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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Tages haben wir ganze Städte unter der Erde« – er lachte kurz – »und leben wie die Maulwürfe.«
    Richard schauderte. Er schaute wieder zu seinen Händen hinunter, rieb sie ineinander, als wollte er etwas abwaschen. Um das Thema zu wechseln, fragte er: »Wie haben Sie eigentlich Ihre Frau kennengelernt, Chance? Es war doch in East Anglia, stimmt’s?«
    Â»Ja, Sir. Ich war in den Fens unterwegs. Kennen Sie die Gegend, Sir? Gutes Ackerland, genau das richtige Jagdgebiet für mich mit meinen Werkzeugen und Maschinen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber die reinste Wildnis, kann ich Ihnen sagen. Ich mag Hügel und Täler und nette kleine Wäldchen. Das ist für mich Landschaft. Aber da draußen ist nichts als plattes Land, noch platter als hier sogar, nicht die kleinste Anhöhe weit und breit. Die umgepflügten Felder sind kohlrabenschwarz, und der Wind pfeift, dass es einem durch Mark und Bein geht. Das ist so was von düster. Kein Wunder, dass viele Leute dort völlig plemplem sind.« Er zog an seiner Zigarette. »Kurz und gut, ich war in irgendeinem gottverlassenen Nest in einer Samenhandlung, als ich durchs Fenster dieses Mädchen sah. Bildhübsch, sag ich Ihnen, und ich hatte seit Tagen kein hübsches Mädchen mehr gesehen. Ich habe also schleunigst meine Geschäfte abgewickelt und bin ihr nach. Ich habe ihr angeboten, ihre Taschen zu tragen. Sie hatte zu schleppen wie ein Packesel – typisch Maude, die hat Etta immer schuften lassen.«
    Â»Maude?«
    Â»Ettas Schwester, ein fürchterliches Frauenzimmer, Sir. Maude Quinn ist sich zu fein, um selbst einkaufen zu gehen. Zuerst wollte sich Etta nicht helfen lassen, aber ich habe mich einfach eine Weile mit ihr unterhalten, und da hat sie wohl gemerkt, dass ich ein ganz anständiger Kerl bin, sonst hätte sie sich bestimmt nicht von mir nach Hause bringen lassen.« Er setzte erklärend hinzu: »Ettas Eltern sind gestorben, als sie noch sehr jung war. Ihre Schwester Maude war zu der Zeit schon verheiratet, mit einem Bauern namens Quinn. Sie hat Etta zu sich genommen. Der Hof heißt Nineveh. Er ist mitten im Nichts. Etta ließ sich von mir nicht den ganzen Weg begleiten, weil sie Angst hatte, ihre Schwester würde uns sehen.« Er runzelte die Stirn. »Dass Schwestern so unterschiedlich sein können. Etta hat ein Gesicht wie ein Engel, und Maude ist ein richtiger Sauertopf. Sie hat Etta nicht den kleinsten Spaß gegönnt. Fromm und gottesfürchtig, verstehen Sie«, erklärte Chance.
    Â»Aber Sie haben ihr trotzdem den Hof gemacht, nehme ich an.«
    Chance lächelte. »Es gibt immer Mittel und Wege, Sir. Leicht war’s nicht für uns, und Etta hatte ständig Angst, Maude würde dahinterkommen, dass wir uns heimlich treffen, aber wir haben’s geschafft. Als Etta mir ihr Jawort gab, habe ich den Stier bei den Hörnern gepackt und bin nach Nineveh gefahren.« Er kniff die blauen Augen zusammen. »So was hatte ich vorher noch nie gesehen – so abschreckend, dass ich am liebsten gleich umgekehrt wäre. Nichts als ein Haufen große und kleine Gebäude, die irgendjemand völlig planlos hingestellt hatte. Aber im Haus gab es ein paar schöne Sachen, schöne alte Möbel und gutes Porzellan. Ich habe mal bei einem Antiquitätenhändler gearbeitet, drum habe ich gleich gesehen, dass die Sachen einiges wert waren.« Er lachte unvermittelt. »Und mittendrin in dem ganzen Klimbim sitzt Maude Quinn in ihrer Festtagspracht und schaut mich an, als wär ich ein Mistklumpen von ihrem Hof.«
    Â»War sie damit einverstanden, dass Sie ihre Schwester heiraten?«
    Â»Nein. Sie hat mich zum Teufel geschickt.« Chance sah nachdenklich vor sich hin. »Das Merkwürdige war – Angst hatte ich keine vor dieser Hexe, aber sie hatte so was an sich. Ich konnte verstehen, warum Etta ihr so brav folgte. Maude hat…« Er hielt inne, um nach dem passenden Wort zu suchen.
    Â»Autorität?«
    Â»Ja, Sir, genau, Autorität. Sie hatte ganz eindeutig das Sagen im Haus. Sie hat mich jedenfalls prompt rausgeschmissen und war verdammt beleidigend dabei.« Seine Miene verfinsterte sich. »Und als ich weg war, hat sie Etta geohrfeigt. Ich hätte sie umbringen können.«
    Richard schoss der Gedanke durch den Kopf, dass man sich Nicholas Chance’ Hass wohl besser nicht zuzog.
    Er fragte: »Was haben Sie

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