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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Tisch an ihrem Knie schnüffelte, mit etwas Schinken. »Er ist ein guter Freund.«
    Â»Sowohl sein Vater als auch sein Bruder sind im Krieg gefallen, hat er dir das erzählt? Es war wirklich tragisch – Marcus war so ein wunderbarer Junge. Er war einige Jahre älter als Gil –, die arme Caroline hatte zwischen den beiden Jungen ein oder zwei Fehlgeburten. Lass dir von Bran nicht das ganze Dinner wegfressen, Sara, du musst anständig essen, und er ist schon fett genug. Ich habe Caroline Vernon immer bewundert. Sie hat mehr gelitten, als ein einzelner Mensch leiden sollte. Oft glaube ich, dass sie deshalb diesen wunderschönen Garten angelegt hat, weil sie etwas brauchte, das ihre Gedanken von Davids und Marcus’ Tod ablenkte.«
    Â»Und sie hat Gil, Granny«, erinnerte Sara sie.
    Â»Gewiss, er ist ihr ein großer Trost. Noch Kartoffeln, mein Schatz? Vernon Court ist leider in einem traurigen Zustand. Es ist bezaubernd, aber es hapert überall. Zweimal Erbschaftssteuer, verstehst du, und kaum Einkünfte.« Alice sah auf. Ihre kornblumenblauen Augen hatten alles Unbestimmte verloren, und ihr Blick wurde scharf. »Gil muss jetzt Anfang dreißig sein, aber er hat nie Anstalten gemacht zu heiraten. Ich sage dir das nur, weil ich dich von Herzen liebe, Sara, und dich nicht erneut enttäuscht sehen möchte. Als du zu mir kamst, hat deine Mutter angedeutet, dass es da jemanden in London gab.«
    Â»Ach, das «, sagte Sara leichthin. »Das war nichts. Und Gil und ich sind nur gute Freunde. Es ist schön, Gesellschaft zu haben.«
    Â»Gewiss, das ist es, und ich freue mich für dich.«
    Eine Weile aßen sie schweigend weiter, dann sagte Sara: »Obwohl Männer ja manchmal erst heiraten, wenn sie schon recht alt sind, nicht?«
    Â»Ja, das stimmt. Dein Großvater war fast vierzig, als er mich geheiratet hat.«
    Â»Na also«, sagte Sara und streichelte unter dem Tisch Brans seidige Ohren.

    Freddie hatte im Auftrag von Richard genug Provost-Aktien angehäuft, um sein Angebot für die Übernahme der Firma öffentlich zu machen. Richard wusste, dass Cecil Provost dem Angebot feindlich gegenüberstehen würde – Cecil hatte seine Firma Stein um Stein selbst aufgebaut –, doch er war zuversichtlich, dass die Übernahme erfolgreich verlaufen würde.
    Bernard, der jüngere Provost-Sohn, hatte sich einverstanden erklärt, seine Anteile, die den Ausschlag geben würden, zu verkaufen. Seltsam, wie schnell in einer Familie der Verfall kommen kann, dachte Richard: Eine Generation häuft Reichtum an, und die nächste verprasst alles. Cecil und der ältere Sohn Stephen würden sich bis zuletzt wehren, doch da die beiden Provosts nicht länger die Aktienmehrheit hielten, konnten sie das Unternehmen nicht mehr retten. Und die übrigen Aktionäre würde die Aussicht auf eine hohe Ausschüttung nach der Finborough-Übernahme locken.
    Richard plante, Philip größere Verantwortung zu übertragen, sobald die Übernahme abgeschlossen war. Im Laufe des letzten Jahres hatte Philip den Großteil seiner Zeit in der City zubringen müssen, in der Teeverpackungsfabrik. Richard wusste, dass Philip das Exil nicht passte und er lieber in Hounslow mitten im Getümmel gewesen wäre. Doch Richard hielt die Erfahrung für lehrreich. Philip erinnerte Richard oft an sich selbst, wie er in diesem Alter gewesen war, ständig auf der Jagd nach Herausforderung, Spannung und Macht. Wenn Richard erst Eigentümer der Firma Provost war, würden Philips Tatendrang und Begeisterung von unschätzbarem Wert sein.
    Richards Blick wanderte zu dem Blumenstrauß, der in einer Vase auf dem Aktenschrank stand. Die Blumen waren für Elaine Davenport. Er hatte sie gegen Mittag in ihrem Laden angerufen. Sie hatte bedrückt gewirkt und ihm auf seine Frage auch den Grund dafür genannt: In der vergangenen Nacht war in ihren Laden eingebrochen worden, und es fehlte Geld. »Ich komme nach der Arbeit vorbei«, hatte er ihr angeboten, »mal sehen, wie ich helfen kann.« Er hatte die Erleichterung in ihrer Stimme gehört, als sie sich bedankte. Vielleicht, dachte er, war sogar Elaine Davenport ihre Unabhängigkeit manchmal leid. Gleich nach dem Anruf bei ihr hatte er einen Blumenstrauß in sein Büro liefern lassen, ein Arrangement aus Nelken und Freesien, deren Duft den ganzen Raum erfüllte.
    Er verfolgte

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