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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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noch wissen?“ fragte er.
    „Als Erstes möchte ich wissen, warum du mir das verschwiegen hast.“
    „Was hätte ich denn sagen sollen, Faith? Dass ich nach dem College-Abschluss hierher zurückgekehrt bin, um herauszufinden, wer mein Vater war und was er mit der Entführung zu tun hatte? Er ist der ewige Verdächtige, wie du weißt: Sein Name fällt in jedem Gespräch über den Fall. Deshalb hat meine Mutter ihn verlassen und unseren Nachnamen geändert. Sie konnte mit der Schmach nicht leben.“
    „Hat sie ihn verlassen, weil er etwas getan haben könnte – oder weil er etwas getan hat ?“
    „Ich bin auf nichts gestoßen, was darauf hindeutet, dass mein Vater deine Schwester entführt hat. Es gab keinerlei Hinweis in all dem, was ich gelesen habe. Sogar die Polizisten, die mit dem Fall befasst waren, haben nie ernsthaft geglaubt, dass es mein Vater war. Das haben mir zumindest zwei von ihnen erzählt.“
    „Welche Polizisten? Ich wollte auch mit ihnen sprechen, aber sie sind angeblich alle längst pensioniert.“
    „Jetzt, ja. Aber als ich mit meinen Nachforschungen anfing, war einer noch im Dienst, und einen zweiten habe ich in einer Stadt in der Nähe von Myrtle Beach aufgespürt. Ein netter Wochenendausflug.“
    „Ich will ihre Namen.“
    „Sie werden dir nichts von Bedeutung mitteilen können. Nur, dass das Alibi meines Vaters wasserdicht war und niemand ein mögliches Tatmotiv erkennen konnte. Sie haben unsere Wohnung durchsucht, den Pick-up meines Vaters, sogar das Haus, in dem sein Gehilfe wohnte. Sie haben nicht das Geringste gefunden, nicht einmal ein Krümelchen Babypuder.“
    Sie fuhr mit einem Finger über den Kaminsims. „Und deshalb hast du dich in mein Leben geschlichen, oder? Du suchst Antworten. Du möchtest den endgültigen Beweis finden, dass dein Vater mein Schwesterchen nicht gekidnappt hat.“
    „Das schulde ich ihm.“
    „Und was schuldest du mir? Ich verrate es dir: die Wahrheit, mit der du sofort hättest herausrücken müssen!“
    Nun war sie doch noch laut geworden. Er schämte sich, wollte aber noch immer um Verständnis werben.
    „Was hättest du gesagt, wenn ich dir das bei unserer ersten Begegnung erzählt hätte? Ich sehe es direkt vor mir: Hi, ich bin Pavel Quinn, allerdings ist das nicht mein richtiger Name. Der lautet Dubrov, und ich bin der Sohn des Mannes, den alle Welt für den Entführer Ihrer Schwester hält.“
    „So ein Zufall, hätte ich geantwortet, die Welt ist halt ein Dorf. Aber mit Zufall hat das natürlich nichts zu tun. Du hast nicht vor meinem Haus gestanden, weil du zwei Männer, die ein Klavier trugen,so spannend fandest, sondern weil das Haus dich interessierte. So sehr, dass du jeden Winkel inspiziert hast, unter dem Vorwand, Pläne für die Renovierung auszuarbeiten.“
    „Faith, ich bin nach Washington gekommen, um etwas über meinen Vater zu erfahren. Ich habe kaum etwas herausgefunden, mich aber in diese Stadt verliebt, und ich war mit ,Scavenger‘ beschäftigt. Also bin ich geblieben und habe schließlich dieses Haus gekauft. Nicht, weil mein Vater in Georgetown gearbeitet hat – zumindest glaube ich, dass das nicht der Grund gewesen ist. Sondern weil mir Georgetown unheimlich gut gefallen hat. Und manchmal bin ich durch die Prospect Street gelaufen, ja. Wollte ich dem Geist meines Vaters begegnen? Habe ich gehofft, dass mich jemand anspricht? ,Oh, Sie sehen übrigens einem alten Bekannten von mir sehr ähnlich, der Dominik Dubrov hieß. Er soll angeblich das Baby eines Kongressabgeordneten entführt haben, aber ich weiß es besser. Soll ich Ihnen davon erzählen?‘“
    „ Hast du darauf gehofft?“
    „So verrückt bin ich nun auch nicht. Als meine Nachforschungen nichts ergaben, habe ich mich damit abgefunden, dass ich die Wahrheit nicht ans Licht bringen würde. Und dann erblickte ich eines Tages einen Umzugswagen vor deinem Haus.“
    „Und den Rest kennen wir.“
    „Nicht ganz.“ Er stand auf und trat neben sie an den Kamin. Das Zimmer kam ihm kalt vor, und er wünschte, er hätte ein Feuer angezündet. „Ich hatte nie vor, mit dir etwas anzufangen, Faith. Anfangs war ich einfach neugierig. Dass du in das Haus gezogen bist, habe ich als Wendung des Schicksals empfunden. Ich dachte, du könntest mir vielleicht etwas über die Sache mitteilen, aber dann musste ich feststellen, dass du noch weniger wusstest als ich.“
    „Also, warum hast du es mir dann nicht gesagt?“
    „Weil ich Angst hatte, dass du mich nie wieder in dein

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