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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Elaine Davenport mit derselben Hartnäckigkeit und Leidenschaft, mit der er den Erwerb von Provost verfolgt hatte. Und manchmal meinte er, auch hier kurz vor der Eroberung zu stehen. Er konnte sich an jedes Lächeln und jede Berührung ihrer Hand erinnern, an jeden keuschen Gutenachtkuss. Aber er wollte mehr – er konnte das Verlangen kaum aushalten –, und er glaubte, eine Spannung zwischen ihnen zu spüren, die verriet, dass sie beide auf etwas warteten und jeder die Bewegungen des anderen beobachtete.
    Um halb sieben machte er im Büro Schluss und fuhr zum Piccadilly Circus. Die Rollläden des Modistengeschäfts waren heruntergelassen, und in der Glastür hing das Schild mit der Aufschrift »Geschlossen«. Richard klopfte. Nach ein paar Minuten hörte er das Klappern hoher Absätze, dann wurde der Schlüssel im Schloss gedreht.
    Als Elaine die Tür öffnete, überreichte er ihr die Blumen.
    Â»Richard, wie liebenswürdig von Ihnen«, sagte sie. »Was für schöne Blumen.« Sie ließ ihn eintreten.
    Â»Haben Sie viel verloren?«, fragte er.
    Â»Die Einnahmen von anderthalb Tagen und das Geld aus der Tageskasse…« Aus ihrer sonst immer tadellosen Frisur hatte sich eine Strähne gelöst; sie strich sie sich hinters Ohr. »Ich versuche gerade, die genaue Summe zu errechnen. Die Polizei will sie wissen.«
    Er hörte, wie sie hinter ihm abschloss. In dem kleinen Hinterzimmer – mehr ein Korridor als ein Zimmer – war es so eng, dass man sich kaum bewegen konnte, die Stapel von Hutschachteln nahmen eine Menge Platz weg. »Ich stelle sie erst mal ins Wasser«, sagte sie und ging mit den Blumen davon. Gleich darauf hörte er Wasser rauschen.
    Als sie in den kleinen Lagerraum zurückkam, fragte er: »Wie ist der Dieb hier hereingekommen?«
    Â»Durch das Fenster im Waschraum. Hinter dem Laden ist eine kleine Gasse. Vorne am Schaufenster habe ich einen Riegel anbringen lassen.«
    Â»Und an den Türen nicht?«
    Â»Noch nicht. Die Kosten…«
    Â»Wie viel fehlt, Elaine?«
    Â»Ich bin nicht ganz sicher – wahrscheinlich vierzig oder fünfzig Pfund.«
    Â»Ein paar gute Verriegelungen kosten Sie nicht mehr als zwei Pfund. Und dieser Safe ist ausgesprochen windig. Den könnte jeder geübte Safeknacker innerhalb von Minuten öffnen. Ich gebe Ihnen die Adresse unseres Schlossers, wenn Sie wollen.«
    Â»Vielen Dank, Richard.«
    Â»Sind Sie versichert?«
    Â»Gegen Diebstahl nicht«, bekannte sie. »Ich versuche, die Unkosten so gering wie möglich zu halten, und ich hoffe…« Sie sprach nicht weiter.
    Â»Bringen Sie denn die Einnahmen nicht jeden Tag auf die Bank?«
    Elaine seufzte. »Muriel fühlte sich gestern nicht wohl und ist zu Hause geblieben. Ich konnte nicht zur Bank gehen, weil sonst keiner im Laden gewesen wäre. Und mittags habe ich auch immer geöffnet, weil da die jungen Frauen, die hier in der Nähe arbeiten, Zeit zum Einkaufen haben. Ich esse nur zwischendurch, wenn es etwas ruhiger zugeht, ein Brot. Ganz unerwartet schließen mag ich nicht – das verscheucht die Kunden, sie halten uns dann für unzuverlässig. Deshalb waren alle Einnahmen vom Dienstag und auch die vom Montagnachmittag im Laden.«
    Richard fragte ganz direkt: »Hat die Polizei auch Muriel vernommen?«
    Â»Noch nicht.« Elaine wirkte beunruhigt. »Aber das kommt noch.«
    Â»Gut.« Er blickte auf den kleinen Schreibtisch in der Ecke des Zimmers, auf dem überall Zettel und Papiere herumlagen. Elaine, die seinen Blick bemerkte, sagte: »Der Einbrecher hat alles durchwühlt – wahrscheinlich hat er nach Wertgegenständen gesucht, aber da sind nur Nadeln und Töpfe mit Klebstoff. Ich habe alles wieder aufgeräumt und gerade angefangen, die Papiere zu sortieren.« Sie verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. »Na, wenigstens meine Ginflasche hat er nicht gefunden.«
    Â»Ah, Gin – das ist eine hervorragende Idee.«
    Â»An manchen Tagen, Richard, brauche ich wirklich einen, glauben Sie mir. Und heute ist so ein Tag.«
    Sie ging hinaus und kehrte nach ein paar Minuten mit zwei Gläsern zurück. »Er ist schön kalt«, sagte sie und reichte ihm ein Glas. »Die Flasche steht im Schrank mit den Putzmitteln im Waschraum – da ist es eiskalt.«
    Die Gläser klirrten leise, als sie anstießen. In diesem kleinen

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