherz sein, dachte Ruby. Ein gemeiner, geschmackloser Scherz.
Sie stand auf. »Philip«, sagte sie. »Bitte hör auf. Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Setz dich, Ruby.« Richards Ton war scharf. Aber sie blieb stehen.
Philip wandte den Blick nicht vom Gesicht seines Vaters. »Freust du dich gar nicht, Vater? Freust du dich gar nicht über die gute Nachricht?«
Isabel war blass geworden. Sie wirkte wie erstarrt. Als Richard aufstand, stürzte sein Stuhl um. »Wie kannst du es wagen«, sagte er leise.
Philip hielt ihm stand. »Willst du mir nicht Glück wünschen, Vater?«, fragte er herausfordernd.
»Hinaus!«, zischte Richard.
»Aber Vater, freust du dich nicht, dass ich endlich eine Familie gründe, wie du es dir immer gewünscht hast â«
»Sei still, Philip!«, rief Isabel scharf. »Das reicht. Hör jetzt bitte auf.«
»Elaine und ich, wir lieben uns. Seit Monaten. Wir heiraten. Wir â«
Isabel schlug Philip ins Gesicht. Er schnappte nach Luft und wich einen Schritt zurück. Zur gleichen Zeit drehte sich Isabel mit heftiger Bewegung und wildem Blick zu Richard um. »Das ist deine Schuld. Einzig deine Schuld!«, schrie sie, dann rannte sie aus dem Zimmer.
Philip hatte einen brandroten Striemen im Gesicht. Den Blick immer noch auf seinen Vater gerichtet, sagte er in dennoch ruhigem Ton: »Elaine und ich heiraten. Am besten ï¬ndest du dich gleich damit ab, denn du wirst es nicht verhindern können.«
»Das darfst du nicht!«, rief Ruby wie von Sinnen. »Das kannst du doch nicht tun. Du hasst sie. Du liebst sie nicht, du kannst sie gar nicht lieben, ich â«
Jemand nahm sie bei der Hand und zog sie aus dem Zimmer. »Das kannst du doch nicht tun, Philip«, schluchzte sie. »Das kannst du nicht tun.«
Theo schob sie zur Haustür hinaus, über den gekiesten Vorplatz in den Garten, wo sie zitternd stehen blieb und so hemmungslos weinte, dass es ihr selbst Angst machte. Die Worte stürzten ihr wirr und unkontrolliert von den Lippen.
»Er kann sie nicht heiraten. Er darf nicht. Er hasst sie doch. Er hat gesagt, sie wäre billig â er hat gesagt, dass sie ein Flittchen ist. Ich kann das nicht zulassen. Ich muss wieder hinein.«
»Nein.« Theo schüttelte sie ein wenig. »Nein, Ruby, das darfst du nicht. Verstehst du denn nicht?« Sie starrte ihn an. »Ich dachte, du wärst darüber hinweg«, sagte er langsam. Er zog die Brauen zusammen. Sein Griff lockerte sich. »Ãber Philip, meine ich.«
Mit wütendem Blick wandte sie sich von ihm ab. Sie setzte sich auf einen Stein am Rand des Steingartens und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich werde ihn wahrscheinlich immer lieben.« Ihre Stimme zitterte. »Ich wollte, es wäre anders.«
»Hier.« Theo reichte ihr eine Zigarette.
»Ich muss es ihm sagen«, erklärte sie. »Du hättest mich nicht zurückhalten sollen.« Aber sie glaubte es selbst nicht mehr.
»Elaine Davenport«, sagte er, »ist das nicht die Frau, mit der mein Vater was hatte?«
»Ja.«
»Sara hat es mir erzählt.« Er stieà mit den Schuhspitzen in den Kies, und ein paar Steinchen schossen über den Vorplatz. »Schöner Mist.«
Sie sah zu ihm hinauf. »Theo«, sagte sie beinahe ï¬ehend, »das kann er doch nicht tun.«
»Oh doch, er kann. Du hast ja gehört, was er gesagt hat. Er liebt sie.«
»Aber das stimmt doch nicht. Sie ist eine billige Person. Eine
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