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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatte jetzt eine Wohnung in Chelsea. In mancher Hinsicht war es eine Erleichterung, denn seine Beziehung zu Richard war immer explosiv geblieben; und mit fünfundzwanzig Jahren wollte er verständlicherweise endlich sein eigenes Leben führen. Doch Isabel, die ihrem ältesten Sohn stets sehr nahegestanden hatte, vermisste ihn ständig. Sie vermisste seinen Humor und sein strahlendes Wesen, das sie so sehr entzückte, dass ihr jedes Mal, wenn er heimkehrte, die Sonne aufzugehen schien. Sie vermisste seine Lebendigkeit und seinen Tatendrang; die unternehmungslustigen, lärmenden Freunde, die er immer mitgebracht hatte.
    Als Sara gegen Ende des vergangenen Sommers, nach dieser unseligen Geschichte mit dem Österreicher, zu ihrer Großmutter nach Irland gereist war, hatte Isabel geglaubt, sie würde nach ein paar Wochen wieder nach Hause kommen. Doch Sara machte keine Anstalten, Irland zu verlassen, und hatte sich nach Neujahr sogar geweigert, mit der Familie nach England zurückzukehren. Die lange Trennung von ihrer Tochter traf Isabel und machte sie traurig. Vermutlich gab Sara ihr irgendwie die Schuld an ihrer Trennung von Anton Wolff – aber was hätte sie denn tun sollen, wie sonst hätte sie handeln sollen? Dieser Mann wäre in jeder Hinsicht eine unpassende Partie gewesen. Die Erkenntnis, dass Sara sie angelogen, Ruby die Affäre geheim gehalten und sie selbst die Verliebtheit ihrer Tochter nicht einmal bemerkt hatte, hatte sie erschüttert und aus der Fassung gebracht. Sie hatte sich an Alfie Broughton erinnert und an die trostlose Niedergeschlagenheit, in die sein Betrug und dessen Folgen sie gestürzt hatten. So etwas sollte Sara erspart bleiben; dafür musste sie sorgen.
    Sie war der gleichen Meinung gewesen wie Richard: Die Beziehung musste so schnell wie möglich ein für alle Mal beendet werden. Der Riss zwischen ihr und Sara schien, zumindest an der Oberfläche, mittlerweile geheilt zu sein, sie schrieben einander regelmäßig Briefe, aber Isabel wusste, dass immer noch eine gewisse Distanz zwischen ihnen bestand.
    Im Spätherbst hatte Theo sie mit einem seiner unerwarteten Besuche überrascht. Wann immer er nach England kam, erfasste Isabel einen Moment lang eine große freudige Erwartung – vielleicht kehrte er diesmal für immer nach Hause zurück –, aber er hatte ihre Hoffnung beinahe augenblicklich zerstört, als er ihr erzählte, dass er durch Nordeuropa zu reisen beabsichtige. Isabel verbarg ihre Enttäuschung, denn im Grunde wusste sie, dass ihre Hoffnung völlig unrealistisch war: Theo, der seine Unabhängigkeit liebte und viel von einem Einzelgänger hatte, würde nie in den Schoß der Familie zurückkehren. Bei seinem Besuch hatte er reserviert und zurückgenommen gewirkt, und als sie ihn fragte, ob er glücklich sei, hatte er die Frage weggewischt. Mit Sehnsucht hatte sie an die Zeiten gedacht, als die Kinder noch klein gewesen waren; wie einfach war es damals gewesen, sie mit dem Versprechen eines Spaziergangs im Park oder eines Bastelnachmittags zu trösten.
    Jetzt, da alle Kinder fort waren und Richard stark von seiner Arbeit in Anspruch genommen wurde, kam ihr das Haus in Hampstead groß und leer vor. Sie verbrachte einen Teil des Januars in Porthglas. Sie liebte Cornwall im Winter und die Strandspaziergänge, wenn Sturm die Wellen aufpeitschte. In dem Haus, in dem sie sich am wohlsten fühlte, fragte sie sich plötzlich, ob Saras Gefühle für Anton Wolff vielleicht doch tiefer gegangen waren, als Richard und sie angenommen hatten. Vielleicht blieb Sara in Irland, weil sie es nicht ertrug, nach Hause zu kommen. Ein Verlust konnte unterschiedliche Reaktionen auslösen – manche Menschen hielten an einem Ort fest, an dem sie glücklich gewesen waren, so wie sie selbst nach Charles Hawkins’ Tod an Orchard House festgehalten hatte; andere flohen eine Stadt und die vielen vertrauten Plätze, die mit schmerzlichen Erfahrungen verbunden waren, wie sie selbst all die Jahre Broadstairs gemieden hatte.
    Am Abend ihrer Rückkehr aus Cornwall führte Richard sie zum Abendessen ins Quaglino aus. Beim Dessert zog er ein kleines Päckchen aus der Tasche und überreichte es ihr.
    Â»Ich habe dich vermisst«, sagte er. »An manchen Abenden habe ich sogar angefangen, Selbstgespräche zu führen.« In der kleinen Schachtel lag ein Paar Ohrringe aus Perlen

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