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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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fügte Isabel hinzu: »Ich bin nicht Rubys Mutter. Wenn Ruby sich mit einem solchen Mann abgeben möchte, kann ich wenig dagegen tun, außer ihr vielleicht Ratschläge zu erteilen. Aber für dich trage ich die Verantwortung, Sara, und es wäre mir lieber, wenn du nicht in Begleitung eines unverheirateten Mannes durch London spazieren würdest, sei er nun Rubys Freund oder nicht.«
    Â»Ja, Mama.« Sara wandte den Blick ab, sah aus dem Fenster und dachte an Antons Finger, die verschlungen waren mit den ihren, an Antons Lächeln, als er die Innenfläche ihrer Hand küsste.

    Drei Wochen vergingen, und Anton kam nicht zu Ruby. »Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen«, sagte Ruby. »Er war an keinem der üblichen Orte anzutreffen.«
    Sara befiel plötzlich ein schrecklicher Gedanke. »Glaubst du, er könnte nach Wien zurückgekehrt sein?«
    Â»Nein, sicher nicht. Er hätte viel zu viel Angst, wieder im Gefängnis zu landen.«
    Â»Im Gefängnis?« Schockiert sah Sara Ruby an.
    Â»Ja, hast du das nicht gewusst? Das war nach dem Ende des Bürgerkriegs. Sowohl Anton als auch sein Vater wurden ins Gefängnis gesteckt.«
    Â»Aber warum? Was haben sie getan?«
    Â»Nichts natürlich. Sie sind Sozialisten und daher bei der jetzigen Regierung nicht allzu beliebt. Ich sehe mich mal nach ihm um, wenn du willst.«
    Ein paar Tage darauf erhielt Sara einen Brief von Ruby. Sie habe Anton gesehen, schrieb Ruby. »Er benahm sich etwas seltsam, nicht wie sonst. Er hat nicht viel erzählt, nur dass er viel zu tun gehabt habe. Ich habe ihn gebeten, mich am Sonntag zu besuchen, doch er sagte, er habe bereits eine Verabredung. Es tut mir leid, Sara.«
    Sara empfand eine große Leere, gemischt mit Groll – nicht auf Anton, sondern auf die Regeln und Verbote, die es ihr unmöglich machten, selbst nach ihm zu suchen und mit ihm zu sprechen. Ruby konnte durch die Pubs und Nachtklubs von London ziehen und nach ihm Ausschau halten, doch sie, Sara Finborough, konnte das nicht. Kein Wunder, dass er sich das mit ihrer Freundschaft noch einmal überlegt hatte. Was sollte ein Mann, der durch ganz Europa gereist war, einen Bürgerkrieg überstanden und unschuldig im Gefängnis gesessen hatte, in einem Mädchen sehen, das bis vor Kurzem kaum wusste, dass solche Schrecken überhaupt existierten? Er hatte ihr gesagt, dass er sie nicht für einen ernsthaften Menschen hielt. Hatte er sich, allein in einem fremden Land, nur ein wenig amüsieren, ein wenig ablenken wollen durch ihre Gesellschaft, mehr nicht? War er, nachdem er bekommen hatte, was er wollte – Küsse und süße Worte –, gelangweilt gewesen und weitergezogen? Was wusste sie eigentlich über ihn? Ruby kannte Anton viel besser als sie. Ruby hatte gewusst, dass Anton im Gefängnis gesessen hatte, sie nicht. Ruby hatte gesagt, dass sie sich an seinen Stammplätzen nach Anton umgesehen habe. Wo waren Antons »Stammplätze«? Sara hatte nicht die leiseste Idee.
    Ihre Mutter, die ihre Traurigkeit bemerkte, schlug ihr vor, ein paar Wochen Urlaub bei ihrer Großmutter in Irland zu machen. Sara, die Raheen House über alles liebte, sagte, sie würde es sich durch den Kopf gehen lassen, und schrieb stattdessen an Ruby, um sie nach Antons Adresse zu fragen. Und so erfuhr sie von Ruby, dass Anton in der Scarborough Street in Whitechapel wohnte, einem Stadtteil von London, den Sara nicht kannte.
    Der Besuch bei Anton erforderte einen ausgeklügelten Plan. Sara bot einer Freundin an, ihr eines Nachmittags bei der Auswahl des Stoffes für ihr Hochzeitskleid zu helfen. Der Mutter ihrer Freundin erzählte sie, dass sie sich danach mit ihrem Vater treffen wollte, und ihrer eigenen Mutter, dass Mrs. Forrest sie nach Hause bringen würde.
    Der Nachmittag kam, und Sara ging zu der Schneiderin. Nach einer ermüdenden Stunde, in der sie nahezu identische Stoffproben von weißem Satin und Chiffon miteinander verglichen hatte, wartete sie, bis die zukünftige Braut in einem weißen Toile steckte und mit Stecknadeln gespickt war. Dann sagte sie: »Ich muss jetzt leider aufbrechen, Mrs. Forrest. Mein Vater wartet sicher schon auf mich.«
    Draußen auf der Straße war es kalt und neblig. Sara lief zu einem Taxi und nannte dem Fahrer die Scarborough Street als Ziel. Im Taxi schwanden ihre Ängste und Zweifel dahin, und ihre innere Überzeugung, dass

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