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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Mund. »Etta war immer schwächlich, und Grips hatte sie nie viel.« Eine kurze Pause trat ein, während Maude Quinn sich noch eine dicke Scheibe Schinken auftat. Dann fragte sie: »Und dein Vater?«
    Â»Wir haben nichts von ihm gehört.«
    Ein geringschätziges Schnauben. »Nicholas Chance war immer ein schlechter Kerl.«
    Ruby funkelte Maude finster an. »Er kommt bald zurück. Das weiß ich.«
    Â»Das bezweifle ich sehr.« Ein halbes Dutzend Kartoffeln folgte dem Schinken, dazu einige gehäufte Löffel Bohnen. »Etta hätte ihn nie heiraten sollen. Diese Sorte Männer erkenne ich auf den ersten Blick. Er dachte, er würde ein Mädchen mit Geld heiraten, aber ich habe schon dafür gesorgt, dass er an das Geld nicht herankommt.« Maude richtete den Blick auf Ruby. »Hat deine Mutter denn gar keine Ahnung, wohin er verschwunden sein könnte?«
    Â»Nein«, sagte Ruby knapp.
    Â»Er muss doch einen Brief geschrieben haben – eine Postkarte – eine Adresse hinterlassen…«
    Â»Nichts.«
    Â»Du meine Güte. Wie furchtbar für Etta. Aber wir haben alle unser Kreuz zu tragen.«
    Theo ergriff das Wort. »Benutzen Sie einen Traktor für die Feldarbeit, Mrs. Quinn? Ich interessiere mich sehr für Traktoren.« Und damit wechselte das Thema zu den Vorteilen, die das Pflügen mit Pferden im Vergleich zu Traktoren hatte.
    Das Dienstmädchen räumte das Essen ab und brachte einen Apfelkuchen und einen Krug geschlagene Sahne. »Zucker«, murmelte Tante Maude. »Das dumme Ding hat den Zucker vergessen. Lauf und hol ihn, Hannah.«
    Hannah hastete in die Küche, brachte den Zucker, und Maude schnitt den Apfelkuchen an. Theo erwähnte, dass er gern Klavier spiele, und Tante Maude sagte: »Dann müssen Sie das Klavier meiner verstorbenen Schwiegermutter einmal ausprobieren. Mir wurde gesagt, es sei ein ausgezeichnetes Instrument.«
    Als sie wieder im Wohnzimmer waren, spielte Theo Klavier, und Tante Maude summte die Melodie mit, wobei sie mit einer riesigen Hand den Takt auf ihrer Sessellehne schlug. Ruby warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. So schlimm war es eigentlich gar nicht gewesen, und bald konnten sie sagen, dass sie zum Zug aufbrechen mussten.
    Theos Musikstück endete. »Reizend, ganz reizend«, sagte Maude. »Was für ein Vergnügen, wieder einmal Musik zu hören. Ich habe ein Ohr für gute Musik, müssen Sie wissen.«
    Ruby begann davon zu reden, dass sie ihren Zug nicht verpassen dürften, und Maude sagte: »Theo, Sie müssen Ihrer Mutter ein kleines Geschenk von mir mitbringen. Kommen Sie.«
    Maude hievte sich aus ihrem Sessel, und sie folgten ihr alle hinaus in den düsteren, zugigen Flur. In den Zimmern, die von diesem Flur abgingen, konnte man große altmodische Möbel stehen sehen, mit einer seltsamen Ansammlung von Nippes überladen, angeschlagenen Tellern, alten Arzneiflaschen und Uhren, die mit üppigen goldenen Schnörkeln verziert waren.
    Maude führte sie in eine große Speisekammer. Durch das Fenster sah Ruby das Dienstmädchen draußen Wäsche auf die Leine hängen.
    Â»Mal sehen.« Maude öffnete einen Schrank und inspizierte seinen Inhalt. »Mag Ihre Mutter Erdbeermarmelade, Theo?«
    Â»Ja, Mrs. Quinn.«
    Ein Bogen glatt gestrichenes, zusammengefaltetes braunes Papier, das noch alte Beschriftungen und Briefmarken trug, wurde hervorgezogen. »Eine Schnur, Hannah«, befahl Maude Quinn. »Beeil dich, hol mir eine Schnur.«
    Hannah rannte davon. Als sie einige Augenblicke später zurückkam, ein Einmachglas in der Hand, blieb sie mit dem Fuß an der Türschwelle hängen, stolperte und stürzte zu Boden. Klirrend zersprang das Glas auf den Steinfliesen in tausend Scherben, Schnüre in allen erdenklichen Längen lagen überall verstreut.
    Â»Pass doch auf!«, schrie Maude. »Du dummes, achtloses Mädchen!« Und mit diesen Worten riss sie Hannah wieder auf die Beine und versetzte ihr mit der flachen Hand eine harte Ohrfeige.
    Ruby lief das Kehrblech holen, um die Scherben aufzufegen. Hannah verzog sich weinend in eine Ecke der Speisekammer. Als Tante Maude alle Schnüre eingesammelt hatte, suchte sie eine längere heraus, verschnürte das Päckchen und schnitt die überstehenden Enden ab, die, so dachte Ruby, kaum mehr als einige Zentimeter lang waren. Sie legte sie in

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