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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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dein Vater wiederkommt«, sagte Richard. »Ihr habt doch bestimmt Verwandte.«
    Â»Nur die Schwester von meiner Mutter, meine Tante Maude.«
    Richard erinnerte sich vage an Chance’ Beschreibung eines düsteren Bauernhofs in den Fens. »Vielleicht könntet ihr so lange bei ihr unterkommen, deine Mutter und du.«
    Â»Nein.«
    Â»Nein?« Kein Wenn und kein Aber, nur Nein . Er sah das junge Mädchen fragend an.
    Â»Meine Mutter hat Angst vor Tante Maude«, erklärte Ruby. »Und ich glaube auch nicht, dass Tante Maude uns helfen würde. Hier, schauen Sie.«
    Sie nahm einen zweiten Brief aus dem Versteck unter den Geschirrtüchern. Er war ein halbes Jahr zuvor datiert und an Etta Chance gerichtet. Richard überflog ihn. Der letzte Absatz prägte sich ihm ein. »Eure finanziellen Schwierigkeiten habt Ihr doch allein Euch selbst zuzuschreiben. Wie kommt Ihr da auf den Gedanken, ich ließe mich überreden, Euch zu helfen?« Nach Schwesternliebe klang das nicht gerade. Richard wusste, dass er weder die kranke Etta noch dieses merkwürdige kleine Mädchen in die Obhut einer solchen Person geben konnte.
    Er versuchte weiter, der Situation auf den Grund zu gehen. »Deine Mutter hat mir gesagt, dein Vater sei geschäftlich unterwegs. Wo arbeitet er?«
    Â»Bei Lampton, in der Finlay Street. Die verkaufen Bürsten und Poliermittel.«
    Â»Dein Vater ist Handlungsreisender?«
    Â»Ja.«
    Musste ziemlich deprimierend sein, dachte Richard, von Haus zu Haus zu gehen und sich von Hausfrauen, die kein Interesse hatten, die Tür vor der Nase zuschlagen zu lassen. Der arme Nicholas.
    Â»Hast du bei Lampton nachgefragt, ob er in letzter Zeit zur Arbeit gekommen ist?«
    Sie nickte, und er dachte, ja, natürlich hast du das getan. Du bist vielleicht nicht hübsch, Ruby Chance, aber du bist klug.
    Â»Und ich war auch bei der Polizei«, fügte sie hinzu, »aber die konnten mir auch nichts sagen. Ich habe schon überlegt, ob ich vielleicht eine Anzeige in die Zeitung setzen soll, aber ich hatte nicht genug Geld.«
    Â»Trotzdem ist das keine schlechte Idee. Erzähl mir, was passiert ist. Hat dein Vater euch gesagt, dass er wegwollte?« Richard hatte einen plötzlichen Einfall. »Hatte er vielleicht mit jemandem Streit? Oder hat es anderen …« – es war schwierig, sich taktvoll auszudrücken – Ȋh, Ärger gegeben?«
    Â»Er hat uns nur gesagt, dass er ein paar Tage weg sein würde. Meine Mutter hat sich ziemlich aufgeregt. Sie wollte nie, dass er verreist.« Das Teewasser kochte. Ruby schlug ein Tuch um den Griff des Kessels und goss das Wasser in die Kanne. »Dad musste viel reisen, wegen seiner Arbeit, deshalb habe ich mir auch am Anfang nichts weiter gedacht. Mama aber schon.«
    Â»Wie lang war er im Allgemeinen weg?«
    Â»Eine Woche. Manchmal auch zwei.«
    Â»Und wohin reiste er? An verschiedene Orte – oder immer an denselben?«
    Â»Das weiß ich nicht.«
    Â»Er hat euch keine Adresse dagelassen, falls ihr ihn erreichen wolltet?«
    Â»Nein.«
    Â»Und er war vorher noch nie so lang weg?«
    Sie schüttelte den Kopf. Den scharfen blauen Blick auf ihn gerichtet, sagte sie unvermittelt: »Dad hat seinen Orden nicht mitgenommen.«
    Â»Seine Tapferkeitsmedaille?« Er tätschelte ihr die Schulter und sagte tröstend: »Er kommt bestimmt bald wieder. Mach dir keine Sorgen.«
    Ruby griff nach dem Tablett. »Lass mich das machen«, sagte Richard. »Kannst du mir die Adresse des Arztes heraussuchen, der deine Mutter behandelt hat?«
    Â»Ja, Mr. Finborough.«
    Sie begriff schnell, das gefiel ihm. Da gab es kein unschlüssiges Schwanken. Sie ging hinaus und kam gleich darauf mit einem Zettel zurück, auf dem die Adresse eines Dr. Simpson aufgeschrieben war.
    Â»Wunderbar. Ich bringe deiner Mutter den Tee, und dann setzt du dich zu ihr, während ich zum Arzt fahre. Ich komme gleich wieder.«
    Er war froh, das Haus hinter sich lassen zu können, über dem Etta Chance’ Schmerz darüber, von ihrem Mann verlassen worden zu sein, wie ein schwarzer Schatten lag. Nachdem er einen Vorüberkommenden nach dem Weg gefragt hatte, fuhr er los, und während er fuhr, fragte er sich, ob Nicholas sich tatsächlich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Es schien die plausibelste Erklärung zu sein. Beruflich war Nick in einer Sackgasse, er

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