Das Haus in Georgetown
geschlossen, als wäre sie bereits eingeschlafen.
„Dann hat er einen besseren gefunden.“
„Wo?“
„Ich glaube, er schläft jetzt in meinem“, antwortete Dottie Lee. „Nur wenn es kalt ist, natürlich. Solange das Wetter es zulässt, bleibt er lieber im Freien.“
„Wie kommt er rein?“ erkundigte sich Alex.
„Ich lasse ein Fenster unverriegelt. Wir sprechen natürlich nie darüber.“
Faith musste noch damit fertig werden, dass ihr Keller auf die Dauer nicht gut genug gewesen war. „Er hat bestimmt kein leichtes Leben. Er ist kein junger Mann mehr.“
„Er isst gut. Manche der Restaurants auf unserer Straße geben ihm ihre Reste, wenn sie schließen. Am Ende des Studienjahres, wenn die Studenten ausziehen, bekommt er Kleidung. Er ist immer noch stark wie ein Pferd.“
„Warum lebt er so?“ Alex ließ sich in den Esszimmerstuhl fallen, zu dem Dottie Lee ihn dirigiert hatte.
„Er trinkt.“ Dottie Lee bedeutete Faith, auf der anderen Tischseite Platz zu nehmen. „Eine Menge.“
„Oh.“ Alex strich Titi über die Ohren. „Kann er nicht einfach damit aufhören?“
„Hast du das mal versucht, Junge?“
Alex schüttelte den Kopf. „Weiß er, wie schlecht das für ihn ist?“
„Wer wüsste das besser als er?“
Alex dachte nach. „Ich werde unseren Keller in Ordnung bringen.“
Faith wechselte rasch das Thema. „Haben Sie all diese bemerkenswerten Möbel auf Ihren Reisen erworben, Dottie Lee?“
„Nein, kein einziges Stück. Fürs Reisen hatte ich nie etwas übrig. Es gibt sehr wenig auf der Welt, was ich nicht auch hier in der Prospect Street haben könnte. Aber ich war natürlich mit Männern befreundet, die viel reisten. Und die kannten meinen Geschmack.“
Faith hatte den Eindruck, dass sie in Sachen kindertaugliche Gesprächsthemen vom Regen in die Traufe geraten war. „Kann ich beim Auftragen helfen?“
„Mariana bringt uns alles.“ Dottie Lee sank langsam in einen Sessel am Kopf des Tisches und ließ dann eine zierliche Kristallglocke erklingen. Titi wachte schlagartig auf und kläffte in derselben hellen Tonlage.
Eine Verbindungstür wurde geöffnet. Die Frau, die mit einem Bambustablett den Raum betrat, schien nicht wesentlich jünger zu sein als Dottie Lee. Sie war krumm und verschrumpelt, hatte aber einen festen Schritt.
„Früher hat Mariana alles selbst gebacken.“ Dottie Lee nahm eine Teekanne aus schwarzem Porzellan vom Tablett und setzte sie auf ein Rechaud. „Aber jetzt kaufen wir einfach, was wir brauchen. Mariana geht gerne jeden Tag etwas vor die Tür.“
„Ich geh überhaupt nicht gerne“, sagte Mariana mit einem ganz leichten spanischen Akzent. Sie hatte einen eleganten, stahlgrauen Pagenkopf, und der Pony betonte ihre schönen schokoladenbraunen Augen. „Die da will mich nur los sein.“
„Mariana vertritt ihre Ansichten immer so resolut“, meinte Dottie Lee, als träfe das auf sie selbst nicht ebenso gut zu.
Faith hatte Tee und vielleicht ein paar Kekse erwartet. Mit dem Festmahl, das Mariana auf den Tisch brachte, hatte sie nicht gerechnet. Kleine Schnittchen, Scones mit Marmelade und Schlagsahne, Plätzchen. „Das sieht großartig aus. Sind wir nicht Glückspilze?“
„Ihre Mutter hat mich immer zum Tee besucht.“ Dottie Lee nahm einen Servierteller mit aufwändig zugeschnittenen Sandwiches und reichte ihn Alex. „Damals, als sie noch wusste, wer sie war.“
Faith hatte keine Ahnung, was sie darauf entgegnen sollte. Lydia Huston wusste sehr gut, wer sie war. Sie war die Frau von Joe Huston, dem mächtigen Senator aus Virginia.
„Wie kann jemand vergessen, wer er ist? Außer wenn er unter Gedächtnisschwund leidet?“ Alex langte nach den Sandwiches, aber Faith fiel ihm in den Arm.
„Du musst Titi absetzen und dir die Hände waschen.“
Er protestierte. „Sie ist nicht schmutzig.“
„Gewiss nicht“, stimmte Dottie Lee zu. „Aber da wir deine Mutter nicht von ihrem Irrglauben abbringen können, solltest du dir vielleicht trotzdem die Hände waschen.“
Mariana führte ihn aus dem Zimmer. Titi wartete still neben seinem Stuhl.
„Was treibt Lydia so?“ fragte Dottie Lee.
Faith hatte das unangenehme Gefühl, dass Dottie Lee die Antwort bereits kannte.
„Sie hat viel zu tun. Wann immer sie Zeit dafür findet, sammelt sie Spenden.“
„Für vermisste Kinder, nehme ich an?“
„Nein, für meinen Vater. Für die Partei.“ Faith nahm sich mehrere Sandwiches von der Platte.
Dottie Lee reichte ihr anschließend einen
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