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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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zwanzigsten Jahrhunderts erweitert worden. Das Speisezimmer, das sich im georgianischen Teil des Hauses befand, zeichnete sich durch einen riesigen Speisetisch aus Mahagoni und lange Reihen silberner Kerzenleuchter aus. Die hohen, in viele Scheiben unterteilten Fenster blickten zum gekiesten Vorplatz und zur Auffahrt hinaus. Sara bemerkte, dass an den Fensterrahmen der Lack blätterte und Spinnweben das Glas zum Teil blind machten. Küche und Anrichten, auf die Gil nur mit einer unbestimmten Handbewegung aufmerksam machte, befanden sich neben dem Speisezimmer.
    Eine breite Freitreppe führte sie von der schwarz-weiß gefliesten Halle ins obere Stockwerk. An den Wänden hingen Jagdstiche, alte Fotografien und Karten. Sara schaute zu einem der Fenster hinaus und rief: »Oh, ein Goldfischteich. Und eine Sonnenuhr. Und dieses süße kleine Gartenhaus.«
    Auf einer anderen Treppe gingen sie wieder hinunter. Philip verschwand, um sich noch etwas zu trinken zu holen, und ließ Gil und Sara allein auf ihrer Exkursion. Durch das hohe Glasdach des Wintergartens fiel das Licht der Wintersonne, und die üppigen Pflanzen, die in der Wärme gut gediehen, reckten sich der Helligkeit entgegen. Wein und Feige hatten sich zwischen den Glasscheiben des Dachs hindurchgeschoben und rankten jetzt freiheitsuchend in der kalten Luft. An den Weinreben hingen noch vertrocknete Beeren, und die Feigen waren von grün zu schwarz gereift.
    Neben dem Wintergarten war ein merkwürdiger kleiner Raum: vorn offen, den Elementen preisgegeben, sein Inneres nur durch eine niedrige Mauer von der Außenwelt abgetrennt. Die Wände waren weiß getüncht, der Boden mit Terrakottaplatten belegt. Zeugnisse früherer Vergnügungen – Kricketschläger, Schmetterlingsnetze – lagen unaufgeräumt herum. Hier waren die Spinnennetze größer als in den anderen Räumen des Hauses, bemerkte Sara. Sie und Gil tauschten ihre Schuhe mit Gummistiefeln und nahmen eine Taschenlampe mit. Das Zwielicht hatte sich verdichtet, und einzelne Teile von Caroline Vernons Garten – eine Allee kunstvoll geschnittener Eiben, ein Eukalyptushain mit silbrig und rosig glänzenden Ästen, ein ummauerter Garten, in dem sich mäandernde Wege kreuzten – tauchten verschwommen aus der Dunkelheit auf. Tropfende Farnwedel durchnässten den Saum von Saras langem grünem Samtkleid.
    Bevor sie ins Haus zurückkehrten, zog Sara die Gummistiefel aus und versuchte vergeblich, die Perlknöpfe ihrer Abendschuhe mit der linken Hand zu schließen. »Könnten Sie mir helfen?«, bat sie Gil, und der kniete vor ihr nieder, ergriff zaghaft ihren Fuß und schob die Köpfchen durch die kleinen Schlingen. Sie fand seine Behutsamkeit anrührend; er ging so vorsichtig mit ihr um wie mit der Muschel, die er am Strand gefunden hatte.

    Richard, Isabel und Philip reisten kurz nach Neujahr wieder ab. Sara blieb in Raheen. Am Ende seiner ersten Arbeitswoche führte Richard Elaine Davenport ins Thierry’s, ein kleines Restaurant in Soho. Er war sicher, dass er hier keine Bekannten treffen würde, und das Essen war einfach, aber hervorragend zubereitet.
    Sie waren mehrmals zusammen ein Glas Wein trinken gegangen. Sie hatte ihm erzählt, dass sie Witwe war, allein in einer Wohnung in St. John’s Wood lebte und seit zwei Jahren das Hutgeschäft betrieb. Nach außen hin schien ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur zu sein, aber Richard war sich bewusst, dass seine Gefühle weit tiefer gingen. Elaine Davenport fesselte ihn. Wenn er ihr fern war, sehnte er sich nach ihr, wollte mehr von ihr. Er wünschte sich, sie zu umarmen, zu küssen, dieses zarte weiße Handgelenk mit seiner Zunge zu streicheln.
    Er hatte sich überlegt, ob er ihr zu Weihnachten etwas schenken sollte. Es war gefährlich, zu schnell zu weit zu gehen, das wusste er, und deshalb hatte er schließlich beschlossen, es bei guten Wünschen bewenden zu lassen. Aber ein paar Tage vor dem Fest war er an einem Antiquitätengeschäft in Hampstead vorbeigekommen und hatte genau das richtige Geschenk für sie entdeckt. Er hatte es einfach mitnehmen müssen.
    Nach der Suppe schob er das Päckchen über den Tisch. »Es kommt ein bisschen spät«, sagte er, »aber trotzdem fröhliche Weihnachten.«
    Â»Richard, das hätten Sie nicht tun sollen.« Elaine runzelte die Stirn.
    Â»Es ist nur

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