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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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geheiratet.«
    Â»Anton hat mich nicht richtig geliebt. Ich hatte mich getäuscht. Wahrscheinlich habe ich deswegen Gil geheiratet, weil ich wusste, dass es mit Anton nie etwas werden würde. Aber das war leider ein schrecklicher Fehler.« Sie seufzte. »Ich habe anscheinend ein Riesentalent dafür, alles, was ich tue, zu vermasseln. Ich habe es mit der Liebe versucht, ich habe es mit der Ehe und dem Kinderkriegen versucht, und nichts hat geklappt. Ich werde wahrscheinlich bis ins hohe Alter hier arbeiten. Es scheint das Einzige zu sein, wofür ich gut bin.« Sie sah ihn voller Zuneigung an. »Hast du mal ans Heiraten gedacht, Edward?«
    Â»Ach, das ist schwierig, wo meine Mutter so kränkelt. Es gab mal eine Frau, aber sie kam mit meiner Mutter nicht zurecht, und es ist nie etwas daraus geworden. Aber du wolltest mir doch von diesem Bekannten von dir erzählen.«
    Â»Ja, Anton musste damals Wien verlassen. Das ist einige Jahre her. Zuletzt hörte ich, dass er nach Österreich zurückgegangen ist. Ich nehme an, er machte sich Sorgen um seinen Vater. Jetzt frage ich mich, ob er nach dem, was geschehen ist, vielleicht wieder wegmuss. Und – und ob er vielleicht nach London zurückkommt.«
    Edward räusperte sich. »Wenn er in Wien bleiben wollte, müsste er sich wahrscheinlich ein bisschen anpassen, um es freundlich auszudrücken. Und selbst wenn er das täte, wird er vermutlich auf irgendeiner Liste stehen – nach allem, was man so hört.« Er schaute auf seine Uhr und stand auf. »Ich muss los. Meine Mutter macht sich sicher schon Sorgen. Danke für den Kaffee, Sara.«

    Die Carringtons wohnten in der ersten Etage eines Hauses in Belgravia. Leise vor sich hin pfeifend, öffnete Edward die Haustür, wünschte dem Hausmeister einen guten Abend, nahm die zweite Nachmittagspost an sich und ging nach oben. Er hängte Hut, Schal und Mantel an der Garderobe auf, bevor er in den Salon trat.
    Seine Mutter saß in einem Sessel am Feuer. Sie fröstelte. »Huh, du bringst immer die Kälte mit herein, Edward.«
    Â»Das tut mir leid, Mutter.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wie fühlst du dich heute?«
    Â»Gar nicht gut. Meine Hüfte… Dr. Steadman war hier und hat mir ein paar Pulver verschrieben, sie helfen nur leider überhaupt nicht. Aber auf diese Weise hatte ich wenigstens ein Weilchen Gesellschaft, auch wenn er es immer furchtbar eilig hat.«
    Â»Jetzt bin ich ja hier.« Edward lächelte seiner Mutter zu. »Meine ungeteilte Aufmerksamkeit gehört dir, solange du willst.«
    Â»Ja, wie schön.« Mrs. Carrington zog wieder fröstelnd die Schultern zusammen.
    Â»Soll ich dir deine Decke holen, Mutter?«
    Mrs. Carrington sah auf die Uhr. »Es ist fast halb acht. Ich müsste sie mir erst umlegen und dann wieder abnehmen, und ich bin viel zu müde für so viel Theater. Wenn ich sie früher gehabt hätte, wäre mir jetzt vielleicht nicht so kalt.«
    Â»Du hättest doch Gladys bitten können, sie dir zu bringen, Mutter.«
    Â»Ich wollte sie nicht behelligen. Sie muss ja auch kochen…«, setzte sie vage hinzu.
    Â»Aber dafür bezahlen wir sie doch. Ich spreche mal mit ihr.«
    Â»Nein, nein. Verärgere sie nicht. Wir wollen doch nicht schon wieder ein Mädchen verlieren.«
    Â»Ich werde ganz freundlich sein, das verspreche ich dir.«
    Edward ging in die Küche, wo Gladys, die Haushaltshilfe, klappernd Töpfe und Pfannen schwang. Alles war in Dampfwolken gehüllt, und bei dem Geruch, der mit ihnen aufstieg, musste Edward an nasse Waschlappen denken. Aber er sagte: »Das riecht ja köstlich, Gladys.«
    Â»Der Fisch ist im Topf geplatzt, Mr. Carrington, aber das passiert bei Kabeljau immer. Und Madame wollte unbedingt Pudding. Ich habe ihr gesagt, dass es dann leider einer aus der Tüte sein muss, weil bei mir die Eiermasse immer gerinnt.«
    Â»Ach, das Essen schmeckt bestimmt ausgezeichnet wie immer.« Nach einer Minute des Schweigens, während der Gladys seufzend Kartoffeln abgoss und mit dem Schöpflöffel Soße in eine Sauciere gab, sagte Edward vorsichtig: »Ach, Gladys, würden Sie netterweise daran denken, meiner Mutter nachmittags ihre Decke umzulegen? Die Steppdecke, die auf ihrem Bett liegt. Sie friert ja so leicht.«
    Â»Ich habe Madame angeboten, die Decke zu holen, aber sie hat gesagt, sie wäre ihr zu

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