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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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konnte – gesund und rüstig.
    Faith und David hatten sich bemüht, ihren Kindern beizubringen, dass man Menschen in Not mit Mitgefühl und Mitleid begegnen musste. Thanksgiving begingen die vier traditionell so, dass sie in einem örtlichen Obdachlosenheim ein Abendessen ausrichteten. Jahrelang hatten Remy und Alex Tischdekorationen aus Buntpapier gebastelt und Leuten wie diesem Mann gefüllten Truthahn serviert.
    Jetzt begriff Faith, dass die Obdachlosen in ihrer warmen, geschütztenUnterkunft offensichtlich einen ganz falschen Eindruck hinterlassen hatten. Vermutlich waren die Kinder jedes Jahr mit dem Gefühl von dem Fest zurückgekehrt, dass eine gute Mahlzeit das Problem schon fast gelöst hatte.
    „Das einzig Abartige daran ist“, wandte sie behutsam ein, „dass er keine andere Chance hat, sich über Wasser zu halten.“
    „Er könnte arbeiten gehen.“
    Da Faith diesen Spruch auch von älteren und einflussreicheren Leuten kannte, konnte sie ihn Remy nicht verübeln. „Nicht ohne weiteres.“
    Alex berührte seine Mutter am Arm. „Glaubst du, er sucht nach Essen?“
    „Eher nach etwas, das er verkaufen kann.“
    „Vielleicht ist er hungrig.“
    „Kann sein.“ Faith war neugierig, was ihr Sohn vorhatte.
    „Er sollte arbeiten gehen.“ Remy wollte von diesem Gedanken nicht ablassen.
    „Er arbeitet doch, Remy“, hielt Faith ihr entgegen. „Auch wenn dir sein Job nicht gefällt. Er tut, was er kann.“
    „Ich werd ihn fragen, ob er Hunger hat“, sagte Alex. „Vielleicht möchte er ein Sandwich haben. Ich werd ihm erzählen, wie gut das Jumbo-Sandwich schmeckt.“
    Obdachlose waren keine streunenden Hunde, die man in finsteren Seitengassen füttern konnte und streicheln durfte, wenn sie nah genug herankamen. Man musste sie mit Respekt und, wie alle Menschen, manchmal mit Vorsicht behandeln. Andererseits sollte man Alex die Chance einräumen, einen hungrigen Fremden zu verköstigen. Faith war hin- und hergerissen.
    „Wir begleiten dich“, meinte sie.
    „Ich nicht.“ Remy trat einen Schritt zurück. „Auf keinen Fall.“
    „Gut. Hier ist der Schlüssel. Wir sehen uns zu Hause.“
    „Was ist nur in euch gefahren? Er könnte gefährlich sein.“
    „Wir sehen uns zu Hause.“
    „Das ist nicht mein Zuhause!“ Remy grabschte nach dem Schlüssel und überquerte die Straße, um einen weiten Bogen um den Obdachlosen zu machen.
    „Komm.“ Alex ging auf den Mann zu, und Faith heftete sich an seine Fersen.
    Knapp vor dem Mülleimer, den der Mann noch immer durchsuchte, blieb Alex stehen. „Hi“, begrüßte er ihn. „Irgendwas Brauchbares dabei?“
    Das war nicht gerade die Eröffnung, für die Faith sich entschieden hätte. Der Mann richtete sich auf und schaute ihn skeptisch an. Nachdem er Alex eine ganze Weile angestarrt hatte, sagte er: „Das ist meine Tonne.“
    „Oh, ich will nichts davon haben. Ich war nur neugierig.“
    Jetzt nahm der Mann Faith ins Visier. „Gehört der Ihnen?“
    Sie nickte. „Ohne Frage.“
    Ihr Lächeln überraschte ihn; seine Stirn glättete sich etwas. „Dann teilen Sie ihm mit, dass ich beschäftigt bin.“
    „Würde ich gerne, aber er ist unbelehrbar. Er möchte Sie etwas fragen.“
    Alex kam näher. „Ich habe gerade in der Snackbar dieses tolle Sandwich gegessen.“ Er zeigte in die Richtung. „Ich dachte, vielleicht wollen Sie auch eins. Darf ich Ihnen eins kaufen? Wir sind neu hier, und ich habe Sie gestern schon gesehen, und ich hab gedacht ...“
    Der Mann machte einen Schritt auf ihn zu. „Was hast du gedacht?“
    „Dass Sie vielleicht Hunger haben. Ich bin immer hungrig.“
    Faith legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter. „Wir wollen Sie nicht stören. Wirklich. Alex hat nur ...“
    „Alex? Du heißt Alex?“
    Alex nickte. „Hm-m. Und Sie?“
    „Alec.“
    Alex grinste. „Das macht die Sache kompliziert. Die Leute werden uns verwechseln. Cool.“
    Alec blickte Faith an, als könne er nicht glauben, dass sie dieses Kind in die Welt gesetzt hatte. „Ist der immer so?“
    „So ziemlich.“
    Er wandte sich wieder an ihren Sohn. „Was für ein Sandwich?“
    „Welches Sie wollen. Ich hatte das Jumbo-Sandwich, und es war so groß.“ Er gestikulierte mit beiden Händen.
    „Also, das ist ja witzig. Das Jumbo-Sandwich ist nämlich meine Lieblingssorte.“
    „Ach. Mögen Sie es auch am liebsten in einer Semmel?“
    „Auf jeden Fall. So schmeckt es am besten – nach meiner Meinung.“
    „Möchten Sie auch eine Cola?“
    „Du kannst wohl

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