Das Haus Zeor
erkannte.
Sie war eine große, robust gebaute Gen mit den auffallend hübschen Zügen der Alten, jung und gebräunt und lebendig.
Valleroy hielt ein paar Meter entfernt an, um zuzusehen, wie zwei Jungen das letzte Stück biegsamer Verglasung zurechtschnitten und dann festnagelten, als wäre es Leinen. Er nahm seinen Mut zusammen und näherte sich Yenava. „Entschuldigen Sie …“
Sie wandte sich ihm mit einem augenblicklichen Lächeln zu, so echt, daß Valleroy am liebsten nach einem Zeichenblock gegriffen hätte. Statt dessen sagte er: „Ich bin Hugh Valleroy …“
„Ja, der Arensti-Gestalter. Kann ich etwas für Sie tun?“
„Ich würde gerne eine … unangenehme … Frage stellen.“
„Ich werde antworten, so gut ich kann.“
Valleroy räusperte sich und sprach leise genug, so daß es die Kinder nicht hörten. „Ich habe den Unterschied bei den Kindern hier zu denen … äh … außerhalb des Territoriums bemerkt. Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht wissen, ob sie Sime oder Gen sein werden?“
Sie lachte, ein spontanes, leichtes Lachen, nicht über ihn, sondern vor Überraschung. „Nein, natürlich nicht. Ein Kind ist ein Kind.“
Da war etwas klassisch Schönes an der Art, wie sie ihre Hände über ihrem eigenen zukünftigen Kind faltete und die beinahe erwachsenen in ihrer Obhut betrachtete. „Wir trainieren sie alle gleichberechtigt in den Techniken, den Wechsel zu überleben. Sie haben nichts zu fürchten, so oder so. Vielleicht ist das der Unterschied, den Sie sehen?“
Valleroy hatte keine Gelegenheit zu antworten, weder jetzt noch irgendwann. Fast zwei Wochen später und Meilen entfernt, als ein in einer eisigen Höhle gefangener Flüchtling, sollte er Gelegenheit haben, das, was sie gesagt hatte, zu überdenken.
In diesem Augenblick kam eine Gruppe Jungen aus dem fertiggestellten Gewächshaus, und sie trugen einen der ihren zwischen sich. Das Gesicht des Kranken war ziemlich bleich, so daß Valleroy zuerst dachte, er sei verletzt und habe einen Schock erlitten. Aber Yenava ging ruhig zu der Gruppe und ergriff den Arm des Patienten, wobei ihre langen Finger mit feinfühliger Sanftheit tasteten.
Dann schenkte sie dem Jungen ein blendendes Lächeln und sagte: „Glückwünsche, Rual!“
Rual hing noch immer schlaff in den Armen seiner Klassenkameraden, brachte jedoch ein tapferes Lächeln zuwege und würgte ein Flüstern hervor, das kaum bis zu Valleroy drang. „Für Zeor, auf ewig!“ Dann wurde ihm katastrophal schlecht, er übergab sich, und das direkt auf die Schuhe seiner Lehrerin.
Hastig wich Yenava zurück und rief nach einer der Sime-Lehrerinnen, die eine jüngere Klasse beaufsichtigte, welche Töpfe mit Erde füllte. Die Sime-Frau machte mit vier verschlungenen Tentakeln eine komplizierte Geste und sagte etwas zu ihrer Klasse, was einen Jubel hervorrief. Sie benötigte einen Moment, um sie wieder an die Arbeit zu schicken. Dann kam sie auf den leidenden Jungen zu, der jetzt auf dem Boden saß und sich von seinen Magenkrämpfen erholte.
Als würde nichts Ungewöhnliches geschehen, sagte sie: „Yenava, wie geht es dir?“
„Wie könnte ich mich an einem so schönen Tag unwohl fühlen?“
„Das freut mich. Weißt du“, sagte sie, wobei sie den betroffenen Jungen anblickte, „deine Wissenschaftsklasse scheint das Glück gepachtet zu haben.“
„Das ist mir aufgefallen. Muß an der Tageszeit liegen.“ Sie schaute Rual nachdenklich an. „Arriss, meinst du, wir sollten Klyd bitten herauszukommen?“
Jetzt kniete sich Arriss ein wenig besorgter neben den Jungen. „Fühlst du dich schon besser?“
„Nein“, keuchte er. „Warum hört es nicht auf?“
Valleroy konnte Schweißperlen auf dem Gesicht des Jungen entstehen sehen. Sein eigener Magen zog sich vor Mitgefühl zusammen. Er war ein wenig über sich selbst überrascht, wie ruhig er einem Wechsel zusah, einer Szene, die an den Gen-Schulen, die er besucht hatte, immer ganz anders verlaufen war. Der Sime, der vom Wechsel ergriffen wurde, während er sich unter Gens aufhielt, war verloren.
Arriss’ kundige Finger und Tentakel tasteten über Ruals ganzen Körper. Etwas, das sie tat, ließ ihn wieder erbrechen, deshalb hielt sie seinen Kopf, bis das Würgen nachließ. Dann wandte sie sich an einen seiner Gefährten. „Hol den Sectuib. Es könnte eine Stockung sein.“
Die beiden Frauen berieten sich erneut, während die Klasse an ihre Aufgabe zurückkehrte, als geschehe dies jeden Tag. Wahrscheinlich ist das
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