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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Runde warf, um zu sehen, ob alle mit dem Frühstück fertig waren.
    Theo sah auf und starrte seine Mutter finster an. »Muss ich, Ma?«
    Â»Philip wird noch nicht wieder zurück sein, und ich habe an dem Tag meinen Mütterkreis. Ich fürchte also, Theo, ja, du wirst Ruby begleiten müssen.«
    Theo war derjenige unter den Finboroughs, zu dem Ruby am wenigsten Vertrauen hatte. Er fand die seltsamsten Dinge komisch und hatte so eine Art, ellenlange Wörter zu benutzen oder gar nichts zu sagen, die er absichtlich pflegte, vermutete Ruby, um einen in Verlegenheit zu bringen. Wenn Theo ihr das Haar zerzausen und sie »Kleine« nennen würde, so wie Philip es tat, hätte sie das als herablassend empfunden.
    Â»Schon gut«, warf Ruby rasch ein. »Ich kann allein fahren, das macht mir nichts aus. Ich bin schon einmal allein mit dem Zug gefahren.«
    Â»Das kommt nicht infrage.« Wenn Isabel diesen Ton anschlug, gab es keinen Widerspruch, das wusste Ruby. »Mrs. Quinn schreibt, dass du den Zug nach« – sie sah auf den Brief – »Manea nehmen und dann laufen sollst bis…« Noch einmal musste Isabel auf den Brief sehen.
    Â»Nineveh«, sagte Ruby niedergeschlagen, und Theo kicherte.

    Ruby und Theo stiegen am Bahnhof Liverpool Street in den Zug. Im Abteil setzte Theo sich Ruby gegenüber und schlief ein. Sie waren schon über eine Stunde unterwegs, als er die Augen öffnete und aus dem Fenster blickte.
    Â»Wo sind wir?«
    Â»Fast in Cambridge«, sagte Ruby, plötzlich verzweifelt. »Wenn wir doch nur nicht hinmüssten. Können wir nicht einfach sagen , wir wären dort gewesen?«
    Theo warf ihr einen Blick zu. »Nein, wohl nicht«, gab sich Ruby selbst die Antwort.
    Â»Warum willst du sie nicht besuchen? Hasst du sie?«
    Â»Tante Maude ja, auf jeden Fall. Hannah nicht.« An ihrer Cousine Hannah gab es nichts auszusetzen, eigentlich war sie wie Luft. Man konnte fast meinen, man würde ins Leere greifen, wenn man versuchte, sie zu berühren.
    Das war es gar nicht, was ihr so unangenehm war. Das Schlimme war, dass sie ihre Familie, in ihrer ganzen Absonderlichkeit, einem Finborough präsentieren musste. Wenn sie nur daran dachte, dass Theo Philip und Sara von Tante Maude und Nineveh erzählte, wurde ihr schlecht.
    Theo verstärkte ihre schlimmsten Befürchtungen noch, als er sich gähnend streckte und genüsslich lästerte: » Nineveh . Mindestens trostlos und windgepeitscht muss es sein, alles andere wäre eine Enttäuschung. Und auf Hunde hoffe ich natürlich auch, geifernde, glutäugige Höllenhunde.«
    Er betrachtete diesen Besuch anscheinend als einen großen Witz, dachte Ruby verärgert und sah aus dem Fenster, ohne ihn weiter zu beachten. Auf dem Bahnhof von Cambridge ging es lebhaft zu, ein reges Ein- und Aussteigen, bevor sie weiterfuhren; nördlich von Cambridge wurde das Land immer flacher, je näher sie den Fens kamen. Die von Gräben durchzogenen Felder waren stoppelig gelbbraun oder schwarz, wo der Pflug das Erdreich schon umgewälzt hatte. Nach einer Weile entdeckte Ruby die beiden Kirchturmspitzen der Kathedrale von Ely, die wie ein riesiges steinernes Schiff über dem Land aufragte.
    Am Bahnhof von Ely mussten sie zwanzig Minuten warten, ehe sie in einen anderen Zug steigen konnten, der sie weg von der Isle of Ely und hinein ins Flachland brachte. Weiden und Erlen säumten die Bäche und Felder; an einem Feldweg in der Ferne standen Silberpappeln, deren silbrige Blätter in der Brise glitzerten wie frisch geprägte Münzen.
    Theo warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. » So flach . Wie um Himmels willen ist es hier im Winter?«
    Â»Kalt«, sagte Ruby.
    Als sie in Manea ausgestiegen waren, führte Ruby sie durchs Dorf, vorbei an Läden, einer Kirche und einer Reihe von Cottages und Häusern, bis sie Manea auf einem schmalen Weg, der durch ein Feld führte, hinter sich ließen. An dem Weg lief ein Graben entlang, von dem andere Gräben im rechten Winkel abzweigten und sich in einer Reihe von Parallelen bis zum Horizont hinzogen, wo sie in einem fernen blaugrauen Punkt zusammenzutreffen schienen.
    Â»Langweilig, wie?«, sagte Ruby.
    Â»Ich finde es interessant«, erwiderte Theo zu ihrer Überraschung. »Stimmungsvoll. Hat was Unterirdisches.«
    Â»Auf Nineveh hat es mal eine große Überschwemmung gegeben,

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