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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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klopfte vorsichtig und sagte: »Hallo? Alles in Ordnung?«
    Â»Ja«, antwortete eine Frau mit tränenerstickter Stimme. »Danke.« Dann folgte ausgiebiges Schnäuzen.
    Sie überlegte, ob sie einfach gehen sollte – aber ihr Abendjäckchen hing noch über der Stuhllehne, deshalb kehrte sie in den Saal zurück. Jetzt spielte die Kapelle »A Nightingale sang in Berkeley Square«. Die vertrauten Worte weckten nostalgische Gefühle. An der Tür zum Saal blieb sie stehen und schaute sich um, bis sie Theo am Tresen entdeckte. Ob sie die Brille aufhatte oder nicht, ihn erkannte sie immer – es war seine Haltung, seine Art, sich zu bewegen, altvertraut und doch immer interessant, faszinierend für sie. Ich wette, ich kann ihn aus der Reserve locken… Was bildete sich diese grässliche Person ein, Theo verändern zu wollen, wo er doch vollkommen war, so wie er war.
    Ein Moment des Erkennens, des Begreifens, und sie trat in den Schatten eines Vorhangs zurück, als fürchtete sie, man – er – könnte ihr ihre Gefühle vom Gesicht ablesen.
    Sie liebte Theo Finborough. Sie liebte ihn schon lange, aber sie war zu verblendet gewesen, um es zu erkennen. Sie kramte ihre Brille aus ihrer Tasche und setzte sie auf, um ihn richtig sehen zu können. Allein sein Anblick beglückte sie. Sie kannte den Schwung seines vollen schwarzen Haars; sie wusste genau, wie seine Lippen sich krümmten, wenn er lächelte, sie kannte seine Art, die geraden schwarzen Brauen hochzuziehen, wenn ihm etwas missfiel. Sie kannte die geballte Kraft seiner Bewegungen, sie kannte die Gespanntheit seiner Haltung, als wartete er auf etwas. Sie wusste alles von ihm und so wenig von sich selbst.
    Er drehte sich um, blickte durch den Saal und hob die Hand, als er sie entdeckte. Ruby stopfte die Brille in ihre Handtasche und eilte an den Tisch zurück.
    Theo war fast gleichzeitig mit ihr da. »Tanz mit mir, Ruby.«
    Â»Wo ist Nancy?«
    Â»Gegangen. Sie muss morgen früh raus. Sie hat sich ein Taxi zu ihrem Hotel genommen. Komm, du hast den ganzen Abend kein einziges Mal mit mir getanzt.«
    Â»Ich bin müde. Ich wollte nach Hause.«
    Â»Nur einen Tanz. Bitte.« Er bot ihr die Hand.
    Nur einen Tanz, dachte sie und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Nur diesen einen Tanz. Danach würde sie nie wieder mit ihm tanzen. Sie würde immer irrsinnig viel zu tun haben, oder sie würde sich nach Nordschottland versetzen lassen.
    Doch oh, diese bittersüße Wonne, als er sie an sich drückte. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Als die Musik endete, zauste er ihr das Haar und sagte: »Hallo, Schlafmütze«, und sie richtete sich auf.
    Â»Es ist spät. Ich gehe jetzt besser.«
    Â»Ich bringe dich nach Hause.«
    Er holte ihre Sachen. Auf dem Weg zur U -Bahn wurde das Schweigen beinahe zu einer greifbaren Wand, die zwischen ihnen stand.
    Sie brach es, indem sie fragte: »Warst du schon zu Hause?«
    Â»Nur ganz kurz. Heute Nachmittag.«
    Â»Wie geht es allen? Geht es Richard gut?«
    Â»Soviel ich weiß, ja – er war nicht da.«
    Sie fuhren mit der Rolltreppe zum Bahnsteig hinunter. Als sie fast unten waren, hörten sie einen Zug einfahren, rannten die letzten Stufen hinunter und konnten sich gerade noch in den Wagen quetschen, bevor sich die Türen schlossen. Drinnen setzten sie sich.
    Â»Wie ist die neue Arbeit?«, fragte er.
    Â»In Ordnung.«
    Er drehte den Kopf, um sie anzusehen. » In Ordnung ? Ist das alles? Nette Leute? Ein neues Büro?«
    Wenn sie ihre Finger nur einen Zentimeter seitlich geschoben hätte, hätte sie seine Hand berührt. Sie schob die Hände energisch in die Manteltaschen. »Es macht Spaß. Es ist abwechslungsreicher, als den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen, und ich schaue mir gern die verschiedenen Städte an. Und wie war’s bei dir?«
    Â»In Ordnung«, antwortete er. »Die letzte Fahrt war ein bisschen heftig.«
    Â»Aber das Schiff ist noch ganz?«
    Â»Nur ein bisschen mitgenommen. Es wird gerade überholt.«
    Am Oxford Circus stiegen sie in die Central Line um. Er fragte: »Wie findest du Nancy?«
    Â»Ganz nett – ziemlich eingebildet.«
    Dieses typische Hochziehen der Augenbrauen. »Sie ist eine beeindruckende Frau. Sie hat die Luftschlacht um England zusammen mit all den anderen Reportern

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