Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
Vom Netzwerk:
leben, Geizhals!“
    Vrian, dessen Zorn sichtbar wuchs, starrte Valleroy an. Plötzlich trat Nashmar an Vrians Tür heran und zog sie auf, als wäre sie nie verschlossen gewesen. Wortlos beobachtete der Kanal den Gefangenen, wartete auf ein Zeichen.
    Aus seinen Augenwinkeln heraus sah Valleroy Loyce eine Position zwischen Nashmar und Vrian einnehmen, jedoch ein wenig mehr zur anderen Seite hin. Hinter ihm wich Klyd zur Außentür zurück. Die Konfrontation wurde immer angespannter.
    Ein Zeichen mußte zwischen Nashmar und Loyce gewechselt worden sein, denn gerade, als Valleroy dachte, Vrian würde den Kanal angreifen, packte Loyce die Gen-Hand und vereinte sie mit der des Simes, wobei er seine eigene Hand mit einem seltsamen Streicheln zwischen den beiden anderen hervorzog.
    Einen Moment später schloß Nashmar vollen Kontakt. Vrian ertrug diese Umarmung wie gelähmt. Nashmar war fast so groß wie der Gen, aber nur ungefähr halb so schwer. Als sich Vrian zu wehren begann, wurde dennoch offensichtlich, daß der Sime der Stärkere war. Allein durch Nashmars Einverständnis endete der Kontakt.
    Vrian taumelte zurück, plötzlich aus dem Gleichgewicht. Er erbrach sich gegen den Türpfosten und wischte den Mund am Ärmel seines Overalls ab. Er konnte seinen Blick nicht von dem Kanal abwenden, der teilnahmslos vor ihm stand. „Ich habe nichts gespürt. Warum hast du nichts getan?“
    „Ich habe etwas getan. Du kannst jetzt gehen.“
    „Was?“
    „Im Speiseraum wird um diese Zeit das Mittagessen ausgegeben. Wenn du Naztehr Hugh freundlich fragst, wird er dir den Weg zeigen.“
    „Ohne meine Brüder gehe ich nirgendwohin!“
    „Wohin sie gehen, liegt bei ihnen“, sagte Nashmar und wandte sich dabei dem dritten Bruder zu, dem stillen Prins. „Du willst es jetzt versuchen?“ Ohne auf Zustimmung zu warten, zog Nashmar die Tür auf und trat in den Raum dahinter. Das Geräusch einiger Schritte war zu hören – dann herrschte Stille. Prins war der jüngste von den dreien, dachte Valleroy, und wahrscheinlich schon die ganze Zeit dazu bereit gewesen.
    Gleich darauf kam Nashmar heraus, gefolgt von Prins, der vor Vrian stehenblieb und wie ein kleiner, beim Schabernack erwischter Junge den Kopf hängen ließ.
    Jetzt stand der Kanal vor Grenel, der wild grollte. „Nicht mit mir!“
    Vrian schob Prins beiseite und trat vor seinen gefangenen Bruder hin. „Halt den Mund, Grenel! Willst du den Rest deines Lebens da drinnen verbringen?“
    Sie funkelten einander für einen Augenblick an. Dann zog Nashmar Grenels Tür auf. Grenel wich zurück und duckte sich wie ein Ringer, der sich auf den tödlichen Zugriff vorbereitet. Nashmar warf die Tür zu. Mit einem Knall schloß sie sich. „In Ordnung. Wenn du es so haben willst, können wir auch ohne dich auskommen.“
    „Grenel“, sagte Vrian, „sei kein Dummkopf!“
    Grenel richtete sich auf und kam an die Stäbe zurück. Nashmar öffnete die Tür, ließ ihn heraus. Geschmeidig schob sich Loyce dazwischen und stellte den Kontakt her.
    Vom ersten Augenblick an wehrte sich Grenel, aber gegen den Sime hatte er keine Chance. Als Nashmar fertig war, ließ er den großen Gen los. Von diesen unfreiwilligen Spendern der Allgemeinklasse entzog ein Kanal das Selyn nur sehr langsam und nur von den sehr seichten, oberflächlichen Ebenen. So konnte er ihr Feld auf den Ruhebereich reduzieren, wobei er dem Spender überhaupt keine Empfindung verursachte. Aber selbst so war das gesammelte Selyn ausreichend, um einen gewöhnlichen Sime beinahe einen ganzen Monat lang zu stärken, da die Methode des Kanals nicht so verschwenderisch war wie das Töten.
    „Siehst du“, sagte Vrian, „jetzt können wir alle gehen.“ Es war selbst für Valleroy offensichtlich, daß Vrian etwas anderes als Mittagessen im Sinn hatte. Auch Nashmar bemerkte das. „Selbst Gens aus den Haushalten sind dort draußen nicht sicher. Eure Rechnungen sind bezahlt, und ihr seid jetzt feldschwach. Ihr seid willkommen, euer Glück zu versuchen. Aber warum kommt ihr nicht mit nach oben und eßt erst etwas zu Mittag?“
    Prins raffte sich auf zu sprechen. „Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich bin hungrig. Ich möchte ungern auf leeren Magen gefangengenommen werden.“
    Nashmar akzeptierte dies als Zustimmung von ihnen allen dreien und dirigierte seine Neulinge durch die äußeren Türen. „Gut. Ich bin sicher, wir gefallen euch viel besser, wenn ihr uns erst einmal kennengelernt habt. Nach dem Essen nehme ich euch

Weitere Kostenlose Bücher