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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Schuhen. Das Zimmer, ihr Zimmer – und sie war immer so stolz darauf gewesen, eine eigene Wohnung zu haben –, erschien ihr klein und schäbig. Es hatte etwas Provisorisches: Sie würde nicht lange hierbleiben. Sie setzte Teewasser auf. Nahm einen Henkelbecher aus dem Schrank. Fragte sich, ob sie jemals automatisch zwei herausnehmen würde. Blickte zu der Schlafcouch hinunter, dachte an das umständliche Ausziehen des Sofas und Richten des Betts und beschloss, sich die Mühe zu sparen und einfach so darauf zu schlafen, mit ein paar Wolldecken, um sich warm zu halten.

    Theo rief Sara an.
    Â»Wie geht es Anton?«
    Â»Sehr gut, danke. Wir heiraten, sobald meine Scheidung rechtskräftig ist.«
    Â»Gratuliere. Wurde aber auch langsam Zeit.«
    Â»Und wie geht es dir, Theo?«
    Â»Hervorragend. Aber Dad macht mir ein bisschen Sorge.«
    Â»Er ist doch nicht krank?«
    Â»Nein, krank nicht. Aber er sorgt nicht richtig für sich. Die Dienstboten sind alle weg bis auf Dunning, das Haus ist völlig verwahrlost, und er hat vom Kochen keinen Schimmer. Er kann sich nicht mal eine Scheibe Toast machen. Hatte es wahrscheinlich nie nötig. Abends isst er meistens in seinem Klub, aber sonst muss er für sich selbst sorgen. Heute Morgen hat er zum Frühstück Sardinen aus der Dose gegessen.«
    Â»Ach, der Arme.«
    Â»Außerdem hat er Albträume.«
    Â»Albträume?«
    Â»Von den Schützengräben. Ich höre ihn fast jede Nacht. Er schreit.«
    Â»Oh, Theo, das ist ja schrecklich.«
    Â»Ich habe versucht, mit ihm darüber zu reden, worauf er sagte, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Â»Das ist ja so typisch.«
    Â»Ja, verdammt noch mal, so macht er es immer.«
    Schweigen. In der Leitung knisterte und rauschte es. Dann sagte Theo: »Ich frage mich, ob das mit diesem Krieg auch so sein wird – dass er uns ewig verfolgt wie der letzte Dads Generation verfolgt hat. Oder ob es damals einfach anders war. Vielleicht haben die Menschen nicht erwartet, dass der Krieg so grausam sein würde, wie er war. Vielleicht dachten sie, es wäre alles Glanz und Gloria – Attacken hoch zu Ross und Offiziere in roten Röcken und mit Schwertern.«
    Â»Anton will unbedingt an die Front. Er will nicht bei den Pionieren bleiben, sondern kämpfen«, berichtete Sara. »Das wollte er immer schon, sie haben nur bis jetzt keine Leute wie Anton genommen. Aber jetzt ist die Rede davon, dass den Bürgern feindlicher Staaten erlaubt werden soll, Waffen zu tragen.« Sie schwieg einen Moment. »Ich weiß genau, was passieren wird«, sagte sie dann leise. »Wir werden endlich heiraten, und dann wird er nach Nordafrika oder in den Fernen Osten geschickt, und ich bin wieder von ihm getrennt. Ich kann das nicht ertragen. Manchmal halte ich es einfach nicht aus.«
    Â»Ach, Sara. Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
    Â»Ja, wir reden über alles miteinander. Ich werde nicht versuchen, ihn von seinen Plänen abzubringen. Das wäre nicht fair. Und genau das ist ja einer der Gründe, warum ich ihn liebe – weil er so tapfer und mutig ist und bereit, für das Recht zu kämpfen. Und weil er selbst jetzt noch, nach allem, was ihm hier angetan wurde, für England kämpfen möchte.«
    Â»Ganz schön schwer für dich, nicht wahr?«
    Â»Oh, der Mann muss hinaus ins feindliche Leben, und die Frauen sitzen zu Hause und weinen – oder wie das sonst heißt.«
    Â»Wenigstens sind die Amerikaner jetzt offiziell in den Krieg eingetreten.«
    Zwei Tage früher, am 7. Dezember, hatten die Japaner die amerikanische Flotte in Pearl Harbor angegriffen. Jetzt umfasste der Krieg den ganzen Erdball und wurde an vielen Fronten zu gleicher Zeit geführt.
    Â»Wie geht es dir, Theo?«, fragte Sara. »Ich meine, wie geht es dir wirklich ?«
    Â»Die letzte Fahrt war ziemlich scheußlich. Wir haben sechs Schiffe in unserem Konvoi verloren.« Eine Pause. »Das eine war ein Öltanker. Er bekam einen Torpedo ab und ist sofort in Flammen aufgegangen – das reinste Inferno. Die Männer schwammen in brennendem Öl – versuchten, in brennendem Öl zu schwimmen…« Er sprach nicht weiter.
    Â»Ach, Theo… du bist ziemlich fertig, stimmt’s?«
    Â»Es geht schon. Aber wenn man dann endlich Urlaub hat, auf den man sich monatelang gefreut hat, wieso wird es

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