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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wird?“
    „Weil die allerwichtigsten Dinge in deinem Leben sich nicht verändert haben. Du hast noch immer eine Familie, die dich liebt ...“
    „Ich habe keinen Vater.“
    „Doch, hast du, und er liebt dich noch genauso wie früher.“
    „Ich will ihn nicht wiedersehen. Nie mehr.“
    Faith fuhr fort: „Als ich heute unten geputzt habe, hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Dieses Haus gehört seit vielen Generationen den Frauen unserer Familie. Sie haben hier gelebt und geliebt.“ Dass einige von ihnen vermutlich auch hier gestorben waren, verschwieg sie lieber. Sie wusste kaum etwas über die Familiengeschichte, denn Lydia hatte Faith nie etwas darüber erzählt.
    Aus Remys Blick sprach Skepsis, als Faith fortfuhr: „Ich musste daran denken, dass andere Frauen – Frauen, ohne die es uns gar nicht gäbe – hier wahrscheinlich ebenfalls einen Neuanfang gemacht haben. Wir wissen, dass in diesem Haus eine schreckliche Sache passiert ist, aber von allem anderen haben wir keine Ahnung. Und dabei ist das unser Erbe, deins und meins. Wir sollten mehrdarüber in Erfahrung bringen und dieses Haus wieder zu einem glücklichen Heim machen.“
    „Gott, wie rührend.“
    Faith musste lächeln. „Okay, das war noch nicht sehr überzeugend. Ich will dir die Wahrheit sagen. Manchmal fühle ich mich, als würde ich gleich in die Tiefe stürzen, also kralle ich mich an alles, was mir Halt und Hoffnung gibt.“
    Hoffnung war das Stichwort für Remy. „Wie konnte der Entführer mit Hope entkommen? Die Fenster sind so hoch ...“
    „Sie haben nie herausgefunden, wie er es gemacht hat. Durch deine Fenster ist er bestimmt nicht verschwunden. Schon gar nicht am helllichten Tag.“
    „Das sind nicht meine Fenster.“
    „Bist du sicher, dass du nicht auch unsere Nachbarin besuchen willst?“
    „Lass mich einfach in Ruhe.“
    Faith widerstand dem Verlangen, ihrer Tochter übers Haar zu streichen.
    Dottie Lee Fairbanks liebte Rot, leuchtendes orientalisches Rot, und grelle Messing- und Goldtöne, die in den Augen schmerzten. Sie mochte fantastische Drachen- und Schlangenschnitzereien aus Mahagoni und Rosenholz und Möbel, die so ausladend waren, dass sie die Zimmer in ihrem Haus winzig erscheinen ließen. Ihr gefiel alles, was schimmerte und auffällig war, und sie verschmähte offenbar alles Gewöhnliche. Denn in ihrem Haus gab es nichts Gewöhnliches. Rein gar nichts.
    „Magst du Hunde?“ fragte sie Alex, als er zur Tür hereinkam.
    „Klar. Jeder mag Hunde.“
    „Na ja, meinen magst du vielleicht nicht.“ Sie steckte Daumenund Zeigefinger zwischen die Lippen und stieß einen so grellen Pfiff aus, dass Faith sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
    Auf der Stelle erschien ein winziger Chihuahua und baute sich mit gebleckten Zähnchen vor Alex auf. Der Junge ignorierte das drohende Grollen, ging auf alle viere, bevor Faith ihn zurückhalten konnte, und bellte zurück. Der Hund zog sich einen knappen halben Meter zurück – was angesichts seiner Größe einige Zeit in Anspruch nahm –, setzte sich auf seinen Hintern und betrachtete sein Gegenüber.
    „Ein kluges Kind“, meinte Dottie Lee. „Allem Anschein nach habe ich dich richtig eingeschätzt.“
    „Hierher, Kleiner“, sagte Alex und streckte die Hand aus. Der Chihuahua zog die Brauen hoch und machte einen Gesichtsausdruck, den Faith nicht für möglich gehalten hätte, wenn sie ihn nicht selbst gesehen hätte.
    „Kleine“, verbesserte Dottie Lee ihn. „Nefertiti. Kurz Titi.“
    „Hierher, Titi.“
    Titi zögerte kurz und schnellte dann in Alex’ Richtung. Er fing das Tierchen auf, klemmte es unter den Arm und stand auf. „Kennen Sie Alec, Dottie Lee?“
    „Wenn du Alec den Tonnenmann meinst, ja, natürlich.“
    „Alec der Tonnenmann?“ Faith folgte Dottie Lee durch mehrere Jahrhunderte unschätzbarer chinesischer Antiquitäten bis zur Rückseite des Hauses. Dottie Lees Esszimmer erstreckte sich dort über die ganze Breite, die Fenster reichten vom Boden bis zur Decke. Sie hatte eine unverbaute Sicht auf das Kennedy Center und das Watergate Hotel, aber auch auf die atemberaubende Key Bridge. Auch der Esstisch war wuchtig, aber jetzt, da die Wolken sich verzogen hatten, strahlte Tageslicht herein und ließ ihn kaumFurcht einflößend erscheinen. Er wirkte wie ein Löwe, der im Sonnenlicht döst.
    „So nennt er sich. Er hat früher in eurem Keller geschlafen, weißt du.“
    „Wirklich?“ Alex gesellte sich zu ihnen. Titi hatte die Augen

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