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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wusste offensichtlich nicht, wie entwaffnend ihre Naivität war und wie gut sie sich in andere Menschen einfühlen konnte. Sie war eine starke Frau mit einem weichen Herz. Zwar war er schon anderen Frauen begegnet, die über diese Eigenschaften verfügten, aber keine von ihnen war ihm so offen vorgekommen. Vor nicht einmal einem Jahr hatte man sie tief verletzt, aber sie war trotzdem nicht verbittert.
    Sie kam nicht nach ihrer Mutter – oder seiner.
    Er war gerade in seine Lieblingshalbschuhe geschlüpft, als es an der Tür klingelte. Da er mit Faith abgemacht hatte, dass er sie abholte, erwartete er niemanden, aber er riss die Tür auf, ohne vorher durch den Spion zu gucken. Es war Faith.
    „Hey du!“ Er war angenehm überrascht, sie jetzt schon zu sehen. Es wunderte ihn, dass er sich über ihr Erscheinen freute und nicht wie sonst, wenn eine Frau unangekündigt bei ihm auftauchte, in Panik verfiel. Normalerweise war das für ihn ein Signal, dass er sie bald aus seinem Leben hinauskomplimentieren musste.
    „Hallo, Pavel. Darf ich reinkommen?“
    Sein Hochgefühl legte sich sofort. Sie hatte nicht gelächelt. Sie hatte ihn nicht geküsst. Sie wirkte gefasst, aber er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass diese Gelassenheit aufgesetzt war.
    „Natürlich darfst du rein.“ Er trat beiseite. „Ich hatte gerade vor, zu dir aufzubrechen.“
    „Ich wollte dir aber lieber einen Besuch abstatten.“
    „Faith, stimmt etwas nicht?“
    „Das kann man wohl sagen.“
    „Ist etwas mit einem der Kinder?“
    „Nein. Sie sind zu Hause und machen Hausaufgaben.“
    Er war erleichtert. „Fühlst du dich nicht wohl? Wir müssen nämlich nicht zu Filomena. Wir können warten, bis es dir besser geht.“
    Sie antwortete nicht. Stattdessen ging sie ins Wohnzimmer und stand dann stocksteif neben dem Kamin.
    Eilfertig versuchte er, die Situation zu entkrampfen. „Nimm Platz, ich hole uns etwas zu trinken. Oder sollen wir den Abend einfach vergessen, und du gehst gleich wieder nach Hause?“
    „Es gibt einiges, das ich gerne vergessen würde, Pavel.“
    Er war schon auf dem Weg zur Küche, blieb dann aber stehen. „Möchtest du ...“
    „Ich will nichts von dir. Keinen Drink. Kein Essen.“ Sie zögerte. „Na ja, das war nicht ganz richtig. Es gibt etwas, das ich will.“
    „Was?“
    „Eine Erklärung.“
    Da begriff er sowohl, was sie meinte, als auch, was er unter der Dusche abzuwaschen versucht hatte. „Ich schätze, du findest, dass ich dir diese Erklärung schon lange schulde, was?“
    „Ich schätze, da liegst du richtig.“
    „Setz dich wenigstens hin.“
    „Ich glaube nicht, dass ich lange bleibe. Ich werde es abkürzen, indem ich dir sage, was ich schon weiß. Pavel Quinn ist nicht dein Geburtsname. Du bist als Pavel Quinn Dubrov zur Welt gekommen: als Sohn von Dominik Dubrov und seiner Frau Maureen Quinn Dubrov. Dein Vater hat in unserem Haus in der Prospect Street Reparaturen ausgeführt, und er wurde verdächtigt, meine Schwester entführt zu haben.“
    Pavel nahm nun selbst Platz, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf seine Knie. „Wie hast du das herausgefunden?“
    „Durch einen alten Zeitungsartikel. Jemand, der offenbar nichts Besseres zu tun hatte, hat die Biografie deines Vaters gründlich unter die Lupe genommen. Er hat den Namen des Sohnes von Dominik erwähnt und den Mädchennamen seiner Frau. Du hast gesagt, deine Mutter sei Irin gewesen, aber du hast einen irischen Nach namen, was etwas seltsam ist, nicht wahr? Ich musste nicht einmal zwei und zwei zusammenzählen.“
    Pavel wünschte sich, es wäre nie so weit gekommen, aber er war selbst schuld: Er hatte zu lange gewartet. Er war einfach nicht sicher gewesen, wie er es hätte anpacken sollen.
    „Er hat mich Pasha genannt. Das ist ein russischer Kosename für Pavel. Meine Mutter hat mir das erzählt – während eines denkwürdigen Saufgelages. Ich entsinne mich natürlich nicht daran. Ich erinnere mich überhaupt nicht an ihn. Als er starb, war ich noch keine drei Jahre alt. Wir lebten damals in Kalifornien, ohne ihn. Meine Mutter dachte, das Klima wäre gut für mein Asthma. Wir haben uns in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Palm Springs niedergelassen, und sie ist putzen gegangen, um mich durchzufüttern, fast bis zum Tag, an dem sie starb.“
    „Ich bin gerührt.“
    Das war offenkundig gelogen. Diesen sarkastischen Tonfall kannte er so gar nicht von ihr, und er vermutete, dass ihre Wut grenzenlos war.
    „Was möchtest du

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