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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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gefunden?«
    »Rate mal, wer die Aktienmehrheit in dieser Firma von Kvam hat – A/S Hjemmehjelp.«
    »Wer denn?«
    »Ein anderer Name, der ständig in den Gesprächen aufgetaucht ist, die wir in letzter Zeit geführt haben.«
    »Doch nicht …«
    »Doch, genau. William Moberg himself. Der Anwalt. Zieh dir das rein, Veum, und laß es ordentlich wirken. Na, da kriegst du Kopfschmerzen, was? Mach’s gut! Schönes Wochenende!«
    Und weg war er, genauso plötzlich wie immer. Und er hatte recht: Diese Information machte mir wirklich Kopfschmerzen. Sie war mindestens so effektiv wie die Bärentatze von Teddy Lund.
    Ich war noch immer groggy, als das Telefon zum zweiten Mal klingelte.
    Es war eine Stimme, die ich nicht sofort wiedererkannte. Sie klang bekannt, aber sie war verschleiert und etwas näselnd, als wäre der Anrufer betrunken. Es war ein Mann. Er sagte: »Veum? Ich würde gern – ich glaube, wir hätten eine ganze Menge zu besprechen …« Das Rollen der Rs, die leise, fast flüsternde Aussprache: Das war – das war – der Mann, der in dem Stuhl gesessen hatte, den ich jetzt anstarrte, das war der Mann, der sich Ragnar Veide genannt hatte, und der also nicht Ragnar Veide gewesen war, sondern der …
    Ich sagte: »Ach ja? Und wie nennen Sie sich jetzt?«
    Die Stimme am Telefon sagte: »Also, ich kann verstehen, daß Sie skeptisch sind, aber gerade darüber wollte ich reden.« Der Ålesunder Tonfall war unüberhörbar. Er war es. »Ich wurde dazu gezwungen. Sie – sie hatten mich in der Hand. Und glauben Sie mir: Ich habe es nicht leichten Herzens getan. Und als ich in den Zeitungen sah …«
    Die Zeitungen waren ziemlich zurückhaltend gewesen. Nur äußerst nüchterne Tatsachen waren nach außen gedrungen. Aber für die, die den Hintergrund kannten, mochte das erschütternd genug gewesen sein. Und der Mann, der sich Ragnar Veide nannte, kannte den Hintergrund – oder jedenfalls einen Teil davon.
    Ich sagte: »Also, wer sind Sie?«
    Er lachte leise und melodisch, wie ein Handelsreisender für Damenunterwäsche. »Das kann ich jetzt nicht sagen. Nicht hier. Wir müssen uns treffen, Veum, so schnell wie möglich. Ich habe – Informationen.«
    »Gut. Wir müssen uns treffen. Wann? Und wo? Können Sie hierher kommen?«
    »Wie wär’s mit dem gleichen Ort wie letztes Mal? Ich möchte am liebsten nicht rausgehen.«
    »Im Hotelzimmer?«
    »Ja. Zimmer Nummer 323, erinnern Sie sich?«
    »Ich erinnere mich.« Ich war noch einmal dagewesen, in der Zwischenzeit. »Wann?«
    »Ich müßte erst noch ein paar Sachen klarstellen. Sagen wir – in ungefähr einer Stunde?«
    »Ja gut. Ich werde da sein.«
    »Gut. Und, Veum – kommen Sie allein – bitte.«
    »Sind Sie menschenscheu oder so was?«
    »Ja. Wenn Sie nicht allein kommen, werde ich nicht da sein. Dann kommen Sie vergebens. Und ich werde meine Informationen mitnehmen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe. Ich bin in einer Stunde da. Bis dann.«
    »Ich warte hier, Veum. Bis dann.«
    Ich legte auf und starrte einen Moment aus dem Fenster. Die rote Fløienbahn hatte die Promsgate passiert und war auf dem Weg zum Fjellvei. Die blaue war an dem steilen Hang über Skansemyren. Ich hatte ein nervöses Ziehen im Körper, wie man es vor großen Ereignissen bekommt, bewußt oder unbewußt. Ich hatte das Gefühl, mich einem Nullpunkt zu nähern: einem Punkt, an dem alles auf dem Spiel stand und ich alles gewinnen oder alles verlieren konnte. Entweder reinen Tisch – oder game over.
    Ich hoffte auf das erstere.
    Ich befürchtete das letztere.

39
    Der Mann an der Rezeption hatte sich zur Feier des Tages fein gemacht. Er hatte das Frühstück weggeräumt, er hatte keine Lektüre vor sich liegen, und er hatte die Jacke an. Vielleicht hatte er Geburtstag, oder er feierte den Verlust eines lieben Freundes.
    Ich sagte, ich hätte eine Verabredung mit Veide, und er nickte stumm und automatisch. Wenn du ihm fünfzig Øre in die Schnauze stecktest, würde er singen »Somebody loves me«. Aber ich ging lieber in den zweiten Stock, zum Zimmer 323 und klopfte an die Tür.
    Niemand antwortete.
    Ich klopfte etwas stärker.
    Noch immer keine Reaktion.
    Ich drückte die Klinke herunter. Die Tür war offen. Sie ging so leicht, als sei sie frisch geölt. Ich ließ sie angelehnt und blieb draußen stehen.
    Ich witterte Böses.
    Der Mann, der sich Ragnar Veide nannte, hatte betont, daß er das Hotel nicht verlassen wollte. Er hatte gesagt, er würde auf mich warten, wenn ich allein käme. Und ich

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