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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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spürte den Sog der Leere unter ihm.
    Â»Eigentlich müsste ich jetzt in London sein und nach neuen Räumen für meinen Betrieb suchen«, sagte er. »Aber ich bin hier, weil mir nichts auf der Welt wichtiger erscheint als Ihr Einverständnis, meine Frau zu werden. Ich möchte für Sie sorgen und Sie beschützen. Ich möchte Sie nach London mitnehmen, und ich möchte Ihnen Raheen zeigen. Ich möchte morgens, wenn ich aufwache, als Erstes Ihr Gesicht sehen. Ich möchte mit Ihnen zusammen alt werden. Mehr ist es gar nicht.«
    Isabel Zeale wandte sich ab, ohne etwas zu sagen. Sie gingen ins Tal hinunter und weiter zur See. Er ließ sich jeden einzelnen ihrer Einwände gegen die Heirat nennen. Er wusste, dass er sie einen nach dem anderen hinwegfegen, auslöschen konnte und ihr am Ende kein Argument bleiben würde.
    Â»Wir haben uns vor wenigen Wochen das erste Mal gesehen«, sagte sie. »Ich kenne Sie überhaupt nicht, Richard.«
    Â»Das lässt sich leicht ändern. Wir können die Verlobungszeit so lang ausdehnen, wie Sie es wünschen, obwohl ich gedacht hätte, eine kürzere wäre Ihnen lieber. Und wenn ich Ihnen nach näherem Kennenlernen immer noch so zuwider bin, nun, dann muss ich mich eben geschlagen geben.«
    Â»Sie sind mir nicht zuwider.«
    Er ahnte, was dieses Geständnis sie gekostet hatte. »Dann ist das doch schon mal ein Anfang«, sagte er leichthin.
    Am Fuß des Hügels ergoss sich ein Bach sprudelnd in eine kleine Bucht, in der scharfkantige Felsbrocken übereinandergetürmt lagen. Richard reichte ihr die Hand, als sie über die Steine hinwegstiegen. Der Hund rannte voraus und bellte die See an. Es war Ebbe, das ablaufende Wasser hatte körnigen grauen Sand und glänzende bunte Kiesel auf dem Strand hinterlassen. In einem Felsentümpel wehten die Tentakel einer pflaumenfarbenen Seeanemone; ein kleiner blassgrüner Krebs, der vielleicht die durch ihre Schritte hervorgerufene Erschütterung spürte, flüchtete unter einen Stein.
    Â»Schon der Standesunterschied zwischen uns verbietet eine Heirat«, erklärte sie im Ton der Endgültigkeit. »Selbst Sie müssen zugeben, dass dieses Hindernis unüberwindlich ist.«
    Â»Unsinn. Das macht mir nun wirklich keine Sorgen.«
    Â»Richard!«
    Es gefiel ihm, wie sie seinen Namen sagte, selbst wenn ihre Stimme voll Zorn und Empörung war. »Was ist denn?«
    Â»Ganz einfach – Sie sind reich, und ich bin arm.«
    Â»Wenn Sie mich heiraten, werden auch Sie reich werden. Nicht von heute auf morgen, aber ich habe die feste Absicht, ein reicher Mann zu werden. Außerdem war ich selbst arm. Es ist noch gar nicht so lang her. Unsere Familie hatte ihr ganzes Vermögen verloren.«
    Â»Das, wovon Sie sprechen, ist keine Armut «, entgegnete sie bitter. »Arm ist man, wenn man nicht weiß, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll und ob man nächste Woche noch ein Dach über dem Kopf hat. Richard, hören Sie mir zu. Mein Vater war Schreiber beim Buchhalter eines großen Guts in Hampshire. Als er krank wurde, kündigte man ihn, und wir mussten unser Haus räumen. Nach seinem Tod habe ich mir eine Anstellung gesucht. Ich war Kindermädchen bei einer Familie in Kent, bevor mich Mr. Hawkins als Haushälterin engagierte. Männer wie Sie, Richard, heiraten keine Frauen wie mich. Sie machen uns zu ihren Geliebten, aber sie heiraten uns nicht.«
    Â»Ich möchte Sie aber heiraten. Und das ist das Einzige, was zählt.« Als nicht weit von ihnen eine Welle brach, wischte er ihr die Gischtspritzer mit den Fingerspitzen von der Wange und sah, dass sie zitterte. »Werden Sie meine Frau«, sagte er leise, »und lassen Sie Not und Entbehrung hinter sich zurück. Ich werde Ihnen das glückliche Leben bereiten, das Sie verdienen. Heiraten Sie mich, dann wird es Ihnen nie an etwas mangeln. Heiraten Sie mich, und Sie brauchen nie wieder allein zu sein.«
    Er hatte den Eindruck, dass sie schwankte, in Versuchung war. »Ihre Familie…«, sagte sie.
    Â»Meine Mutter wird von Ihnen begeistert sein. Sonst habe ich niemanden.«
    Â»Wenn wir wirklich heirateten, würde Sie das unter Ihresgleichen zum Gespött machen. Ihre Freunde würden nichts mehr mit Ihnen zu tun haben wollen, und Ihre Angestellten verlören alle Achtung vor Ihnen.«
    Wenn wir wirklich heirateten … Ihr Widerstand

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