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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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für die Firma der Familie arbeitet. Und dann sind da du und ich. Die Zeiten sind schwierig, in London wie auch in Wien. Es gibt nicht viel Arbeit, und schon gar nicht für einen Ausländer. Ich hoffe, dass die Lage sich ändert – dass sie besser wird. Aber im Moment kann ich es mir nicht einmal leisten, mir einen Mantel oder neue Schuhe zu kaufen. Wir beide verstecken uns in Ecken, sprechen uns in Vestibüls. Ich verberge mich, wenn dein Bruder dich abholen kommt, anstatt mich ihm vorzustellen – und warum das alles? Wir wissen beide, warum, nicht wahr? Weil er mich hochkantig hinauswerfen würde.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich dachte, ich könnte es schaffen. Ich dachte, wenn ich am Abend Deutschstunden gebe und mir ein billiges Zimmer nehme, kann ich Geld sparen und dann…« Er stieß einen Laut der Resignation aus. »Aber dann habe ich erkannt, wie dumm das war. Und wie falsch es ist, mich mit dir zu treffen. Es ist falsch, Sara. Was wir getan haben, ist falsch.«
    Â»Wie kann es falsch sein, dass ich dich liebe?«, rief sie und sah verlegen weg, als ihr bewusst wurde, was sie gesagt hatte.
    Sie hörte, wie er leise »Oh, Sara« sagte.
    Â»Ja, das tue ich«, rief sie trotzig.
    Â»Dann bin ich der glücklichste Mann auf Erden.« Anton ergriff ihre Hände. »Denn ich liebe dich auch.«
    Sara spürte eine unbändige Freude. »Wirklich?«, fragte sie glücklich.
    Â»Wirklich. Aber es ist unmöglich – wir können nicht zusammen sein, Sara, das musst du doch verstehen. Ich habe gesehen, wie deine Mutter mich angesehen hat und wie sie selbst aussieht – schön, wie ihre Tochter, und wohlhabend und so – so englisch . Sie und ich, wir leben in verschiedenen Welten.«
    Â»Das ist doch ganz egal!«
    Â»Ist es das? Sara, meinetwegen lügst du deine Mutter an. Ich möchte nicht zwischen dich und deine Eltern treten, solchen Kummer möchte ich niemandem zufügen.«
    Â»Dann stelle ich dich meinen Eltern vor. Das hätte ich längst tun sollen.«
    Â»Und was dann?« Er wirkte niedergeschlagen.
    Â»Du könntest zum Tee kommen – oder so etwas…«
    Â»Nein. Deine Eltern würden mich nicht zum Tee einladen.« Sara wollte widersprechen, doch Anton hob die Hand. »Deine Eltern würden mich nicht in ihr Haus einladen – nein, und erst recht nicht, wenn sie erfahren, welche Gefühle ich für dich hege. Ich hätte das nie beginnen dürfen. Ich hätte nie mit dir sprechen, dich nie berühren sollen. Sara, wenn dein Vater von uns wüsste, würde er dir verbieten, mich zu treffen. Er würde nicht wollen, dass du dich mit einem Mann wie mir abgibst. Das weiß ich. Und ich glaube, du weißt es auch.«
    Sara dachte an die jungen Männer, die zum Dinner am Tisch der Finboroughs saßen, die auf dem Platz der Finboroughs Tennis spielten und deren Namen ganz oben auf Isabels Liste standen, wenn sie Gesellschaften oder Tanzveranstaltungen gab. Ihre Mutter beabsichtigte, unter diesen Söhnen von Geschäftsmännern, Financiers und Großgrundbesitzern einen Ehemann für sie zu finden. Vermutlich hatte Anton recht, vermutlich würden ihre Eltern unterbinden, dass sie sich weiterhin mit ihm traf, wenn sie Bescheid wüssten.
    Doch trotz ihrer Befürchtungen war sie gewiss, dass all diese sinnlosen und langweiligen Abende, an denen sie in die Gesellschaft eingeführt wurde, nicht mehr waren als ein Intermezzo, das eben durchgestanden werden musste, bevor sie mit Anton zusammenkam.
    Â»Dann warten wir«, sagte sie gelassen. »Wir werden vorsichtig sein und warten, bis ich einundzwanzig bin, und dann erzähle ich meinen Eltern von dir. Sie wollen, dass ich glücklich bin. Und ich werde ihnen erklären, dass ich nur mit dir glücklich sein kann, Liebling. Ich weiß, dass ich es ihnen erklären kann. Es wird alles gut werden, das weiß ich.« Sie sah zu ihm auf. »Ein Jahr – das ist doch gar nicht so lange, nicht wahr, Anton?«

    Ruby fand es erstaunlich, wie schnell die Bedürfnisse des Alltags ihren Lohn verschlangen. Lebensmittel, Kleidung, Miete, und schon war das meiste aufgebraucht. Sie machte ihre Arbeit gut – das wusste sie – und hoffte auf Beförderung, doch ihr war nicht entgangen, dass die überwältigende Mehrheit ihrer Vorgesetzten Männer waren. Die Regierungsbüros, in denen sie

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