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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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er. Sie trafen sich in einer Bar in der Shaftesbury Avenue. Theo machte sie mit seinen Freunden bekannt. Unter ihnen war eine Frau namens Nancy, eine amerikanische Journalistin, die wie eine Klette an Theo hing. Nancys Gesicht war ein schmales goldbraunes Oval mit einer wohlgeformten Patriziernase, die leicht mit Sommersprossen gesprenkelt war.
    Sie gingen weiter zum Essen in ein italienisches Restaurant. Ruby saß am einen Ende des Tischs, Theo am anderen. Ab und an schnippte Nancy, die neben Theo saß, sich mit manierierter Handbewegung das glatte dunkelblonde Haar aus dem Gesicht oder beugte sich vor, das Kinn auf die Hand gestützt, um mit ihm zu reden. Armer Theo, dachte Ruby, die Frau ließ ihn ja überhaupt nicht mehr aus den Klauen. Der Mann, der neben Ruby saß, ein Lieutenant auf Theos Schiff, verwickelte sie in ein nettes Gespräch, aber mit der Zeit begann sie kribbelig und ungeduldig zu werden, und war froh, als auch der Letzte seinen Kaffee getrunken hatte und sie sich geschlossen auf den Weg zu einem Nachtlokal am Piccadilly Circus machten.
    Goldene Gazevorhänge, ein staubiger Lüster an der Decke, eine Band der Königlich-Britischen Luftwaffe, die »Jealousy« spielte. Auf der Tanzfläche mischten sich Kaki, das Grau der Flieger und Marineblau mit den leuchtenden Farben der Frauenkleider. Ruby tanzte mit dem Lieutenant, mit einem tschechischen Flieger und einem kanadischen Soldaten. Nancy schien immer nur mit Theo zu tanzen. So was Unhöfliches, dachte Ruby, ihn derart mit Beschlag zu belegen, wo die anderen ihn doch seit Ewigkeiten nicht gesehen hatten. Der Lieutenant wurde ein wenig zu zärtlich, und sie musste ihn abblitzen lassen, worauf er seine Enttäuschung am Tresen in Alkohol ertränkte. Ruby versteckte sich in einer dunklen Ecke, um ihm zu entgehen. Es ärgerte sie, dass sie jetzt so gar nicht mehr in Stimmung war, obwohl sie sich so sehr auf diesen Abend gefreut hatte. Sie inspizierte die leeren Gläser auf dem Tisch, aber es war nichts mehr zu trinken da. Sie hatte sowieso zu viel getrunken; das war vermutlich der Grund für ihre schlechte Laune.
    Es war spät, nur wenige Paare waren noch auf der Tanzfläche, die Musik war gedämpft, träumerisch. Nancy setzte sich zu ihr. »Dieser Theo Finborough.« Ihre Stimme war gesenkt, ihr Ton verschwörerisch. »Traumhaft, der Mann. Mich würde nur interessieren, wieso bis jetzt keine Frau auf die Idee gekommen ist, sich ihn zu schnappen. Gibt’s da vielleicht eine Ehefrau, von der ich nichts weiß?«
    Â»Nein. Theo ist nicht verheiratet.«
    Â»Er ist doch kein Homo, oder?«
    Â»Natürlich nicht«, erwiderte Ruby kalt.
    Â»Man kann nie wissen, Schätzchen. Diese kühlen, unzugänglichen Typen…«
    Â»Ich glaube«, sagte Ruby, eisig jetzt, »Theo möchte ganz einfach nicht ›geschnappt‹ werden.«
    Â»Ach, Unsinn, das wollen sie doch alle, Schätzchen, sie wissen es nur nicht.« Den Ellbogen auf den Tisch gestützt, das Kinn in der offenen Hand, verfolgte Nancy Theo mit Blicken. Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Er ist ein richtiger Herzensbrecher. Ein kleines bisschen distanziert vielleicht, aber ich wette, ich kann ihn aus der Reserve locken.«
    Â»Theo ist distanziert. Er war immer distanziert. So ist er einfach.«
    Â»Ich nehme mir immer gern etwas vor. Mein nächstes Vorhaben wird Theo Finborough sein.« Ein schneller Blick zu Ruby. »Ich trete damit doch hoffentlich niemandem auf die Zehen?«
    Â»Ich und Theo? Nein, natürlich nicht. Wir sind nur alte Freunde.«
    Â»Wie alt?«
    Â»Ich kenne Theo, seit ich zwölf war.«
    Â»Das ist ja faszinierend.« Nancy neigte sich zu ihr. »Wie war er als Junge? Das müssen Sie mir jetzt aber ganz genau erzählen.«
    Ruby sagte: »Gern, nur müssen Sie mich fürs Erste entschuldigen. Ich muss mir rasch die Nase pudern.« Sie nahm ihre Tasche und ging.
    Auf dem Weg zur Toilette dachte sie wütend: diese blöde, eingebildete Person… Ich wette, ich kann ihn aus der Reserve locken… Mein nächstes Vorhaben wird Theo Finborough sein… Die Frau hatte wirklich Nerven. Weil sie nie ihre Brille aufsetzte, wenn sie ausging, musste sie beinahe in den Spiegel hineinkriechen, um sich die Lippen nachzuziehen und die Haare zu richten. In einer Ecke kicherten drei junge Mädchen, und aus einer Kabine hörte sie Weinen. Sie

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