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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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von den Klippen bei Dover aus beobachtet und war jetzt gerade drei Monate in Kairo. Sie hat eine Teufelsfahrt durch das Mittelmeer hinter sich.«
    Â»Du scheinst ja ganz begeistert von ihr zu sein«, bemerkte Ruby ziemlich bissig.
    Â»Sie gefällt mir.«
    Â»Sie ist auch nur eine Eintagsfliege. Genau wie alle anderen.«
    Er sah weg, ließ den Blick ziellos durch den Wagen schweifen, vermied es aber, wie man das in der U -Bahn immer tat, die anderen Fahrgäste direkt anzusehen. Ihre Worte schienen in der Luft zu hängen; sie klangen gemein, fand sie.
    Â»Ich wollte damit sagen«, erklärte sie, »dass sie sicher nach Amerika zurückgeht.«
    Â»Sie hofft, dass sie bis zum Kriegsende hierbleiben kann.«
    Schweigen. Ein Schmerz und eine Niedergeschlagenheit, die sie um jeden Preis verbergen musste. Und wie absurd, wie beschämend, sich zuerst in den einen unerreichbaren Finborough zu verlieben und dann in den anderen.
    Â»Du hast gut reden«, sagte er.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Ich spreche von Lewis Gascoigne. Verheiratet, keine Aussicht auf Scheidung, also keinerlei Gefahr einer dauernden Bindung.«
    Â»Ja, das ist mein Pech.«
    Â»Pech?« Er lachte. »Das ist doch für dich gerade das Attraktive an ihm, dass er sich nicht binden kann.«
    Â»So ein Quatsch. Ich habe Lewis sehr gern.«
    Â»Ja, aber du liebst ihn nicht, oder?«
    Â»Doch, natürlich«, widersprach sie.
    Â»Ist ja nicht wahr! Und wie oft denkst du an ihn, wenn er nicht bei dir ist?«
    Â»Oft.«
    Â»Aber nicht ständig. Was empfindest du, wenn du einen Brief von ihm bekommst?«
    Â»Ich freue mich immer, wenn Lewis mir schreibt.«
    Er sah sie mit seinen grünbraunen Augen forschend an und sagte dann spöttisch: » Du freust dich . Das ist doch keine Leidenschaft , Ruby.«
    Aber das wusste sie schon seit einer ganzen Weile. Sie und Lewis hatten sich in den letzten Monaten nur selten gesehen. Häufig war er in irgendwelchen geheimen Missionen unterwegs, über die er nicht sprechen durfte. Und in der Rückschau erkannte sie, dass durch ihr Exil in Cambridgeshire eine Distanz zwischen ihnen entstanden war. Ab und zu gingen sie zum Essen oder in ein Theater, und manchmal gingen sie danach zusammen ins Bett. Manchmal , nicht mehr jedes Mal.
    Sie trennte eben gern, sagte sie sich. Mit dem einen Freund redete man über Politik, mit dem anderen ging man ins Theater. Einer war gut fürs Bett und der andere für lange Gespräche bis tief in die Nacht. So war es am sichersten. Da brauchte man nicht zu fürchten, dass ein Einzelner einem zu viel zu bedeuten begann. Sie fühlte sich plötzlich elend und musste so tun, als suchte sie etwas in ihrer Tasche, um ihn nicht sehen zu lassen, dass sie den Tränen nahe war. Es gab nichts Schlimmeres als betrunkene Frauen mit dem heulenden Elend. Theo würde sie nicht wiedersehen wollen.
    In Notting Hill Gate stiegen sie aus und gingen zu Fuß zum Ladbroke Grove. Die schneidende Kälte brannte ihr im Gesicht. Als sie am Bordstein stolperte, weil es wegen der Verdunklung so finster war, nahm Theo sie bei der Hand.
    Â»Von uns beiden ist einer wie der andere«, sagte er ohne den Spott von zuvor. »Mein Problem ist, dass alles immer vollkommen sein muss. Und deshalb ist, wie du eben bemerkt hast, nichts von Dauer.«
    Â»Nancy ist weiß Gott nicht vollkommen.«
    Â»Ruby, ich glaube, dir hat noch nie eine meiner Freundinnen gepasst.«
    Â»Nur weil du so einen schlechten Geschmack hast.« Es hatte eigentlich witzig klingen sollen, aber es klang beißend. »Und sowieso«, fügte sie hastig hinzu, um es zu vertuschen, »täuschst du dich. Wir sind nicht einer wie der andere. Ich bin ganz anders als du.«
    Er sagte kühl: »Du denkst wohl an Philip. Bist du immer noch –? Ja, offenbar.«
    In der schwarzen Dunkelheit konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie gingen weiter Arm in Arm, doch die Distanz zwischen ihnen war riesengroß, und sie sprachen kein Wort mehr bis zu ihrem Haus. An der Treppe sagte sie: »Möchtest du noch einen Kaffee bei mir trinken?«
    Â»Nein, ich gehe besser.«
    Der Schmerz war kaum zu ertragen. »Sehe ich dich noch einmal?«
    Â»Ich muss morgen wieder aufs Schiff.«
    Er küsste sie auf die Wange und war verschwunden. Ruby ging nach oben in ihr Zimmer. Sie zog ihren Mantel aus und stieg aus den hochhackigen

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