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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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sich mir mit einer Miene zu, die keinen Widerspruch duldete. »Ja bitte?« sagte sie.
    »Könnten Sie mir sagen, wem dieses Haus gehört?« sagte ich.
    »Uns. Das heißt Lange.«
    »Ich habe gehört, daß die Wohnung in der obersten Etage frei sei«, sagte ich.
    »Was für ein Unfug«, sagte sie.
    Dazu war leider nicht viel zu sagen. »Etwa nicht?« versuchte ich es weiter.
    »Nein«, sagte sie. »War sonst noch etwas? Wir haben viel zu tun.«
    Sie nahm ein paar Papiere vom Schreibtisch und zeigte mir deutlich, daß sie viel zu tun hatte.
    Ich sagte: »Und wer wohnt da?«
    Sie sah wieder auf. »Spielt das eine Rolle, wenn sie nicht frei ist?«
    Ich versuchte es noch einmal. »Vielleicht – schon.« Eine wohl eher klägliche Antwort.
    »Was ist denn los, Rigmor?« fragte eine Stimme durch den roten Vorhang. Ein Mann in den Vierzigern, der versuchte zwanzig Jahre jünger auszusehen, tauchte auf. Aber das Hemd war zu grell und der Bauch zu dick. Und obwohl das Haar sorgfältig über der beginnenden Glatze drapiert war, konnte er schwerlich verheimlichen, daß er jenseits des letzten Weltkriegs geboren war. Sein Blick zeugte entweder von tiefer Traurigkeit oder von einem Kater. Jedenfalls sahen seine Augen miserabel aus. Unter der Nase hing ein struppiger kleiner Schnauzbart und fühlte sich unwohl. Einer Eingebung folgend tippte ich, daß es sich um Abr. Lange handelte.
    »Hier ist ein Herr, der behauptet, die Wohnung im Dachgeschoß sei frei«, antwortete Rigmor.
    Der Mann sah von ihr zu mir. Ich sagte: »Lange?« Er nickte. Ich sagte: »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Er sagte: »Nein.« In diesem Haus hatten sie alle immer die rechte Antwort parat.
    Ich sagte: »Zwei Sekunden.«
    Er sagte: »Nein.« Rigmor blickte mich triumphierend an.
    Ich sagte: »Was ist denn daran so schlimm? Wer wohnt denn in der Wohnung?«
    »Das müssen Sie Rigmor fragen. Solche Sachen regelt sie für mich. Ich hab keine Zeit.« Abr. Lange hatte den ganzen Tag damit zu tun, schwarze, nackte Bäume vor einer tiefstehenden, weißen Novembersonne zu fotografieren.
    Ich sah Rigmor an. Sie sah nicht aus, als hätte sie die Absicht zu antworten, falls ich es überhaupt wagte zu fragen. Ich seufzte tief. Es war nicht gerade ein Tag, an dem alles wie am Schnürchen lief. Eben ein Tag wie jeder andere.
    Lange stand eine Weile da und betrachtete mich. Dann sagte er: »Sind Sie immer noch da?«
    Ich sah mich um. »Ja.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Adam Finder. Universitatsstipendiat. Kriminologie.«
    Er beäugte mich skeptisch. »Finder?«
    Ich nickte.
    Er wandte sich an Rigmor. »Zeig ihm den Mietvertrag, dann hat er’s schwarz auf weiß, und dann raus mit ihm, zum Teufel. Wir haben keine Zeit für solchen Quatsch.« Mit einem resignierten Augenaufschlag machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder hinter dem roten Vorhang.
    Rigmor sah mich sauer an. Ich lächelte zurück. Ohne Eile zog sie eine Schublade auf, blätterte irgend etwas durch und zog eine Mappe hervor. Sie öffnete die Mappe, nahm einen maschinengeschriebenen Vertrag heraus und gab ihn mir. Sie tat mir einen Gefallen: Sie sagte kein einziges Wort.
    Ich las den Vertrag schnell durch. Er bestätigte, daß Herr Stein Wang die Wohnung seit dem 1. April letzten Jahres und bis auf weiteres, mit einem Monat Kündigungsfrist für beide Seiten, gemietet hatte. Die Miete betrug 300 Kronen im Monat, möbliert, und der Vertrag war unterzeichnet: Stein Wang, Rigmor Moe. Unter dem letzten Namen stand der Firmenstempel.
    »Dieser Wang«, sagte ich und sah auf. »Was macht der beruflich?«
    Sie antwortete, ohne von dem Papier, das sie vor sich hatte, aufzusehen, in einem Ton, der mit allem erdenklichen Nachdruck bezeugte, daß sie nur antwortete, um mich loszuwerden. »Er ist Vertreter für irgendeine Firma. Er ist viel unterwegs.«
    »Die Wohnung steht also oft leer?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Für welche Firma?«
    Sie sah auf und nannte den Namen einer Firma. »Ich glaube jedenfalls, daß er das gesagt hat. Ich weiß es nicht mehr so genau. Ich kann nicht behaupten, daß es mich sonderlich interessiert hätte.«
    »Wie sieht er aus, dieser Wang?«
    Sie fauchte: »Wollen Sie vielleicht auch noch die Farbe seiner Unterwäsche wissen?«
    Ich sagte: »Kennen Sie sie?«
    Das mußte sie einen Moment verdauen, und ich wiederholte die Frage: »Ja? Wie sieht er aus?«
    Sie war aufgestanden. Ich behielt ihre Karatehände im Auge, während sie auf mich zukam. Aber nichts geschah. Nichts Gravierendes.

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