Das Haus in den Wolken
setzte sich, wenn niemand Zeit hatte, mit dem Times -Kreuzworträtsel in ein Pub und trank ein Bier. Auf dem Heimweg lutschte er Pfefferminzbonbons, damit seine Mutter den Alkohol nicht roch. GröÃere Ausï¬Ã¼ge â ein Fest oder ein Abendessen im Restaurant â bedurften sorgfältiger Vorbereitung und Planung. Seiner Mutter musste er Wochen vorher Bescheid geben, Mrs. Collins oder Mrs. Dixon mussten mobilisiert werden, um ihr Gesellschaft zu leisten, Ausgleich musste versprochen werden.
Edward wusste, dass er nicht der Typ Mann war, in den sich die Frauen auf den ersten Blick verliebten. Ihm fehlte etwas â oder andere Männer hatten etwas. Was genau, war ihm immer ein Rätsel geblieben. Frauen vergafften sich seiner Erfahrung nach in die schlimmsten Idioten. Auch wenn jeder Blick in den Spiegel ihm sagte, dass er kein Adonis war, dass sein Gesicht irgendwie schief war, etwas Schwammiges, Gummiartiges hatte, nicht einen einzigen markanten Zug, war doch nicht zu bestreiten, dass es ein ganz sympathisches, im Wesentlichen harmloses Gesicht war. Trotzdem hatte er nie einen groÃen Freundeskreis gehabt. Er stieà die Leute vielleicht nicht ab, aber er zog sie auch nicht an. Frauen sagten ihm, er sei ein Schatz, für Männer war er ein netter Kerl. Aber nie war er die erste Wahl; er war immer ein Anhängsel oder der Ersatz. »Und Edward müssen wir auch einladen«, hörte er sie sagen, die Leute, die Feten steigen lieÃen oder fürs Wochenende ein Kricket-Team zusammentrommelten, wenn ihre Liste fast vollständig war.
Es machte ihm nichts aus, er hatte nie erwartet, die erste Geige zu spielen. Eine richtige Freundin hatte er nie gehabt. »Es gab mal eine Frau«, hatte er zu Sara gesagt, aber das war Ãbertreibung gewesen. Er war vielleicht ein Dutzend Mal mit Barbara Cooper ausgegangen, hatte sie küssen und ihren Busen berühren dürfen. Jeder Versuch weiterzugehen, war jedoch an einem energischen Herunterziehen ihres Rocks und einem »Doch nicht hier, um Himmels willen, Edward«, gescheitert â durchaus verständlich, wenn er daran dachte, mit was für Orten sie bei ihren Annäherungsversuchen hatten vorliebnehmen müssen. Mrs. Carrington hatte Barbara von Anfang an nicht gemocht, obwohl Barbara sich gröÃte Mühe gegeben hatte, einen guten Eindruck zu machen, und so hatten sie sich schlieÃlich getrennt.
»Das führt zu nichts, Ed«, hatte Barbara an dem Tag gesagt, an dem sie ihm eröffnet hatte, dass es aus war. »Ich bin jetzt fünfundzwanzig, ich möchte heiraten und Kinder haben, nicht irgendwo an einer StraÃenecke knutschen.«
Seine Gefühle für Sara Vernon waren viel tiefer als alles, was er je für Barbara oder eine andere Frau empfunden hatte. Er erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem er Sara am Euston-Bahnhof das erste Mal gesehen hatte. »Ich sitze in der Klemme, Edward«, hatte Ruby früher am Tag zu ihm gesagt. »Ich habe einer Freundin versprochen, sie um sieben am Euston-Bahnhof abzuholen, aber der verdammte Horniman hat mir gerade eröffnet, dass ich wegen der Buchprüfung länger bleiben muss.« Edward hatte sich erboten, ihr aus der Patsche zu helfen. Am Bahnhof ï¬el sein Blick auf eine Frau mit einem Pelzmantel und einem kleinen schwarzen Hut, die mit zwei Koffern neben sich allein mitten in der Halle stand.
Sie war, schlicht und einfach, die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Er war nicht gleich auf sie zugegangen, sondern hatte noch einen Moment gewartet und sie betrachtet. Wenn sie unter Menschen waren, ging es ihm auch jetzt noch häuï¬g so, dass er den Blick nicht von ihr wenden konnte.
Sara war verheiratet, gewiss, aber die Ehe musste irgendwann gelöst werden. Er dachte an den Mann, von dem sie ihm heute Abend erzählt hatte, diesem Wiener, und hoffte, Anton Wolff werde in Wien bleiben. Oder, wenn ihm das Pï¬aster dort zu heià wurde, nach Paris oder New York gehen.
Anfang Juni reiste Isabel nach Porthglas. Richard sollte Mitte des Monats nachkommen. Am Tag vor seiner geplanten Ankunft nahm Isabel den Bus nach St. Ives. WeiÃe Steinhäuser mit grauen Dächern standen an den steilen, schmalen StraÃen, die zum Hafen hinunterführten. Im Juli und August waren die Pensionen und Strände immer voll mit Urlaubern.
Bei einem Fischer kaufte Isabel Glattbutt für den nächsten Abend und aà in einem Café
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