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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Haus gelassen hättest. Ich befürchtete, du würdest den Kontakt zu mir abbrechen. Ich entschied mich abzuwarten. Ich glaubte, irgendwann würde schon der passende Moment kommen.“
    „Du meinst, nachdem du genug herumgeschnüffelt hättest? Vielleicht nachdem ich dich meinen Eltern vorgestellt hätte? War es ein Kick für dich, meine Mutter zu treffen, Pavel? War es aufregend, der leibhaftigen Mutter des entführten Babys gegenüberzustehen?“
    „Das ist unter deiner Würde.“
    „Aber deine Identität zu verleugnen war nicht unter deiner Würde? Dich aus taktischen Gründen an mich heranzumachen war nicht unter deinem Niveau?“
    „Ich heiße seit meinem dritten Lebensjahr Pavel Quinn. Das bin ich. Ich habe dir in dieser Hinsicht nichts vorgemacht.“
    „Das ist Haarspalterei. So, und jetzt gehe ich.“ Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter. „Bitte halt dich ab sofort von mir fern, Pavel.“
    Er wusste, dass er sie nicht würde umstimmen können. „Faith, ich hatte Angst, es dir zu sagen. Je näher wir uns kamen, desto mehr Angst hatte ich.“ Er legte eine Hand auf ihren Arm und spürte, wie sie sich verkrampfte. „Ich habe keinen Wert darauf gelegt, deine Eltern kennen zu lernen, und ich wusste, dass ich von dir nichts erfahren würde. Ich hätte es dir mitteilen, alles aufdecken und mich dann wieder meinen Geschäften widmen können.“
    „Aber?“
    Er wiederholte sich, aber er wusste keinen anderen Ausweg. „Ich habe dich lieb gewonnen. Dich und deine Kinder, und ich wollte nicht, dass du denkst, mir geht es nur um die Vergangenheit. Ich fühlte mich ...“ Ihm fehlten die Worte. Diejenigen, die ihm einfielen,hatte er noch nie ausgesprochen, und er war sich sicher, dass Faith sich im Moment nicht über sie freuen würde.
    „Pavel oder Pasha oder wie auch immer du heißt, hier ist die schlichte Wahrheit: Ich habe gerade einen Mann verlassen, der mir seine wahre Identität verheimlicht hat. Und jetzt bin ich mit einem zweiten Exemplar dieser Art im Bett gewesen. Ich scheine über keinerlei Menschenkenntnis zu verfügen, meinst du nicht?“
    „David hat dich belogen, weil er nicht im Stande war, sich der Wahrheit zu stellen. Ich habe gelogen, weil ich nicht wollte, dass du die Wahrheit erfährst. Jedenfalls noch nicht.“
    „Am Umzugstag hattest du etwa fünf Minuten lang Gelegenheit, mir zu sagen, wer du bist. Diese Chance hast du vertan, endgültig. Ich lerne langsam dazu. Ich mag zwar ein bisschen realitätsfremd sein, aber ich bin nicht begriffsstutzig.“
    Er wusste, dass er sie nicht daran hindern konnte, sein Haus zu verlassen. Das Einzige, worauf er noch einen Einfluss hatte, waren die Worte, die ihr durch den Kopf gehen würden, wenn sie sich auf dem Heimweg befand.
    „Du bedeutest mir viel, jeden Tag ein bisschen mehr. Ich habe dir nicht verraten, wer mein Vater war, weil ich dich nicht verlieren wollte. Einfach deshalb. Ich habe noch nach einem Weg gesucht, dir die Wahrheit zu sagen.“
    Erhobenen Hauptes schritt sie zur Tür. Im Flur drehte sie sich ein letztes Mal um. „Du hast mich verloren, Pavel. Aber betrachte es als Glücksfall. Eine Frau, die sich in Menschen derart täuscht, ist keine gute Wahl. Geh heute Abend allein zu Filomena und feiere dein Glück.“

28. KAPITEL
    Eine Woche später gelang es Faith, sich einzureden, dass auch sie Glück gehabt hatte. Eine qualvolle Woche, in der sie sich selbst vollkommen in Frage gestellt hatte. Am Ende dieser Woche wich die Scham allmählich neuen Einsichten. Gemessen an all den Jahren, die sie gebraucht hatte, um die Wahrheit über David herauszufinden, hatte sie die Wahrheit über Pavel in Rekordzeit ans Licht befördert. Es gab keine irreparablen Schäden. Ihr Herz war nicht gebrochen, nur ein wenig angeknackst. Sie hatte nicht das Vaterland verraten, sondern nur einen Freund und Liebhaber verloren.
    Noch einen.
    Willkommen in der Wirklichkeit.
    „Ich sehe nicht ein, warum ich dahin muss.“
    Die Überreste der Bronson-Familie machten sich gerade fertig, um zu Joes Geburtstagsfeier nach Great Falls zu fahren – oder sollten sich zumindest fertig machen. Faith, die in ihrem Zimmer nach den passenden Schuhen suchte, blickte hoch und betrachtete ihre schmollende Tochter. „Du musst dahin, weil er dein Großvater ist.“
    „Aber ich schreibe morgen eine Klausur, und ich muss lernen, sonst verpasst du mir wieder Hausarrest. Ich will über Thanksgiving frei sein.“
    „Du hast doch heute Nachmittag gelernt.“
    „Nicht

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