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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Trümmern, und das Feuer der Revolution schwelte. Ein merkwürdiger Sieg, dachte Richard. Auf den Straßen von London bettelten ehemalige Soldaten, manchen fehlten Gliedmaßen, andere brabbelten mit irrem Blick vor sich hin, alle waren sie krank und ohne Arbeit.
    Die anderen Narben, die er davongetragen hatte, waren mit dem Auge nicht zu erkennen. Bilder aus dem Krieg verdunkelten ihm die Nächte und warfen Schatten auf die Tage. In den schlimmsten Nächten erwachte er kurz vor Morgengrauen mit dem Gefühl vollkommener Verlassenheit, der Gewissheit, dass all seine Ziele ohne Wert waren, und mit der entsetzlichen Angst, dass das die Realität sei, dieses Inferno von Leichenbergen und gewaltsamem Tod; dass alles andere – seine Arbeit, sein Zuhause, seine Familie – nur Episode sei; dass nichts sicher sei und er vielleicht eines Tages doch noch alles verlieren würde, was ihm teuer war.
    Er vertrieb die Dämonen mit Arbeit, lenkte sich mit Alkohol ab und manchmal auch mit Frauen. Er erneuerte seine Bekanntschaft mit Sally Peach, die vor seiner Heirat mit Isabel seine Geliebte gewesen war; ihre unkomplizierte Zuneigung, die nichts forderte, tat ihm gut. Man musste das Leben genießen, so gut es ging. Er wusste jetzt, wie leicht es einem genommen werden konnte. Noch während man sich mit einem Freund unterhielt oder beim Kartenspiel saß, konnte eine Kugel oder ein Bombensplitter einen auslöschen, als wäre man nie gewesen. Ein Gefühl der Leere, der Schalheit war in ihm, das dann und wann an die Oberfläche stieg, auch wenn er es die meiste Zeit überspielte. Er lernte, es mit einem lukrativen Geschäft, einer neuen Eroberung zurückzudrängen. Als er Isabel das erste Mal betrog, schämte er sich zutiefst; das nächste Mal war es schon nicht mehr so schlimm.
    Die Jahre vergingen, er sicherte sein Vermögen und konsolidierte sein geschäftliches Imperium. So würde er seine Familie schützen, indem er die Finboroughs so reich und mächtig machte, dass nichts ihnen etwas anhaben konnte. Im Gegensatz zu vielen anderen konnte er die wirtschaftlichen Tiefen des Jahrzehnts unbeschadet überstehen, da er den Weitblick gehabt hatte, in Wachstumsindustrien zu investieren. Ein Konkurrenzunternehmen geriet in Schwierigkeiten; Richard wartete ab, bis dem Eigentümer nichts anderes übrig blieb, als zu verkaufen, und erwarb dann zu einem Spottpreis ein großes Gelände am Stadtrand von London. Bald hatte sich die Kunststofffabrik zu einem Vielfachen ihrer Größe von vor dem Krieg entwickelt. Mitte der Zwanziger stellte die Firma Finborough neben Knöpfen und Schließen Füllfederhalter, Messergriffe und eine Reihe Modeartikel her. 1927 wagte sich Richard auf ein neues Gebiet vor und begann mit der Herstellung von Elektroartikeln.
    Die Zwanziger waren gute Jahre für das Unternehmen, eine Zeit der Blüte und Sicherheit. Richard hatte oft den Eindruck, dass sich alles, was er berührte, in Gold verwandelte. Er gebrauchte seine Macht, um die Gegenwart nach seinem Willen zu formen und die Zukunft nach seinen persönlichen Wünschen.
    Er hielt das Versprechen, das er Isabel an dem Tag gegeben hatte, als sie zustimmte, seine Frau zu werden: Das Haus, das er in Cornwall kaufte, gehörte ihr, war sein Geschenk an sie, die Papiere waren auf sie ausgestellt, sie konnte schalten und walten, wie es ihr behagte. Es war seine Art, ihr zu sagen, dass er sie liebte, ganz gleich, wie beschäftigt er war, ganz gleich, was er tat.
    Porthglas Cottage stand auf einem Felsvorsprung an der Küste Nord-Cornwalls, nicht weit von St. Ives entfernt. Vom höchsten Fenster aus konnten sie die Brandung sehen, die schäumend gegen die Felsen schlug. Isabel fuhr jeden Sommer mit den Kindern ins Haus, und Richard stieß zu ihnen, wann immer es seine Arbeit erlaubte. Philip, Theo und Sara tollten gesund und gebräunt am Strand und schwammen im Meer.
    Nach dem Ende des Krieges hatte Richard den Kontakt zu Nicholas Chance aufrechterhalten. Sie trafen sich jedes Jahr beim Regimentsessen, das Richard im Savoy gab, ein nettes, ausgelassenes Beisammensein, zu dem er ein Dutzend alte Kameraden einlud. Richard hatte den Verdacht, dass Chance es seit dem Krieg nicht leicht hatte. Er trank von Jahr zu Jahr mehr, und wenn er lächelte, hatte das Lächeln einen bitteren Zug. Es war schwer zu sagen, wie sehr er zu kämpfen hatte, und noch schwerer, welche

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