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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nächsten Häuserblocks verlangsamte Alex seine Schritte. „Es ist das graue Haus.“
    Das Haus wirkte etwas verwahrlost, so wie das von Faith früher. Ansonsten war es ein typisches Georgetown-Reihenhaus. „Bist du dir sicher?“ fragte David.
    „Ich habe sie schon früher hier reingehen sehen. Und ich habe hier eine halbe Ewigkeit gewartet.“
    „Okay. Lauf jetzt nach Hause. Und versuch noch mal, deine Mom zu erreichen. Bleib in der Nähe des Telefons, falls sie zurückruft.“
    „Du willst nicht, dass ich mitkomme?“
    „Nein, ich werde deine Schwester da rausholen und sie nach Hause bringen.“
    Erleichtert machte Alex sich auf den Rückweg.
    David sammelte Mut für die Konfrontation. Dann klopfte er an die Tür und wartete, aber niemand machte auf. Frustriert klopfte er noch einmal und drehte dann den Türknauf. Aber die Tür war abgeschlossen.
    Er ging zurück auf den Bürgersteig. „Remy!“ rief er zum Vorderfenster hinauf.
    „Kann ich Ihnen helfen?“
    David drehte sich um und erblickte einen jungen Mann, der den Gehweg entlangkam. In den Sekunden, bevor der junge Mann vor ihm stehen blieb, registrierte David blondes Haar und ebenmäßige Gesichtszüge: ein normaler, harmlos wirkender Student.
    „Suchen Sie jemanden?“ Der junge Mann lächelte höflich und schien etwas misstrauisch zu sein.
    „Meine Tochter ist in diesem Haus.“
    „Tochter?“
    David streckte die Hand aus, obwohl er den Knaben lieber am Kragen gepackt und durchgeschüttelt hätte. „David Bronson. Remy Bronsons Vater.“
    „Colin Fitzpatrick.“ Colin ließ die Hand sinken. „Sie sind ihr Dad? Ich dachte, ihr Vater sei tot.“
    „Das lässt sie die Leute gern glauben. Ist sie hier?“
    „Ich weiß es nicht. Ich war fast den ganzen Tag in der Bibliothek. Sie könnte bei Enzio sein. Sie hängen viel zusammen rum.“
    „Falls Enzio nicht ebenfalls vierzehn ist, haben wir ein Problem.“
    „Vierzehn?“
    David spürte, dass die Verblüffung nicht gespielt war: Colin war wirklich erschrocken. „So ist es. Vierzehn. Wenn sie Ihnen etwas anderes erzählt hat, dann war das eine Lüge.“
    „Sie hat gesagt, dass sie kurz vor dem High School-Abschluss steht.“
    „Und das haben Sie ihr abgenommen?“
    „Sie ist klein, aber sie wirkt sehr reif. Warum sollte sie lügen?“
    „Weil sie wusste, dass Sie sie nach Hause geschickt hätten, wenn Sie erfahren hätten, dass sie in die achte Klasse geht.“
    „Achte Klasse!“ Jetzt schien Colin ernsthaft alarmiert zu sein.
    „Ich will, dass sie da rauskommt – und zwar auf der Stelle.“
    Colin suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Wortlos steckte er ihn ins Schloss. „Warum haben Sie dem Spuk nicht längst ein Ende gemacht?“
    „Ich wusste nichts davon. Sie hat uns alle angelogen.“
    „Sie ist ein nettes Mädchen.“ Colin war verwirrt.
    Es dauerte ewig, bis die Tür aufging. Trotz der Kälte hatte David feuchte Hände. Wenn Enzio Colin ähnlich wäre, würde vermutlich alles glatt laufen. Aber davon durfte man nicht ausgehen.
    „Hören Sie, Remy und ich stehen etwas auf Kriegsfuß“, sagte David. „Sie wird sich weigern, mich zu begleiten. Aber sie muss es, also halten Sie sich da bitte raus.“
    „Hier bleiben kann sie bestimmt nicht.“ Colin rüttelte am Schloss, und es sprang auf. Im Flur rief er ihren Namen. „Remy!“
    Alles blieb still.
    „Ich gehe hoch in Enzios Zimmer und sehe nach“, meinte Colin.
    „Ich komme mit.“
    Colin schien beunruhigt zu sein. „Ich weiß nicht, was sich zwischenden beiden abgespielt hat. Einmal bin ich nach Hause gekommen, und, also ...“
    „Also was?“ hakte David nach.
    „Mir kam es so vor, als hätte sich die Lage ziemlich aufgeheizt und zugespitzt, und ich war froh, dass ich so hineingeplatzt bin. Ich habe Enzio später gefragt, aber er entgegnete, das sei Quatsch, und sie sei doch unser Hausmaskottchen oder so.“
    „Also los.“
    Colin nahm immer zwei Stufen auf einmal. „Hey, Remy, hier will dich jemand sprechen.“ Vor einer verschlossenen Tür blieb er stehen. „Enzio, bist du da drinnen?“
    David war nicht so höflich. Er drehte den Knauf, aber die Tür war abgeschlossen. „Remy! Ich bin’s, Daddy. Bist du da?“
    Er vernahm so etwas wie einen gedämpften Schmerzensschrei. Mehr brauchte er nicht. Er schob Colin zur Seite und rammte den Absatz seines Schuhs gegen die Tür. Einmal, zweimal. Der dritte kräftige Tritt fuhr ihm zwar durch die Wirbelsäule, tat aber seine Wirkung.
    Die Tür flog auf. Das Zimmer

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